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Wie zuvor geplant ging ich dann also mit Alexander ins Einkaufszentrum. Ich hinterließ meinem Vater einen Zettel, auf dem stand was ich tat, welches Auto ich nahm und das ich dann auch gleich Mia von der Schule abholen würde, er bräuchte sich also um nichts Sorgen machen. Danach holte ich noch meine Tasche und ging mit Alexander in die Garage um zwischen den 15 Autos die wir besaßen mein Lieblingsauto, den hellblauen Porsche zu holen. Da die Autos ja von selbst fuhren, durfte man bereits mit 15 ½ fahren, solange es die Eltern erlauben. Wir setzten uns rein, ich gab das Reiseziel in die Maschine ein, die automatisch erschien sobald man die Tür geschlossen hatte und wir fuhren schweigend in die Stadt. Es war kein langer Weg und ich hatte es eigentlich auch nicht eilig, war aber trotzdem froh als wir ausstiegen. Alexanders stechender Blick war mir nach wie vor unangenehm. 

Das Einkaufen heutzutage war auch nicht mehr das, was es einmal war. Nun waren es keine einzelnen Geschäfte mehr, sondern alle Filialen in einem riesigen Gebäude und je nach Stockwerk war dort die Ware. Es gab in jeder Stadt ein solches Einkaufszentrum und deswegen gab es kaum mehr kleine Geschäfte irgendwo anders. Unten waren meistens Lebensmittel und andere lebenswichtige Dinge, im Keller waren Möbelgeschäfte, in der Mitte sowas wie Klamotten, Schuhe und so weiter und in den oberen Stockwerken waren dann Elektronikfachgeschäfte, Bücher, Spielzeug, alles was einem Spaß machte. Zwischen all diesen Geschäften waren immer wieder Stände für Essen und Plätze zum Hinsetzen und ausruhen. Alles war verbunden mit Aufzügen und Rolltreppen, an normale Treppen war hier gar nicht zu denken. Selbst laufen musste man auch nicht, wenn man nicht wollte. Es gab sich bewegende Wege die einen von einem Geschäft zum nächsten fuhren aber man konnte auch auf dem normalen Weg laufen, was die wenigsten taten. Ich war eine von diesen Wenigen. Wie ein normaler Mensch lief ich, gefolgt von Alexander durch die Eingangstür und direkt zum ersten Aufzug, der sich vor mir öffnete. Alle Menschen die mir entgegenkamen starrten mich an, lächelten mir zu und einige wollten mich sogar ansprechen. Ja, ich war tatsächlich eine Berühmtheit und die Tatsache, dass mir ein Diener hinterherlief den hier sowieso jeder kannte seit wir im Internet zu sehen waren machte das nicht besser. Allerdings hatte dieser Begleiter auch seine guten Seiten. Er passte auf wie ein Wachhund, dass mir niemand zu nahe kam und erwiderte an meiner Stelle immer dass ich kein Interesse an Gesprächen hatte wenn jemand fragte. Wir bewegten uns gerade zu Fuß auf den ersten Lebensmittelladen zu, da kam mir doch tatsächlich ein Reporter entgegen. „Hallo! Katharina! Warten Sie!" rief er nach mir aber ich ignorierte ihn und hoffte inständig er würde von selbst wieder gehen, doch das tat er natürlich nicht. „Ich hätte ein paar Fragen zu Alexander wenn es Ihnen nichts ausmachen wü-„ er wollte noch weiterreden aber da packte Alexander sein Handgelenk und schaute ihm böse in die Augen. „Nein." war alles was er sagte, dann ließ er den Reporter wieder los und dieser machte sich sofort aus dem Staub. Mit großen Augen schaute ich meinen Diener an, in dem eindeutig der Beschützerinstinkt ausgebrochen war. Für einen Moment machte ich mir Sorgen über seine grobe Reaktion, aber im Endeffekt hatte er in meinem Sinne gehandelt und auch nicht übertrieben, oder? „D-Danke..." murmelte ich dann, drehte mich wieder um und steuerte auf die ersten Gänge zu. Natürlich fand ich alles was ich brauchte auf Anhieb, ich kannte die Läden hier so gut wie mein eigenes Zimmer. Ich war nach Alexanders kleinem Ausraster immer noch in Gedanken und verpasste deswegen beinahe den Moment in dem ich zur Verkäuferin kam. „Hallo? Jemand da?!" fragte sie und wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. „Oh, Entschuldigung! Ich weiß selbst nicht, wo mir heute der Kopf steht..." murmelte ich und reichte ihr das Geld bevor ich meine Sachen nahm und sie in die Plastiktüte stopfte. Wir gingen aus dem Laden raus und ich schaute auf meinen Einkaufszettel wo wir als nächstes hin mussten. Gerade als ich loslaufen wollte, tappte mir Alexander von hinten auf die Schulter. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich das gerne für dich tragen." sagte er und deutete auf die Plastiktüte in meiner Hand. Eigentlich war sie gar nicht schwer und ich war es gewohnt das selbst zu tragen aber er war mein Diener und ich konnte seine Beweggründe durchaus verstehen. Also reichte ich ihm mit einem Dankeschön die Tüte und lief voran zur Rolltreppe. Im 3. Stock angekommen steuerte ich zielstrebig auf meinen Lieblingsklamottenladen zu und kaufte mir dort die Hose die ich schon seit Wochen haben wollte. Ein Glück war sie noch da und sie passte auch auf Anhieb. Das neue Kleidungsstück besserte meine Laune wieder etwas und wir wollten gerade etwas essen gehen, da wurde ich auf einmal von einem Blitz geblendet. Verwirrt blinzelte ich und rieb mir die Augen. „Ja was zum..." ich wollte mich gerade darüber aufregen was das war, als ich die Photographin vor mir sah. Als sich unsere Blicke trafen lief sie Knallrot an und flüchtete in das nächstgelegene Geschäft. Oh nein, das war ein Fan. Ohne mich umzudrehen wusste ich ganz genau dass hinter mir mindestens ein Dutzend weitere Fans waren, weil ich sie kichern hören konnte und das klicken ihrer Kameras. Alexander war erstaunlich ruhig ihnen gegenüber und er lief, mit den Tüten in den Händen, stumm neben mir her. Selbst als ich mich ihm gegenüber bei einem der chinesischen Restaurants hinsetzte und einige Fans uns noch immer verfolgten, blieb er ungerührt. Eigentlich hätten mich diese verrückten Menschen die überall im Raum verteilt waren ja nicht gestört aber dafür den Restaurant Inhaber, der sie kurzerhand rauswarf. Erst da bemerkte ich, dass Alexander sich entspannte. Er war wohl doch etwas angespannt mit der Präsenz meiner Fans. Ich seufze und nahm das erste Stück Sushi zu mir. So wie es aussah, hielt ich mich schon wieder zu lang in der Öffentlichkeit auf und wenn mein Vater davon erfährt, wird er gar nicht begeistert sein.

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