B and the girl on the road-Iron's Sicht

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Die lange Straße erstreckte sich über 130km. Ich war hier schon oft mit meinem alten Jeep entlang gefahren, wenn mein Vater sich mal wieder übertrunken hatte. Mein Vater. Ich blieb stehen. Mein Vater der Regungslos auf unserem Wohnzimmerboden lag.
Langsam ließ ich mich auf meine Knie fallen und vergrub meine Hände tief in meinen Haaren. Verzweifelt kauerte ich mich auf das graue Betonflaster. Ich musste Stunden da gelegen haben und auf irgendetwas gewartet haben. Eine Art von Erlösung. Eine Erlösung von diesem Gefühl. Von dem Wissen meinen Vater ermordet zu haben.

Die Sonne begann bereits auf zu gehen doch was meine Aufmerksamkeit nun noch mehr in ihren Bann zog, zwei schwarze Wagen nährten sich mir, und ich lag immer noch auf der Straße. In kurzen Abständen erkannte ich das Blaulicht das die Umgebung der beiden Polizeiwagen in ein mattes blau tauchte, auf den Dächern der Autos. Scheiße. Reflexartig rollte ich mich in den tiefen Straßengraben der die Ränder der Strecke markierte. Gerade noch rechtzeitig bevor die Polizisten an mir vorbei rasten. Erleichtert atmete ich aus als mir jedoch auffiel das wir, ich, keine Nachtbarn mehr hatten und das Haus vor dem ich gerade weglief das Endhaus der Straße war. Erneut stockte mir der Atem. Die wollten zu meinem Vater. Der Postbote musste ihn im Wohnzimmer entdeckt haben. Wie er da lag.

Nach einigen Minuten rappelte ich mich auf und sprintete weiter. Hinter den Bergspitzen die sich vor mir in den Himmel streckten, erkannte ich graue Regenwolken und ich wollte mich ganz sicher nicht auf einem flachen Feld befinden wenn das Gewitter anfangen würde. Nach 30 Minuten erreichte ich die kleine Tankstelle die auf dem Weg in die Stadt lag. Aus Erfahrung versuchte ich gar nicht erst dadrin irgendwas zum essen zu kaufen. Jerry war sowieso nicht da. Obwohl die Sonne noch schien zog ich mir die Kapuze meines schwarzen Pullis über und vergrub meine Hände tief in den Taschen meiner Jeans.

Nach weiteren 2 bis 3 Kilometern entdeckte ich einen schwarzen Punkt in etwa 800 Meter Entfernung der in schlängelnden Linien über die Fahrbahn huschte. Das war nicht nur ein schwarzer Punkt das dahinten war ein Mensch. Vielleicht einer mit Handy. Ich würde es nicht rechtzeitig vor den Blitzen in die Stadt schaffen aber mit einem Auto sah das anders aus. Ich verfiel erneut in einen Laufschritt. Langsam wurde der Punkt immer deutlicher zu erkennen.

Ich verlangsamte meinen Schritt und begann zu rufen.

"Hey, du da vorne! Hey bleib stehen!", doch der Mensch drehte sich zwar um, jedoch tat er genau das Gegenteil von dem was ich erwartet hatte. Er kam nicht auf mich zu, er rannte vor mir weg. Verdammt. "Hey, hör auf zu rennen! Bleib bitte stehen!", brüllte ich erneut. Das brachte ihn jedoch unglücklicher Weise nur dazu noch schneller zu rennen. "Och komm schon wirklich?", sagte ich zu mir selber.

Ich schnalzte kurz mit der Zunge und rannte der Person hinterher. Nach einigen Sekunden trennten uns nur noch Meter. Der Mensch war eine junge Frau mit dunkelblonden langen Haaren. "Bleib weg von mir! Ich hab kein Geld. Ich rufe die Polizei!", rief sie über ihre Schulter. Jetzt musste ich lachen. Ich blieb stehen. Das Mädchen blieb ebenfalls stehen. "Wieso lachst du?", fragte sie empört. "Weil du denkst ich würde dich überfallen wollen. Obwohl ich dich nur fragen wollte ob du nen Handy hast", antwortete ich immer noch lachend und außer Atem. "Oh.", erwiderte sie beschämt. "Aber ich befürchte ich muss dich enttäuschen, hab keins."

"Na super.", sagte ich enttäuscht. "Ich meine, wer sich hier hin verirrt ohne Handy, muss echt einen vor'm Zaun haben."

"Dankeschön nett von dir.", erwiderte sie ironisch drehte sich um und setzte mit verschränkten Armen ihren Weg fort.

"Mann, so meinte ich das nicht. Du weißt schon, wieso würde jemand wie du...", ich blickte an ihrem gut gebauten Körper herunter "...Hierhin kommen? Mitten ins nirgendwo", fragte ich entschuldigend. Doch sie blickte mich nicht an, sondern kickte Steine vor sich ins hohe Gras rechts von uns. "Hör zu, es fängt gleich an zu gewittern, und dann kommt der Regen...", versuchte ich ihr klar zu machen doch sie unterbrach mich.

"Na dann wie gut das da oben ein Haus ist.", das Mädchen zeigte auf ein kleines weißes Häuschen zwischen zwei niedrigen Hügeln.

"Das hab ich noch nie gesehen.", sagte ich verdutzt.

"Typisch Männer. Machen nie ihre Augen auf, immer nur geradeaus genau auf die Frauen zu.", sagte sie gereizt zu sich selber während sie auf den kleinen Weg zu ging der von der Straße zu dem haus führte. Plötzlich hörte ich ein mir Bekanntes Geräusch.

Das Mädchen drehte sich ruckartig um und sagte laut: "Auto!"
"Polizei", ergänzte ich. "Noch besser.", fügte sie hinzu. "Nein ganz schlecht!", rief ich laut und warf mich gegen sie sodass wir beide im hohen Gestrüpp versanken. Die beiden Wagen rollten langsam an uns vorbei. Bis das Geräusch der Motoren deutlich abgeklungen war, drückte ich das Mädchen auf den Boden. Dann ließ ich sie los und wir rappelten uns auf. "Bist du eigentlich vollkommen bescheuert?", fragte sie wütend "Du hast uns soeben vor unserer Rettung versteckt!". Dann drehte sie sich um und stapfte den schmalen Weg hoch zum Haus.

Das Haus schien ein B&B zu sein also drückte ich die Tür auf und ließ die junge Frau vor mir eintreten. Der dunkle Flur der sich uns bot wurde nur von Kerzen erhellt. Eine dickliche, ältere Frau saß hinter einem kleinem Tresen und lotste uns zu sich.

"Zimmer?", fragte sie sympathisch. "Wir wollten hier nur das Gewitter aus sitzen. Wir haben kein Geld", sagte ich freundlich. "Doch haben wir. Was ist frei?", fragte das Mädchen schnell. "Aber eben als du weggerannt bist meintest du doch...", stotterte ich doch sie unterbrach mich erneut. "Das ich kein Geld habe? Ich hab gelogen."

Ich blickte sie fragend an. "Also ich hätte da nur noch ein Doppelzimmer übrig.", sagte sie leise. "Habt ihr das von dem alten McKenzie gehört? Er wurde heute morgen Tod in seinem Haus aufgefunden. Jedenfalls soll ne menge Blut aufgefunden worden sein!Er wohnte gleich die Straße runter. Schrecklich. Ich wette es war sein Sohn. Der ist nämlich spurlos verschwunden!", ergänzte sie.

"Wir nehmen es.", sagte ich geschockt und ergriff mit zitternden Händen unseren Zimmerschlüssel.

HighlandboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt