Kapitel 108

585 20 1
                                    

Christian





Ich kann meine Anastasia nicht so leiden sehen. Was kann ich machen? Ich fühle mich so hilflos. Anastasia schreit bei jeder Wehe. Das geht jetzt schon fast zwei Stunden so. Schmerzmittel können Sie Ihr jetzt nicht mehr geben, es wäre schon zu spät.

"Du schaffst das." Flüstere ich in ihr Ohr.

Keine Ahnung, ob sie mich überhaupt noch registriert. Ob sie es überhaupt hören will. Immerhin trage ich eine große Schuld daran, dass es jetzt schon soweit ist. Was, wenn unser Sohn irgendeinen Schaden davon trägt? Was, wenn es doch zu früh ist? Warum habe ich sie nur so hart gefickt? Kann ich nicht einmal fünf Minuten beherrschen? Diese Frau macht mich willenlos und schafft es immer wieder mich zu verführen.

Ana's lauter Schrei reißt mich aus meinen Gedanken.

"Ich bin hier Baby." Sage ich, während sie mir meine Hand fast zerdrückt.

Ich wusste gar nicht, dass sie solch eine Kraft hat.

"Es tut so weh." Sagt sie gequält. "Ich kann nicht mehr."

"Du schaffst das mein Schatz. Ich bin bei dir. Ich liebe dich." Versuche ich ihr beizustehen.

"So Mrs. Grey. Es ist soweit, bei der nächsten Wehe möchte ich, dass sie mitpressen." Sagt Dr. Dietz. "Sie können ihrer Frau helfen, indem sie sie nach vorne stützen."

Die nächste kommt. Ich nehme ihren Nacken und drücke sie leicht nach vorne. Anastasia schreit laut, als die Wehe nachlässt. Auf ihrer Stirn haben sich schon tiefe Rillen vom pressen gebildet und sie hat Tränen in den Augen.

"Ich kann nicht mehr." Sie fängt an zu weinen.

Aus lauter Erschöpfung sinkt Anastasia tiefer in die Wanne. Dicke Tränen kullern über ihre Wangen. Sie tut mir so unglaublich leid.

"Machen Sie doch einen Kaiserschnitt." Flehe ich die Hebamme an.

"Es ist zu spät. Sie hat es fast geschafft. Ana, geben Sie mir Ihre Hand." Sie nimmt ihre Hand und legt sie ihr zwischen die Beine.

"Was ist das?" Fragt Ana.

"Das ist der Kopf ihres Babys. Noch eine Wehe und er ist draußen. Dann kommen die Schultern und sie haben es geschafft." Sie lächelt ihr aufmunternd zu.

In diesem Augenblick verliere ich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Ana's großen blauen Augen schauen mich an.

"Stimmt das?" Flüstert sie mir zu.

Als ich mich von ihrem fesselnden Blick lösen und ihr zwischen die Beine schaue, sehe ich ein paar Haare.

"Er hat schwarze Haare." Stottere ich, unfähig den Blick wieder davon abzuwenden.

Mein Sohn. Mein ganzer Stolz. Gleich ist er da. Gleich werde ich ihn sehen.

Anastasia schreit, die nächste Wehe. Ich halte ihre Hand, welche sie mir fast bricht, aber ich starre weiter auf das, was da gerade kommt. Dann ist das Köpfchen draußen.

"So, jetzt die Schultern." Ruft die Hebamme und schon zieht sie ihn raus.

Aus Reflex oder weil ich ihn endlich berühren kann, greife ich nach diesem kleinen Wesen, was jetzt im Wasser schwimmt. Dr. Dietz lächelt mir aufmunternd zu. Sie hebt ihn vorsichtig aus dem Wasser und legt ihn auf Ana's Brust.

"Glückwunsch, sie haben einen Sohn." Strahlt sie uns an.

Mir laufen hemmungslos die Tränen hinab, auch Anastasia weint.

Love me like you do, GreyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt