Gemeinsam

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Ehe sie sich versah hatte Edana sich vor sie gelegt und stupste sie mit der Nase an. Als wolle sie sagen, komm steig auf. Vorsichtig um die Kleine nicht zu verletzen griff sie in die Mähne. Sie zog sich hoch und setzte sich auf ihren Rücken. Sobald Fia richtig saß, stand Edana auf und galoppierte los. Trotz zusätzlichen Gewicht rannte sie schnell und lange. Nur weg von dem Mann und Breandan. Sie achteten sehr darauf von Dörfern und Höfen fernzubleiben. Als sie schließlich in einem kleinen Hain zum halten kam, brach die Kleine zusammen. Nicht mal Kraft zum zurückverwandeln hatte sie. Fia kuschelte sich an sie und deckte sie mit ihrem linken Flügel zu. Edana war auf der Stelle eingeschlafen.

Fia sah sich ihre scharfen Klauen an und wünschte sich das sie verschwinden mögen. Ehe sie sich versah hatte sie keine Klauen mehr sondern ihre zarte Hand zurück. Sie kratzte sich wie verrückt ihre Hand da die Verwandlung tierisch juckte. Vorsichtig streichelte sie mit der Hand über ihr seidiges Fell. Dann kam ihr die Idee sich komplett zu verwandeln. Sie konzentrierte sich und tatsächlich zogen sich ihre Schuppen, Klauen, Hörner und ihre Flügel zurück unter ihre Haut. Jetzt war sie wieder das zierliche Mädchen. Keiner hätte sie jetzt noch für ein Monster gehalten. Sie stellte sich vor, für immer so zu leben. Als ganz normales Mädchen. Aber sie spürte den Drachen in sich und wusste, mit dem Untier in sich würde es ihr niemals gelingen. Und sie ließ es zu das sie wieder Drache wurde.

Sie weinte bittere Tränen. Sie weinte lange. Um ihr verlorenes Leben, ihre Tante und um ihre Mutter, an die sie keine Erinnerung hatte. Im Grunde wusste sie nicht mal wer sie wirklich war. Alle Erinnerungen waren eine Lüge. Im Grunde hatte Fia nichts, außer der Gewissheit das sie ein Monster war. Nach langem Weinen schlief sie erschöpft ein. Und die Toten kamen erneut um sie zu quälen. Sie flüsterten ihr zu: "Räche uns! Dazu bist du geboren. Töte den falschen König!" Immer lauter und eindringlicher wurden die Stimmen. Fia konnte sich nicht dagegen wehren und aufwachen erst recht nicht. Sie war gefangen in dieser Traumwelt des Grauens. Sie war allein, allein mit ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung. Sie wehrte sich. Schlug und trat nach ihnen. Sie weinte und ließ allen ihren Tränen freien Lauf. Plötzlich spürte sie einen harten Tritt in der Hüfte und wachte davon glücklicherweise auf. Als sie ihre Augen öffnete sah sie als erstes Edanas besorgten Blick. Verwirrt schaute sie sich um und fragte: "Was ist passiert?" "Du hast geträumt." ,murmelte sie.

Fia erhob sich und streckte ihren schmerzenden Glieder. Währenddessen verwandelte sich Edana zurück in das kleine Mädchen. Als Fia sich gegen einen Baum gelehnt setzte, kam Edana zögernd näher. Mit sanfter Stimme meinte sie: "Du bist verletzt. Lass mich dir helfen." Fia knurrte unwirsch und legte ihre Flügel eng an. Edana bliebt beleidigt stehen. "Ich will nur helfen." Aber Fia knurrte erneut und kletterte auf einen Baum. Dort leckte sie die Wunden in den Flügeln. Instinktiv wusste sie das es helfen würde. Unter ihr raschelten die Blätter. Sie sah hinunter und war überrascht das die Kleine sich ein paar Äste unter ihr befand. Offenbar war sie mithilfe ihrer Klauen abdrücke die tief ins Holz gingen hochgeklettert obwohl sie soviel kleiner war. Leise grummelnd rückte sie ihre Flügel zurecht.

Sie wusste sie würde lange nicht fliegen können. Aber Breandan konnte es. Sie sorgte sich das er ihnen versuchte zu folgen. Als Edana endlich schlief überlegte sie wie sie das gehörnte Pony loswurde. Sie waren zwar zusammen geflohen aber ihr Instinkt gebot ihr Vorsicht. Sie war immer noch ihr Todfeind. So war nun mal. Eigentlich war sie ja ganz süß. Und sie verstand nicht warum ihr Instinkt sie vor ihr warnte. Warum sollten sie verfeindet sein? Sie dachte lange nach. Schließlich seufzte sie und hangelte sich vorsichtig runter. Als sie bei ihr angekommen war nahm sie Edana auf den Arm, sprang auf den Boden. Da sie sowieso nicht schlafen konnte lief sie los. Edana hielt sie vorsichtig fest sehr bedacht darauf sie nicht mit ihren Klauen zu berühren. Sie lief stundenlang. Hin und wieder stolperte sie oder verhakte sich mit Schweif oder Flügeln im Gestrüpp aber trotzdem lief sie weiter. Sie spürte das etwas hinter ihnen war. Sie wusste nicht wer oder was. Aber es war nicht freundlich gesinnt. Und sie spürte das es immer näher kam. Als es so nahe war das sie die Flügelschläge hören konnte warf sie sich in ein dichtes Gestrüpp, um nicht entdeckt zu werden. Das kleine Mädchen wachte auf aber bevor sie einen laut hervorbringen konnte, legte Fia ihr eine Klaue auf den Mund. Schlagartig spannte Edana sich an. Ihr ganzer Körper vibrierte. Es stand außer Frage das Edana sich verwandeln wollte. Kurz entschlossen gab Fia ihr mit ihrem hart geschuppten Kopf eine Kopfnuss. Schlagartig hörte das Vibrieren auf und ihr Körper entspannte sich als sie wieder ins Reich der Träume glitt. Fia wusste das wird Ärger geben. Dann hörte sie lautes Rufen und Brüllen.

Sie hielt den Atem an als sie die Stimme erkannte. "Fia, Schwester komm zu mir." Etwas hypnotisches lag in Breandans Stimme. Es war als zöge sie etwas zu ihm. Sie legte Edana in das weiche Gras. Wie in Trance folgte sie der Stimme. Bald stand Fia am Rand einer kleinen Lichtung. Zögernd blieb sie stehen und schnupperte. Es war dem Geruch nach zu urteilen nur ihr Bruder in der Nähe. Trotzdem wollte sie die Wiese nicht betreten. Irgendwas war daran falsch. Warum suchte er nach ihr? Er hat sich doch deutlich diesem Menschen unterworfen. Was wollte er? Misstrauisch beobachtete sie ihn aus dem Dunkel des Waldes heraus. Sorgfältig achtete sie darauf das der Wind sie nicht verriet. Dann fing sie an zu beobachten.

Breandan sah schrecklich mitgenommen aus. Überall waren schlecht verheilte und auch ganz frische Wunden. Sie überlegte. 'Vorhin sah er nicht so aus. Vorhin hat er vor Kraft nur so gestrotzt und keinen Kratzer am Körper. Hat der Mann ihn so sehr misshandelt?' Sein lautes Rufen unterbrach ihre Gedankengänge. "Fia ich weiß das du hier bist. Ich will dir nichts tun. Ich brauche deine Hilfe. Bitte hab keine Angst vor mir. Ich will weder dich noch die Kleine verletzen. Ich weiß aber auch das du mir nicht vertraust." Seine Stimme war immer dünner geworden. Dann brach er zusammen und regte sich nicht mehr. Fia verwandelte sich in das Mädchen das sie eigentlich war und schlich zu ihm hin. Reglos lag er im hohen Gras und reagierte nicht als sie sich näherte. Vorsichtig untersuchte sie ihn. Er war bewusstlos und litt unter hohem Blutverlust. Sie brachte ihn zu ihrem Versteck und verband ihn ziemlich behelfsmäßig. Jetzt konnte sie nur noch warten. Als dann schließlich Edana erwachte musste sie die Kleine davon abhalten Breandan nicht sofort zu töten. Edana war außer sich vor Wut. 'Nicht nur das Fia sie bewusstlos geschlagen hatte. Nein, jetzt hatte Fia auch noch diesen Mann angeschleppt der sie töten wollte.' "WILLST DU SO GERNE UMGEBRACHT WERDEN? BEVOR DU KAMST GING ES MIR GUT UND DIESER MANN WAR NETT." Sie bebte und zitterte vor Zorn. Aber noch hielt sie ihre Verwandlung zurück. Auf einmal verstand Fia warum ihr Instinkt sie vor diesem Wesen gewarnt hatte. Sie waren jähzornig und ohne auch nur ein bisschen Anstand und Nächstenliebe. Unwillkürlich wich Fia zurück und spannte sich innerlich an um sich jederzeit verwandeln zu können. Edana Verwandlung geschah schnell und die Augen des kleinen Einhorns glühten Blutrot. Und im selben Moment griff sie an. Der erste Angriff traf Fia unvorbereitet und sie wich nicht schnell genug aus. Das spitze Horn streifte ihre Schulter. Vor Schmerz schrie sie auf. Ohne ihr zutun oder ihren Wunsch übernahm der Drache ihren Körper und verwandelte sie. Erneut griff Edana an. Diesmal wich Fia aus und griff an. Mit ihren langen Klauen krallte sie sich an dem Hals des Einhorns fest. Als dieses sie abschüttelte, hinterließ sie eine tiefe Fleischwunde. Fia rollte sich ab und kam schnell wieder auf die Beine. Als sie die Kleine taumeln sah, hielt sie inne. Die Augen des Wesens änderten sich. Sie klärten sich und wurden wieder blau. Zitternd stand sie da und sah fassungslos auf das Blut das ihren Hals hinunter rann und tiefrote Spuren in dem weißem Fell hinterließ. Dann brach sie zusammen. Fia verband auch sie. Sie wusste, diese Wunde war nicht gefährlich. Während die beiden schliefen ging sie auf Jagd. Sie überließ dem Drachen die Führung und schlich sich in ein dichtes Gebüsch. Dort wartete sie auf Beute. Sie jagte wie damals als sie von zuhause weggelaufen war. Bald darauf hatte sie mehrere Kaninchen gefangen für sich und Breandan und buddelte noch ein paar Wurzeln für Edana aus. Dann kehrte sie an ihr Lager zurück


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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 14, 2017 ⏰

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Das DrachenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt