Kapitel 7

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Vorsichtig steckte ich den Bobby Pin durch das neumodisch wirkende Türschloss.
In Filmen waren die Schlösser immer alt und wahrscheinlich war dann die Chance, das man die Tür aufknacken könnte größer, aber man sollte nichts unprobiert lassen.
„Fang nie an aufzuhören,
hör nie auf anzufangen.", wie meine Oma immer zu mir sagte.
Sie war eine alte,kluge Frau.
Und genau diese Einstellung hatte mir schon oft gezeigt,dass man alles probieren muss um eine Lösung zu finden.
Einfach Alles!

Ich drehte den Bobby Pin mehrmals nach links.

Nichts passierte.

Dann drehte ich ihn nach rechts.

Wieder nichts!
Ich wollte schon aufgeben, doch dann machte ich mir Mut und  versuchte den Bobby Pin gleichzeitig hochzuhalten und zu drehen.

Und tatsächlich!
Es klackte etwas!

Ich zog den Bobby Pin noch schnell aus dem Schloss und steckte ihn mir ein,falls ich ihn nochmal benötigen würde .

<Hmm.
Soll ich direkt rausrennen oder lieber geheimhalten, dass ich die Tür aufbekommen hatte und warten bis die Männer auf gar keinen Fall mehr da sind.
Ok Pro und Kontra.
Also...
Wenn ich direkt losrenne  kann ich mit Glück entkommen oder sie könnten mich bei dem Fluchtversuch schnappen und dem fiesen der beiden Männern möchte ich erst gar nicht begegnen.

Und wenn ich stattdessen warte bis es Nacht ist und die Männer wahrscheinlich schlafen,dann wäre die Chance größer nicht erwischt zu werden.
Aber was ist mit Julia!
Vorher muss ich sie finden!
Ich kann sie doch nicht alleine hier lassen!

Aber ich weiß ja eigentlich auch gar nicht ob Julia wirklich hier ist.

Was mache ich jetzt nur?!>

Aus Instinkt lies mein Körper mich nicht lange nachdenken und ich lief einfach los.

Doch ich stoppte ganz schnell wieder.

<Nein du kannst nicht einfach abhauen,wenn eine Person vielleicht deine Hilfe braucht.
Das geht nicht!>
dachte ich mir und beeilte mich beim umkehren.

<Aus welcher Richtung war ich eigentlich gekommen?>

Ich befand mich wahrscheinlich in einem langen, unterirdischen Flur, mit vielen weißen Holztüren, die alle gleich aussahen.
Ich dachte darüber nach aus welchem Zimmer ich herausgekommen war und aus welcher Richtung ich kam, war mir aber mit meiner Vermutung, dass ich von dem hinteren Teil des Ganges kam, nicht ganz sicher.

Unsicher ging ich zurück und schaute nach ob eine der Türen offen stand.
Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass die Männer meine Flucht vielleicht erst später bemerkten,wenn die Tür geschlossen war.

Wie schon vermutet, hatte ich die Tür nicht geschlossen. Ich schloss die Tür bevor ich noch weiter zurück lief, um alle Räume systematisch abzusuchen.

Am Ende des Flures, drehte ich mich um und öffnete die nächstgelegene Tür.

Fast hätte ich laut aufgeschrien,konnte mich jedoch gerade noch so beherrschen.
<Ih, ich hasse Spinnen!>
War das erste was mir durch den Kopf ging.

Aus welchem Grund auch immer hasse ich kleine Spinnen, fand große Spinnen dafür aber eigentlich ganz Okay.

Schnell und ruckartig schloss ich die Tür und huschte noch schockiert direkt zur nächsten.
Inständig hoffte ich, dass mich dort nicht die nächste keine kleine Spinne erwarten würde.
Glück gehabt.
Der Raum war bis auf einen Teppich komplett leer.
Der Teppich hatte ein modernes Muster und sah neu aus, weswegen ich nicht verstand, wieso man ihn in diesen verlassenen Raum gelegt hatte.
über den Teppich machte ich mir jedoch keine weiteren Gedanken.
Ich wollte viel lieber alle Zimmer hinter mir haben, um dann schnell, zusammen mit Julia zu fliehen.

Die nächsten Zimmer waren genauso uninteressant wie die ersten beiden Räume,
denn die meisten davon waren entweder komplett leer oder mit alten Möbeln vollgestellt.

Doch als ich in dem 11. Raum stand,es gab wirklich sehr viele Zimmer, war ich so fasziniert von dem ihm, dass ich direkt eintrat und mir alles genau ansah.
Bücher! Überall Bücher!
Sie waren in Regale gequetscht,die sich an sämtlichen Wänden des Zimmers befanden, lagen auf Tischen, und stapelten sich teilweise bis zu 1,50m hoch auf dem Boden!

<Wow!
Wer hat so eine wunderschöne Bibliothek hier unten versteckt?
Als wollte die Person nicht, dass es jemals jemand anderer sieht.>

Wie ich schnell bemerkte waren die Bücher nach Autoren sortiert. Alle Bücher, die ein Autor geschrieben hatten standen entweder von den anderen Bücher abgetrennt im Regal oder lagen in Stapeln auf dem Boden oder auf Tischen.

<Wie viel Zeit hat sich wohl der Besitzer dieser Bibliothek genommen, nur um die Bücher nach ihren Autoren zu sortieren?>

Ich nahm mir ein Buch aus dem Stapel der direkt neben mir lag.
Die Autorin dieses Buches war Virginia Woolf.
Ich hatte bereits ein Buch von ihr gelesen.

Das Buch, welches ich in der Hand hielt, hatte als Cover ein paar vergilbte,etwas älter wirkende Notizseiten,auf denen in Schreibschrift geschrieben war.
Es hieß „ Tagebücher".
Ich fand den Titel recht interessant und laß mir deswegen die Buchbeschreibung auf dem Buchrücken durch.

In Virginia Woolfs künstlerischem Schaffen waren die Jahre 1925 bis 1930 eine besonders produktive Zeit. "Mrs Dalloway", von ihr selbst einmal als der gelungenste ihrer Romane bezeichnet, und der erste Band der Essaysammlung "Der gewöhnliche Leser" kamen 1925 heraus, von der Presse viel beachtet und gelobt. Im folgenden Jahr nahm der Roman "Zum Leuchtturm" Gestalt an; er erschien 1927. Tatsächlich schrieb sie "Orlando", ihre Huldigung an Vita Sackville-West, innerhalb eines halben Jahres, von Oktober 1927 bis März 1928. Im Februar 1930 schließlich erschien ihr berühmter großer Essay "Ein Zimmer für sich allein".

Ich fand das Buch schließlich doch recht langweilig und fragte mich dann, wieso ich mir eigentlich Bücher ansah, obwohl ich doch eigentlich Julia finden wollte.

Ein seltsames Geräusch erklang.
Dann wurde es gleichmäßig.
Schritte!

<Wieso konnte ich nicht in meinem Verlies warten ?!
Was mache ich denn jetzt?!
Ok bleib ruhig.
Such eine Lösung.
Es wird schon nicht auffallen,dass ich die Tür aufknacken konnte.>
Ging mir als allererstes durch den Kopf.

Die Schritte wurden lauter und ich wusste noch nicht recht was ich unternehmen sollte.

Kurz bevor die Person, wahrscheinlich war es einer meiner Entführer, die Bibliothek erreichte, hatte ich die Tür noch schnell,ganz leise hinter mir zugezogen.

Zitternd und voller Angst stand ich an der Tür und hoffte inständig, dass die Person, die heruntergekommen war, nicht in dieses Zimmer wollte oder meine Flucht bemerkte...

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