Kapitel VIII

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Kapitel VIII

Nachdem sie die Trainingshalle besucht hatten, wurden Mia und Sam zu einer Art Kessel aus, wie sie gelernt hatten, Häusern, geführt, in denen sehr viele ihrer Altersklasse lebten.

„Also, das hier nennen wir Internat, auch wenn es keines ist. Hier leben alle, die noch in der Ausbildung stecken", erklärte Sarah, die die Führung ihrer Gruppe wie selbstverständlich übernommen hatte. Elliot war auf wundersame Weise verschwunden, nachdem sie gegessen hatten. Sie standen auf einem riesigen Platz, um den herum Gebäude wie als Schutzwall standen, die sehr modern - sie hatten beim Essen viele Worte wie dieses gelernt – gehalten waren. Sarah deutete nach links: „Das da ist die Schule, die werdet ihr an den Tagen besuchen, an denen ihr nicht in der Trainingshalle seid. Aber erst mal zeig' ich euch was hier so los ist."

Über den ganzen Platz verteilt hatten sich junge Leute in kleineren oder größeren Gruppen zusammengefunden, manche schmökerten in Büchern, andere machten irgendeine Sportart und wieder andere saßen einfach nur beisammen und unterhielten sich. Doch was Mia als erstes auffiel: niemand saß allein. Dort wo sie früher gelebt hatten, war zwar auch nie jemand allein gewesen, aber hier setzten sie sich mit dem jeweils anderen auseinander, selbst wenn sie nur lasen. Es bestand eine Verbindung.

Sarah marschierte an den Gruppen vorbei über den gesamten Platz, gut 100 große Schritte zählte Mia, bis sie an einer von mehreren Türen ankamen. Sarah tippte an ein kleines, eckiges Ding neben der Tür. „Codeeingabe, ansonsten kommt ihr nicht durch diese Tür. Jede hier hat eine andere und der Scanner hat eure Fingerabdrücke eingespeichert, also kommt ihr nur in dieses Haus rein. Zahlenkombi bekommt ihr noch und ihr seid ja auch noch nicht gescannt", kommentierte Eva.

Ihnen wurden zwei, wie Maxim gesagt hatte, Wohnungen gezeigt, in denen sich eine Kochstelle, ein Schlafraum, ein Badezimmer und etwas, das sich Aufenthaltsraum nannte befanden. Diese „Wohnungen" waren bereits vollständig ausgestattet, selbst Kleidung befand sich darin.

Inzwischen hatten sie das Gebäude wieder verlassen, nachdem Mia und Sam sich in der ihnen zugewiesenen Wohnung umgesehen hatten und ein Klingelschild – so hatte es zumindest Eva genannt – geschrieben hatten. „Das ist so Tradition."

Sie standen bei einer Gruppe, die sich angeregt über Trainingsmethoden unterhielt, was Mia allerdings nicht sonderlich interessierte. Sie blickte sich lieber auf dem Hof um und entdeckte ein Mädchen, das sich irgendwie anders verhielt.

„Maxim", hauchte sie, „wer ist das?", Mia deutete auf das Mädchen.

„Wer? Ach, das ist Hannah", antwortete sie und drehte sich wieder zurück. Irritiert sah Mia sie an.

„Und...?"

„Was ‚Und...?'", Maxim machte ein bizarres Zeichen mit zwei Fingern jeder Hand in der Luft.

„Naja", Mia wurde diese Situation wirklich unangenehm. Aber Maxim schien nicht zu verstehen, was sie meinte, „sie verhält sich so... Weißt du? Und warum sitzt sie in einem Stuhl mit Rädern?"

Maxim rollte mit den Augen und fauchte: „Sie hat eine Behinderung. Hast du was dagegen?" Maxim musterte Mia von oben bis unten.

„Ähm...", das hatte Mia wirklich eingeschüchtert, „ich also... ich kenne so etwas nicht", gab sie zu.

„Wirklich nicht?", jetzt war auch Maxim erstaunt.

Mia fand das alles äußerst skurril. Warum vertraute sie diesen Menschen? Hätte sie vielleicht doch auf Sam hören sollen und das Weite suchen sollen? Doch nun standen sie in diesem Kessel aus Häusern und sie sah keine Fluchtmöglichkeit aus diesem Alptraum.

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