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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fand ich mich in meinem Bett wieder. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich fühlte ihre Wärme auf meiner Haut. Es war ein schöner Morgen. Ich setzte mich hin und da viel mir wieder ein, was gestern überhaupt alles passiert war. Wie war ich in mein Bett gekommen? Ich konnte mich nicht erinnern. Ebenso wenig, das ich mich umgezogen hätte. Aber ich hatte mein Kleid vom Vorabend nicht mehr an. Ich trug meinen Schlafanzug. Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es bereits 11 Uhr morgens war. Mit einem Gähnen streckte ich mich und versuchte gar nicht erst darüber nachzudenken, wie das ging mit dem Umziehen. Genau in diesem Moment klopfte es an meiner Tür. „Ja?", sagte ich und kurz darauf kam Alexander herein. „Guten Morgen.", begrüßte mich dieser dann. Es war merkwürdig jemanden so früh am Morgen zu sehen. Normalerweise hielt ich mich erstmal immer von allen fern, nachdem ich aufgewacht war. Das wird wohl in Zukunft nie mehr so sein. „Dir auch einen Guten Morgen.", erwiderte ich mit einem Lächeln. Aus irgendeinem Grund machte mich seine Anwesenheit glücklich. „Hast du gut geschlafen?", fragte er und kam langsam auf mein Bett zu. Ich schlug meine Bettdecke zurück und stand schwungvoll auf. Zu schwungvoll. Ich verlor mein Gleichgewicht und wankte für einen Moment. Alexander kam mir sofort zur Hilfe geeilt um mich zu stützen. „Vorsicht.", murmelte er und setzte mich zurück auf die Bettkante. Ich hielt meinen Kopf bis der Schwindel vorüber war. „Danke. Und ja, ich habe geschlafen wie ein Baby.", antwortete ich ihm dann und sah zu ihm auf. Er hatte einen eigenartig besorgten Gesichtsausdruck aber immer noch zu leblos, um wirklich menschlich auszusehen. „Das ist schön.", sagte er darauf hin. Ich wartete vorsichtshalber noch einen Moment bevor ich mich traute noch einmal aufzustehen. Der Schwindel am Morgen war schon seit Jahren ein Problem bei mir. Mein Vater hatte mich mal dazu gedrängt das untersuchen zu lassen, allerdings wurde dabei nichts gefunden. Wahrscheinlich war einfach mein Gehirn in der Früh noch nicht fit genug um meinen Gleichgewichtssinn zum Laufen zu bringen. Sobald er begriff was ich vorhatte, hielt er mir eine Hand hinter den Rücken, für den Fall dass es erneut nicht klappen sollte. Doch diesmal war ich erfolgreich und stand wie eine 1. „Deine Klamotten liegen bereits im Badezimmer und ich habe Frühstück für dich gemacht. Wenn du willst, kannst du runterkommen und essen.", erklärte er mir. Ich war überrascht. Er war wirklich sehr zuvorkommend und hilfsbereit. „Das ist nett, Dankeschön. Ich komme sobald ich mich umgezogen habe.", sagte ich dann und verschwand im Bad. Schneller und viel fröhlicher als sonst zog ich mich um, kämmte mir die Haare, putzte die Zähne und ging dann nach unten ins Esszimmer. Auf dem Weg fiel mir auf, dass das komplette Haus blitz blank sauber war. Er hatte seinen Auftrag tatsächlich erfüllt. 

Am Tisch saßen bereits mein Vater und Mia und aßen das Frühstück. „Guten Morgen!", begrüßte ich sie überschwänglich und setzte mich auf meinen üblichen Platz. Dort stand bereits mein Lieblingsf rühstück und wartete darauf, von mir gegessen zu werden. „Guten Morgen.", sagten sie beide im Einklang. Ich nahm den ersten Bissen von meinem Rührei und trank einen Schluck Orangensaft. Es schmeckte grandios. Ich konnte mich nicht erinnern jemals ein besseres Rührei gegessen zu haben. „Also, ich muss schon sagen, ich bin angenehm überrascht von Alexander.", begann mein Vater nachdem er fertig war mit essen und sich seiner Zeitung widmete. „Wirklich?!", fragte ich ungläubig. „Absolut. Er hat dich gestern ohne dass ich ein Wort sagen musste in dein Zimmer gebracht, hat dafür gesorgt dass du umgezogen wirst, hat ganz alleine dann bis um 3 alles aufgeräumt und sauber gemacht. Heute Morgen hat er Frühstück gemacht, mit Mia die Hausaufgaben erledigt und immer wieder nachgesehen, ob du noch schläfst. Ich kann mich nicht erinnern dass ein Diener solche Sachen von allein machen sollte. Aber es gefällt mir.", erzählte er begeistert und las dann in seiner Zeitung. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Ich dachte einen Moment lang darüber nach, was er überhaupt gerade gesagt hatte. Dann fiel mir etwas ein. „Ähm... wer genau hat mich denn dann eigentlich umgezogen?", fragte ich vorsichtig. Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen Angst vor der Antwort. „Oh, das waren er und Mia zusammen.", sagte er ganz gelassen und las weiter. Ich schaute zu Mia die gegenüber von mir saß und mir nur einmal kurz zuzwinkerte. Was hatte sie nun wieder angestellt? „Mia...er hat aber nicht...also...er hat nicht wirklich... du weißt schon...", ich traute mich nicht den Satz zu Ende zu sprechen. Es war mir zu peinlich. Sie lachte nur. „Keine Sorge. Ich habe ihm die Augen verbunden. Ich weiß nicht wie aber er wusste was er tun muss und wie. Ich hab auch aufgepasst dass er nirgends hin fasst wo es dir peinlich gewesen wäre. Eigentlich hab den größten Teil an umziehen auch ich gemacht. Er musste nur helfen beim Halten.", erklärte sie mit einem frechen Grinsen im Gesicht. Nun war ich gleichzeitig erleichtert und mal wieder überrascht wie extrem tief ich schlafen konnte. Genau in diesem Moment kam Alexander aus der Küche wieder und schenkte meinem Vater frischen Kaffee in die Tasse. Bevor er ging, schaute er mir einmal kurz in die Augen. Es war nur ganz kurz aber ich konnte trotzdem nicht verhindern, rot zu werden. Er war tatsächlich besser als gedacht. Vielleicht nicht unbedingt menschlicher aber auf jeden Fall hatte er etwas Eigenes. Als ich fertig war mit Essen, räumte Alexander ab und spülte auch. Er schien zufrieden zu sein mit dem, was er hatte. Oder ich bildete es mir nur mal wieder ein. Heute hatte ich nichts zu tun außer zu faulenzen. Ich ließ mir noch etwas Zeit um mit meiner Familie zu reden, bevor ich in mein Zimmer ging. Dort angekommen legte ich mich erstmal aufs Bett und begann zu lesen. Nach einer Weile fiel mir allerdings auf, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte worum es in dem Buch gerade ging. Die ganze Zeit über hatte ich Alexander in meinen Gedanken und konnte mir nicht erklären warum. Ich war so versunken in meinen Tagtraum das ich aufschreckte als es plötzlich an meiner Tür klopfte. „Herein!", rief ich hastig und versuchte normal auszusehen. Eigentlich erwartete ich dass Alex wieder kommen würde doch stattdessen kam meine kleine Schwester auf mich zu gerannt. „Kathiiii!", schrie sie und hüpfte auf meinen Schoß. Diesmal schaffte sie es tatsächlich dass ich mit ihr umkippte. Zum Glück war mein Bett unter mir, um uns zusammen aufzufangen. „Rate mal wo wir heute hinfahren!", kicherte sie aufgeregt. Ich lachte mir ihr. „Keine Ahnung, wo fahren wir denn hin?", fragte ich ahnungslos und grinsend. In dem Moment sprang sie wieder auf und tänzelte durch das Zimmer während sie rief: „Wir fahren in den Zoo!!". Dann kam sie wieder auf mich zugelaufen und ich fing sie gerade noch rechtzeitig auf. „Das ist schön! Wann soll's denn losgehen?", fragte ich weiter. Ihre Augen strahlten nur so vor Aufregung. „Jetzt gleich!", sagte sie und hüpfte wieder aus dem Zimmer. Den ganzen Weg nach unten konnte ich sie singen und schreien hören. Es freute mich davon zu hören und sie so zu sehen. Sie wünschte sich schon seit langem endlich in den Zoo zu gehen aber Vater war immer zu beschäftigt um mit uns dorthin fahren. Schnell packte ich meine Sachen zusammen die ich brauchte und folgte Mia nach unten. Dort standen bereits alle, Alexander mit eingeschlossen, und warteten auf mich. „Wo bleibst du denn? Mia kann es kaum erwarten endlich los zu fahren.", lachte mein Vater und war schon mit einem Fuß aus der Tür. Wir folgten ihm, diesmal zu unserem normalen Alltagsauto, das aber trotzdem noch ziemlich groß und protzig war. Die ganze Fahrt über war Mia hibbelig und plapperte uns die Ohren voll. Mein Vater und ich ertrugen es, ohne zu meckern. Einem Kind so eine Freude zu nehmen währe gemein. Nur Alexander saß die ganze Zeit über stillschweigend da und starrte entweder zu mir oder aus dem Fenster. Er sah so geknickt aus auf einmal. Vielleicht erinnerte Mia ihn an seine eigene Kindheit. Sofern er eine hatte. Ich wusste ja nicht, wie lange er schon ein Diener von dieser Firma war.

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