Ich wachte früh am Morgen auf. Die ganze Nacht über hatte ich schlecht geschlafen. Albträume hatten mich geplagt und jedes Mal bin ich schweißgebadet aufgewacht. Dementsprechend müde und kaputt sah ich jetzt auch aus. Ich stand auf und betrachtete mich selbst im Spiegel. Meine langen hellbraunen locken waren wild verstrubbelt und unter meinen Augen hatten sich Ringe gebildet. Seufzend verzog ich mich in mein Badezimmer. Es war riesig und ich liebte es. Während ich mir die Zähne putzte und mich fertig machte für den Tag, dachte ich darüber nach was mich erwartete. Bei dem Gedanken daran wurde mir ganz schlecht. Das Zimmermädchen hatte mir meine maßgeschneiderten Klamotten bereits an den Kleiderhaken gehängt. Es war ein schönes rotes Kleid und dazu passende Schuhe. Heute würde mich die halbe Welt betrachten. Jeder kannte mich und jeder wollte wissen was für einen Diener ich mir aussuche. Die Presse wird da sein, Fans, Neugierige und meine Familie. Sogar ein paar Polizisten werden da sein, falls irgendjemand auf die Idee kommen sollte mich in all dem Trubel zu überfallen. Ich streifte mir das Kleid über und zog die Schuhe an. Dann schaute ich nochmal in den Spiegel um meine Haare hochzustecken. Das Kleid gefiel mir, allerdings fand ich es unpassend zu diesem Anlass. Immerhin war es für mich nichts feierliches, einem Menschen seine Freiheit zu nehmen. Ich sah eher aus als würde ich auf einen Ball gehen oder auf eine Hochzeit. „Was soll das alles?", fragte ich mein Spiegelbild, als ob es mir eine Antwort geben würde. Jeder andere wohlhabende Mensch freut sich auf seinen 16. Geburtstag. Ganz nach dem Motto: „Yippie, endlich ein Diener!" Ich tat das nicht. Und das sah man mir an. Mein Gesichtsausdruck verriet mich zu sehr! Ich versuchte ein halbherziges Lächeln aber es sah zu verkrampft aus. So sehr ich mich auch anstrengte, es wollte mir einfach nicht gelingen heute glücklich auszusehen. Ich war es auch nicht. Aber jeder sollte denken dass ich es wäre also übte ich weiter an meinem Lächeln. Als ich mir dann endlich sicher war, dass man mir abkaufen würde fröhlich zu sein, ging ich runter um meinen Vater zu begrüßen. Ich fand ihn in unserem ebenfalls riesigen Esszimmer. Unser Haus glich mehr einem Schloss mit viel zu großen und viel zu vielen Zimmer. Es war schön aber für meinen Geschmack zu protzig. Warum mussten wir so einen Luxus genießen während anderen Leuten alles weggenommen wurde? Das werde ich wohl nie verstehen. Mein Vater saß am Ende des ewig langen Tisches und trank seinen Kaffee während er die Zeitung las. „Guten Morgen!", sagte ich und lächelte vor mich hin. Er blickte von seiner Zeitung auf, verschluckte sich und musste husten als er mich sah. Schnell rannte ich zu ihm hin um ihm auf den Rücken zu klopfen. Nach ein paar Mal husten ging es ihm wieder gut und er hob eine Hand um mir zu signalisieren dass ich aufhören kann. „Geht's?", fragte ich besorgt. Er nickte und betrachtete mich von oben bis unten. Ich drehte mich einmal langsam um ihm die ganze Pracht meines Kleides zu präsentieren. „Wann habe ich mein kleines Mädchen das letzte Mal so schön gesehen?", murmelte er und nahm mich in den Arm. Sobald ich mir sicher war, dass er mein Gesicht nicht mehr sehen konnte, verschwand mein lächeln. „Bist du aufgeregt?", wollte er wissen. „Nein.", antwortete ich schlicht und wartete darauf, dass er mich wieder loslassen würde um das Lächeln nicht zu verpassen. Wie erwartet schaute er mir kurz darauf prüfend in die Augen. Ich strahlte ihn an, so gut ich konnte. Dann lachte er und sagte mir ich solle meine Schwester holen damit wir los können. Also ging ich nach oben in ihr Zimmer, doch da war sie nicht. Toll, jetzt konnte ich sie suchen. Sie hatte ganze drei Spielzimmer und zwei nur zum Schlafen. „Mia?", rief ich den Gang entlang. Doch sie antwortete nicht. Ich lächelte. Nun war es ein echtes lächeln. Ich konnte sie kichern hören. Sie war in ihrem Lieblingszimmer. „Wo bist du Süße?", fragte ich, als ob ich sie nicht finden könnte. Sie wollte wohl unbedingt verstecken spielen. Langsam ging ich auf den Raum zu von dem aus ich sie hören konnte und öffnete die Tür. „Sag doch mal ‚Piep'!", rief ich und schaute mich um. In dem großen quadratischen Raum waren überall große und kleine Teddybären verteilt. Mia liebte es hier zu spielen. Früher hatte dieses Spielzimmer einmal mir gehört doch nachdem ich zu alt war um mich für das Spielen mit Kuscheltieren zu interessieren und sie geboren wurde, habe ich es ihr vermacht. Hinter einem der größten Bären konnte man ein kleines „Piep!", hören und ich tat als erstes so, als hätte ich es nicht gehört. Als wäre ich taub ging ich in dem Raum herum und schaute hinter jedem Teddy nach sodass es ihr mehr Spaß macht. Sie kicherte noch einmal und dann fand ich sie. Als sie mich bemerkte sprang sie auf und rief: „Kathi!" Wobei sie das ‚i' besonders lang zog. Ich lachte und nahm sie in die Arme. Sie hätte mich beinahe umgeworfen wenn ich das von ihr nicht schon gewohnt gewesen wäre. „Gefunden! Und, bist du fertig?", fragte ich nach einer Weile und schaute sie an. Mia trug ihr dunkelblaues Lieblingskleid und sah wie immer unglaublich niedlich darin aus. Sie nickte entschlossen und nahm mich bei der Hand. Ihre kindliche und unschuldige Art erfreute mich immer wieder aufs Neue. Als wir zusammen die breite Treppe herunterkamen stand Vater schon bereit in seinem Anzug und wartete auf uns. „Ich könnte schwören ihr beide wärt Zwillinge wenn ich es selbst nicht besser wüsste.", sagte er und lachte als er uns sah. Das stimmte wahrscheinlich sogar. Meine kleine Schwester sah exakt so aus wie ich, nur eben mit acht Jahren und kleiner. Sie hatte dieselben braunen Haare, dieselben klaren, blauen Augen und sie war genauso dünn wie ich. Hand in Hand gingen wir zusammen zu ihm. „Und, sehe ich auch so hübsch aus wie Kathi?", fragte Mia aufgeregt und hüpfte um Vater herum. Er lachte. „Viel hübscher!", er zwinkerte mir unauffällig zu während er das sagte. „Wie eine Prinzessin!", sagte ich daraufhin was ihre Augen erst recht zum Strahlen brachte. Das war typisch mein Vater. Er war eigentlich ein ernster Mann der kein Lob zu viel aussprach aber wenn es um seine Töchter ging, war er Feuer und Flamme. Er liebte uns abgöttisch und würde vor allem Mia jeden Wunsch erfüllen den sie hat. Manchmal habe ich das Gefühl er übertreibt es damit ein wenig. Es kommt nicht oft vor aber hin und wieder machen dieser Reichtum und dieses Verwöhnen Mia zu einer kleinen Zicke. Sie wird trotzig und folgt nicht mehr so wie früher. Aber an Tagen wie heute sah man wieder meine süße, kleine Schwester so wie ich sie kannte. „Na dann...", sagte Vater nachdem er fertig war mit herumalbern, „lasst uns gehen.".
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Metal Heart
Teen FictionStell dir eine Welt vor, in der die Armen von den Reichen unterdrückt werden. Ihre Körper sind wertlos und da sie sich wehren freiwillig für die reichen Menschen zu arbeiten, werden sie dazu gezwungen. In einer Welt voller Technik und Elektronik is...