3. Kapitel

65 4 3
                                    

Ayleen's Pov

Die nächsten Tage passierte nichts bedeutendes. Jeden Tag sah ich den roten Wolf vor meiner Hütte sitzen. Manchmal versteckte er sich auch im Gebüsch, als wartete er darauf, dass ich raus kam, um mich zu überraschen. Er wusste, dass das Häuschen bewohnt war, da war ich mir sicher. Einmal hatte er sich näher heran getraut, als die anderen Male. Er war bis zur Haustür vorgedrungen, schnüffelte und kratzte daran. Er versuchte schon, sie umständlich mir der Pfote zu öffnen. Glücklicherweise kam Leyla genau in diesem Moment. Als sie ihn sah, ging sie sofort in kampfstellung und knurrte ihn an. Er  war offensichtlich verwirrt, zog aber dann schliesslich Leine.

Am nächsten Tag beschloss ich eine Art Ausflug zu machen, heraus aus meinem Territorium, um ungestört darüber nachdenken zu können, was ich mit dem neuen Rudel tun sollte. Ich weiss, dass ich deswegen erst gerade in der Stadt war, aber vielleicht half mir ja der Wald und die gewohnte Umgebung? Ich seufzte. Ich werde mich wohl nie entscheiden können.
Ich lag gemütlich auf einer kleinen Lichtung und war kurz vor dem Einschlafen. Wie erwartet, dachte ich gar nicht über das neue Rudel nach, sondern verbrachte meinen Nachmittag mit Nichtstun. Plötzlich hörte ich von der anderen Seite der Lichtung ein Rascheln und ein knackender Ast. Erschrocken fuhr ich hoch und versteckte mich hinter der nächsten Hecke. Nachdem ich die Situation kurz analysiert hatte, kam ich zu dem Schluss, dass zwei Wölfe die Störenden waren. Und wie es das Schicksal wollte, war der eine Wolf mein Beobachter, der sonst eigentlich den ganzen Tag um mein Haus herumlungerte. Neben ihm lief ein grauer Wolf. Auch er war gross, doch nicht so gross wie Rosti, wie ich meinen Wolf genannt hatte. Sie schienen per Gedankenübertragung miteinander über etwas zu diskutieren. Ich nutzte ihre Unachtsamkeit und wollte davon schleichen, als es unter meinen Pfoten knackte. Sofort schreckten die Wölfe in meine Richtung.
Oh, Mann! Innerlich schlug ich mich auf die Stirn. Wie kann man nur Vampir und Werwolf gleichzeitig sein, aber immer noch solchen Lärm veranstalten? Langsam schlichen die zwei auf mich zu und öffneten ihre Gedankengänge so dass sie auch für mich erreichbar waren.
Wer bist du?, fragte Rosti herrisch und bewegte sich langsam in meine Richtung. Ich knurrte leise und bewegte mich rückwärts. Sofort blieb er stehen.
Wer bist du?, fragte er wieder. Verstehst du mich? Wieso bist du in unserem Revier?
Ich blieb still und setzte mich aufrecht hin. Vorsichtig und ohne hastige Bewegungen kroch er unter dem Busch hindurch zu mir. Wachsam beobachtete ich jede seiner Bewegungen, jederzeit bereit zu fliehen oder mich notfalls auch zu wehren. Ich machte vorsichtig zwei Schritte zurück.
Keine Sorge, wir tun dir nichts, wollte er mich besänftigen.
Auch der Graue kam jetzt auf die andere Seite. Langsam wurde mir das zu viel. Noch nie war ich einem fremden Werwolf so nahe gewesen und schon gar nicht zweien auf einmal. Eigentlich ware die einzigen Werwölfe, die ich je gesehen hatte, Rudellose, die auf der Durchreise waren. Und auch die hatte ich nur aus der Ferne beobachtet.
Bitte sag mir, was du auf unserem Revier suchst, Rosti näherte sich mir langsam und auch der graue Wolf kam in meine Richtung. Panik und Wut stiegen in mir auf. Sie nahmen mein Revier in besitzt und fragen mich was ich hier suche?! Wieder kamen die beiden näher und diesmal ging ich in Abwehrstellung und knurrte leicht. Sie sollten ja nicht denken, ich würde mich so leicht geschlagen geben. Ich hatte nicht vor zu kämpfen, aber wenn sie angriffen, hätte ich mich ganz sicher verteidigt.
Wir wollen dir nichts böses, solange du uns nicht angreifst und unser Revier ohne Probleme zu machen wieder verlässt, versuchte es Rosti erneut. Ich antwortete wieder nicht.
Okay, das reicht mir jetzt! Entweder du gehst jetzt freiwillig oder du wirst von uns wegbefördert. Du hast die Wahl, meldete sich nun auch der Graue.
Sprich nicht so unhöflich mit ihr, das bringt niemandem was!, wies Rosti den Grauen zurecht. Du wirst natürlich nicht von uns wegbefördert und wenn du mit einem bestimmten Anliegen zu uns gekommen bist, können wir uns selbstverständlich darüber unterhalten.
Ich war auf einmal völlig überfordert. Auf der einen Seite war da der graue Wolf, der mich so schnell wie möglich hier weg haben wollte, wenn nötig auch mit Gewalt, und au der anderen Seite war da Rosti, der unbedingt mit mir sprechen wollte. Um ehrlich zu sein, fand ich, dass Rosti ein wenig unvorsichtig handelte, denn wie konnte er wissen, dass ich wirklich nichts böses vorhatte? Ich handelte aus dem Instinkt heraus: Ich schlug dem grauen Wolf mir der Pfote eins auf die Schnauze. Die beiden erstarrten für einen Bruchteil einer Sekunde vor Überraschung, was ich als Vorteil nutzte. Ohne noch einmal zurückzublicken rannte ich mit Vampirgeschwindigkeit davon.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 06, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

lonely wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt