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Ich sah einen Stapel Papier auf dem Wohnzimmertisch liegen, lief näher hin und entdeckte einen Brief mit der Adresse von Kiras Elternhaus in San Diego. Instinktiv und ohne nachzudenken, dass es etwas Privates von ihr sein könnte, nahm in den Brief in die Hand. Er war ziemlich vergriffen und schon geöffnet.

Zu meiner Verwunderung kannte ich diesen Brief und wusste sofort von wem er war.

„Du hast ihn schon gesehen? Ich habe alle Briefe wieder gefunden. Die wollt ich dir sowieso noch zeigen.", sagte Kira die in das Wohnzimmer gelaufen kam. Dann öffnete sie den Schrank und zog aus dem untersten fach einen Korb randvoll mit Briefen heraus.

„An diese Briefe habe ich schon gar nicht mehr gedacht. Das ist ja schon ewig her.", sagte ich und kniete mich hinunter zu dem Korb. Sie hatte alle aufgehoben.

„Als ich letztens nach Hause gefahren bin, hab ich sie auf dem Dachboden gefunden. Ein Wunder, dass sie Mum nicht schon längst weggeworfen hatte." Sie trank einen Schluck aus ihrem Glas mit Wasser. Die Erinnerung an diese Briefe war wirklich ein Flashback der sich gewaschen hatte. Mit großen Augen griff ich in den Korb, Kira stand grinsend neben mir.

„Wie hieß er noch gleich?" Ich wendete erstaunt ein paar der Briefe in meiner Hand. Dann zog ich einen beliebigen aus einem Umschlag und suchte seinen Namen.

„Kyle.", las ich und Kira sagte es gleichzeitig mit. Wir sahen uns an und lachten.

Kyle spielte die Hauptrolle in unserem Leben als wir zwölf oder dreizehn waren. Alles begann mit diesem Luftballon den wir an einem Waldweg gefunden hatten. An ihm hing ein Zettel mit einer Adresse aus Kanada daran.

Ich wusste schon lange nicht mehr was genau darin stand. Er schrieb jedenfalls, dass er gerade mit seinen Eltern in San Diego Urlaub machte und gerne einen Brieffreund hätte, aber glaubte keinen hier im Urlaub zu finden. Deshalb hatte er diesen Luftballon losgelassen und wir hatten ihn gefunden.

Natürlich schrieben wir ihm zurück und so entwickelte sich die Kyle-Brieffreundschaft. Wir schrieben uns so viele Briefe, dass sogar die Postboten davon wussten. Alle kamen an Kiras Adresse. Hätte sie diese Briefe nicht wieder gefunden, hätte ich wahrscheinlich Jahre noch nicht daran gedacht.

Wir setzten uns auf die Couch und öffneten einen Brief nach dem anderen, lasen ihn uns vor und lachten uns kaputt. Teilweise diskutierten wir über die beklopptesten Themen. Ich hätte zu gerne unsere Briefe von damals gelesen.

„Hier ist der Brief in dem er uns erzählt, dass es fair wäre wenn auch er einen Freund dazu holen dürfte, weil wir doch auch zu zweit waren. Diese Briefe sind der Hammer.", sagte Kira und lehnte sich lachend zurück.

„Daran kann ich mich noch erinnern. Wir hatten Ewigkeiten darüber gesprochen, ob wir es ihm wirklich erlauben sollen.", meinte ich und wühlte erneut in den Briefen.

Ich war so konzentriert, dass ich erschrak als es an der Tür klingelte.

„Das ist bestimmt die Pizza.", trällerte Kira und lief in den Flur zur Haustür.

Der Hunger lockte mich von den Briefen weg und in die Küche nachdem Kira bezahlt hatte und der Lieferant gegangen war. Durch den ganzen Stress hatte ich total vergessen etwas zu essen und sowas passierte mir äußerst selten.




The PromiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt