Drarry

Lorena

Harry saß mit seinen Freunden am Tisch in der großen Halle.
Am Nachmittag hatte das Auswahltraining für die Quidditch Mannschaften stattgefunden und er war natürlich wieder Sucher und Ron Hüter worüber sich alle drei sehr freuten.
Für Harry war Quidditch eine gute Ablenkung. Schon seit Tagen machte er sich Gedanken über Malfoy. Er war sich sicher, Malfoy würde allen bei der nächstbesten Gelegenheit sein Geheimnis erzählen. Potter, der große und berühmte Harry Potter war schwul.
Harry versuchte sich daran zu erinnern, was Hermine dazu gesagt hatte. „An dir wird sich deswegen nichts ändern und wer das anders sieht ist selber schuld. Wir werden immer zu dir stehen. Und meinst du nicht, dass es irgendwann doch rauskommt?"
Sicher würde es irgendwann rauskommen, doch jetzt fühlte Harry sich noch nicht bereit dafür. Es hatte ihn schon eine halbe Ewigkeit gebraucht, bis er es seinen besten Freunden anvertrauen konnte. Und jetzt wusste Malfoy Bescheid. Ausgerechnet.

Am Abend saßen Harry, Ron und Hermine im Gemeinschaftsraum und machten Hausaufgaben. Das gute an Harrys Outing war, dass er sich nicht mehr dafür schämte, anderen Jungs auf den Hintern zu gucken. Früher hatte er versucht, es nicht zu machen, weil er sich nicht eingestehen wollte, sich nicht für Frauen zu interessieren. Aber jetzt warf er gutaussehenden Jungs immer heimlich Blicke hinterher. Warum auch nicht?
Ginny kam zu ihnen gelaufen.
„Habt ihr schon gehört, wer der Sucher von Slytherin ist?", fragte sie.
Hermine zuckte zusammen, sie war so vertieft in ihr Buch gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, dass jemand gekommen war.
„Wer denn?", fragte Ron, der sich anscheinend freute einen Grund zu haben, von seinen Hausaufgaben hochzugucken.
„Draco Malfoy".
Harry starrte sie ungläubig an.
„Das kann nicht sein. Hat er sich wieder eingekauft?", fragte er.
„So ähnlich. Eine Freundin von mir aus Hufflepuff  hat das Auswahltraining gesehen und mir erzählt, dass er ein Mädchen vom Besen geschubst hat. Nur um als erstes den Schnatz zu fangen."
Harry schluckte. Was wenn Draco solche Methoden auch während einem richtigen Spiel benutzte?
Hermine knurrte. „Draco ist ein mieser Schummler!", rief sie.
„Unser erstes Spiel ist gegen Slytherin", sagte Ron. Alle warfen Harry einen mitleidigen Blick zu.

Es waren ein paar Tage vergangen seit dem Quidditch Training, als Lorena den Slytherin Gemeinschaftsraum betrat.
Draco probierte gerade einige Flüche an einer herumkrabbelnden Spinne aus, als er sie entdeckte und erblasste.
„Ähm... Hi Lorena", rief er ihr zu. Obwohl er immer noch sauer auf sie war und nicht mit ihr reden wollte, wäre es der Horror, wenn sie jemandem erzählen würde, was er getan hätte.
Lorena wirkte verwirrt, dann kam sie zu ihm. Draco wollte schon ausweichen, doch zu seiner Überraschung war Lorena nicht sauer.
„Herzlichen Glückwunsch, ich hab gehört du bist Sucher geworden."
Draco starrte sie an. Er wartete auf mehr. Doch da kam nicht mehr. Lorena hatte es ernst gemeint.
„Äh... Gehts dir besser?", fragte er.
„Ja, ich hab keine Schmerzen mehr. Madame Pomfrey konnte alles heilen."
„Das freut mich..."
Draco konnte sich nicht entschuldigen, doch er versuchte Lorena mit einem Blick zu zeigen, dass er das nicht gewollt hatte. Sie schien zu verstehen.
„Ich war ja ein bisschen selber schuld. Das war blöd, wie ich dich verfolgt habe. Ich wollte unbedingt Sucher werden. Typisch Slytherin, ich bin immer zu ehrgeizig. Wahrscheinlich bist du sowieso der bessere Sucher."
Sie lächelte und Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Er hätte alles verstanden. Wenn sie ihn angeschrien hätte. Oder geschlagen, wie Hermine. Oder sich einfach von ihm abgewendet hätte. Aber stattdessen entschuldigte sie sich bei ihm. Und dafür hasste er sie fast noch mehr. Denn auf einmal machte sich ein Gefühl in ihm breit, das schlimmer war als Schmerz. Ja, auch ein Malfoy hat mal ein schlechtes Gewissen.
Ohne noch etwas zu sagen, drehte Draco sich um und ging in seinen Schlafsaal.