Jagdausflug

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Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, lag ich in meiner Zelle auf dem Bett. Ich konnte mich aber nicht erinnern, wieder hier her gekommen zu sein. Wie bin ich denn bitte hier her gekommen? Ich stand auf und ging zu dem Tisch, der in dem großen Vorraum der Zellen steht. 'Und, gut geschlafen?', fragte Rick und schmunzelte, als er sah, wie ich mir verschlafen die Augen rieb. Ich gab ihn daraufhin nur ein müdes Knurren. 'Wie bin ich wieder her gekommen?' 'Daryl hat dich her getragen', antwortete mir Beth beiläufig, worauf ich überrascht meine Augenbrauen hob. Daryl hatte mich getragen? 'Oh.. Habt ihr ihn gesehen?', fragte ich, worauf Rick jur antwortete, dass er draußen am Zaun die Beißer erledigte, die sich dagegen drückten. Ich nickte nur und machte mich auf den Weg zum Zaun. Dort nahm ich mir eine Brechstange, die extra dafür da war, und gesellte mich zu Daryl. Während wir den Beißern immer wieder die Stange in den Kopf jagten, wechselten wir kein Wort. Ich war schon eine Weile in dieser Gruppe und, so unwirklich und dumm es sich anhören mag, ich hatte das Gefühl ein wenig vermisst, Streunern ein Ende zu bereiten und mich durch zu kämpfen. Ich sollte vielleicht mal jagen gehen, ich darf mich hier nicht zu sicher fühlen und das, was da draußen ist, unterschätzen. Als wir die Beißer erledigt hatten, drehte ich mich zu Daryl. 'Danke übrigens... Also für's reintragen. Ich hoffe ich war nicht zu schwer oder so', sagte ich, gegen Schluss ein wenig unsicher, worauf er mir nur zu nickte. Wir schauten uns gegenseitig tief in die Augen, und ich merkte erst jetzt, was er eigentlich für wunderschöne Augen hatte. 'Danke', sagte er, während ihm ein Schmunzeln über sein Gesicht huschte. Ich schaute ihn nur verwirrt an. Wofür bedankte er sich? 'Du denkst laut, kleine', meinte er nur und fing an zu grinsen, während ich nur ein wenig geschockt die Augen aufriss, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Wir schauten uns noch eine Weile in die Augen, wobei der kalte Ausdruck in seinen Augen mehr und mehr verschwand und er mich warm anlächelte. Ich war als erstes ein wenig verwirrt, doch dann lächelte ich zurück und bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich schon meine Arme um seinen Rücken geschlungen und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Er spannte sich sofort an, doch nach einer Weile wurde er lockerer und er schloss vorsichtig seine Arme um meine Taille, fast so als könnte ich zerbrechen, und legte sein Kinn auf meinem Kopf ab. Wir standen ein wenig so da, niemand sagte etwas und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. 'Weißt du..', fing er an. 'Ich weiß nicht warum und wenn ich ehrlich bin macht es mir auch ein wenig Angst, aber... Du bist anders als alle anderen aus dem Gefängnis. Es ist schön, einfach mal nichts sagen zu müssen.' 'Stimmt. Sie verstehen manchmal nicht, wenn man mal nicht reden möchte.' Ich löste mich ein wenig von ihm, sodass ich ihm in die Augen schauen konnte. 'Ich hab das Gefühl, als würde ich dich schon ewig kennen, dabei sind es nur ein paar Tage', bemerkte ich, wobei er mir nur ein schiefes Lächeln zuwarf und mich wieder näher an sich zog. Wir standen noch ein wenig stumm in der Gegend rum, als ich mich von ihm löste. 'Ich gehe mal wieder rein.', sagte ich und warf Ihm noch ein kurzes Lächeln zu, worauf ich mich dann umdrehte und wieder in Richtung Gefängnis stapfte.

Als ich unseren 'Gemeinschaftsraum' betrat, sprang Sam fröhlich auf mich zu und kuschelte sich an mein Bein. Ich hatte ihn in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt, das sollte ich unbedingt ändern. 'Na großer?' Ich streichelte ihm über den Kopf, wobei er sich sichtlich wohl fühlte, und ging dann in meine Zelle, wo ich mir meinen bogen und meinen Köcher schnappte. Mein Jagdmesser steckte ich mir noch in den Hosenbund, bevor ich meine Zelle wieder verließ und mit Sam an meiner Seite raus joggte. 'Ich bin jagen!', rief ich noch im Vorbeigehen und schon stand ich auf dem Kies weg, der sich bis runter an den Zaun schlängelte, der das Gefängnis umgab. Sam lief unruhig neben mir her, er freute sich wohl genauso sehr wie ich, endlich mal wieder außerhalb der zäune zu sein. Daryl stand immer noch am gleichen Fleck wie eben und schaute in die Ferne, doch als er meine Schritte hörte, drehte er sich zu mir um und schaute mich fragend an. 'Ich gehe jagen, Lust mir Gesellschaft zu leisten?', fragte ich ihn, worauf er nur nickte und mit seiner Armbrust auf mich zu kam.
Als wir im Wald waren, blieb ich stehen und ließ genüsslich die frische Waldluft in meine Lungen strömen, dabei schloss ich entspannt die Augen. Als ich sie wieder öffnete, erschrak ich kurz, da Daryl keine 10 cm von mir entfernt war. Wir sahen ins in die Augen, er kam mir näher und küsste meine Stirn, wobei ich meine Augen Schloss, um mich voll und ganz auf seine weichen Lippen zu konzentrieren, die sanft meine Haut berührten. Daryl hatte sich schon längst von mir gelöst, doch ich behielt die Augen noch geschlossen, um das prickeln an der Stelle zu genießen, wo er mich geküsst hatte. Als ich sie wieder öffnete, lächelte mir Daryl kurz zu und deutete mir, dass wir weiter gehen sollten. Sam blieb immer in meiner Sichtweite und tobte sich ein wenig aus.

'Man Daryl, das war meiner!', schnauzte ich ihn an. Ich wollte gerade meinen Pfeil loslassen, um den Hasen zu schießen, da hatte dieser schon einen grün befiederten Pfeil von Daryl im Kopf. 'Tja, ich war wohl schneller', zuckte er mit den Schultern und lächelte mich selbstgefällig an. Es war bis jetzt alles ruhig verlaufen, uns begegneten nur ein paar Beißer, die aber schnell aus dem Weg geräumt wurden. Wir begaben uns wieder auf den Rückweg zum Gefängnis, als ich plötzlich ein klägliches jaulen von rechts hörte. Ich drehte mich sofort dort hin und sah, wie sich ein Beißer von hinten auf Sam stürzte. Ich spannte einen Pfeil in meinen Bogen und Schoss dem Beißer in dem Kopf. Sam kam sofort ängstlich zu mir und ich bückte mich zu ihm runter, um ihn nach einem Biss oder Kratzer abzusuchen. Zum Glück fand ich nichts dergleichen und atmete erleichtert auf. Ich wusste zwar nicht, was passierte, wenn er gebissen wurde, aber ich war auch nicht besonders scharf darauf, es rauszufinden. Ich drückte Sam an mich und zog den Pfeil mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Beißer. Wir machten uns nun endgültig auf den Weg zurück und ich war froh, als ich das Gefängnis wieder erblickte. Doch was sich vor dem Gefängnis abspielte, ließ mich den Atem anhalten.

You Tear My World Apart ||Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt