Spaziergang

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Als ich mich von meinem Schock erholt hatte, legte ich langsam meinen bogen auf den Boden und hielt dabei stets den Blickkontakt mit dem Mädchen.
'Ganz ruhig, wir tun euch nichts. Ihr könnt raus kommen, euch passiert nichts.' Ich versuchte, beruhigend auf sie einzureden, was anscheinend auch funktionierte, da sie sich langsam und vorsichtig erhob und auf uns zu kam.
'Wie heißt ihr denn?', fragte ich in einem warmen Ton. Naja, ich versuchte es zumindest.
'Ich bin Lucy und das ist meine kleine Schwester Charlotte (Englisch ausgesprochen) ', stellte sie sich vor.
'Hey Lucy, ich bin Sky und das hier ist Daryl. Was macht ihr hier ganz alleine? Habt ihr keine Gruppe?'
Als ich sie das fragte, senkte sie ihren Blick und schüttelte traurig den Kopf. Ich wusste, dass sie nicht reden wollte, also gab ich Daryl ein Zeichen, dass er Rick über das Walkie-Talkie her holen sollte.

Als Rick mit Glenn bei uns ankam und wir Ihnen alles erzählt hatten, was wir wussten, waren sie ebenfalls kurz geschockt. Rick fing sich als erstes wieder und versuchte, mit dem Mädchen zu reden.
'Wir haben eine Gruppe und eine sichere Unterkunft hier in der Nähe. Wenn ihr wollt, könnt ihr mit uns kommen', schlug Rick vor.
Man sah Lucy ihre Unentschlossenheit an, doch als sie ihren Blick senkte, um ihrer kleinen Schwester, die vielleicht gerade mal 2 Jahre alt war, in die Augen zu schauen, sah sie uns an und nickte entschlossen.
'Okei, ich komme mit', sagte sie noch, um ihr nicken zu bekräftigen. Somit machten wir uns alle zusammen auf den Weg zu unserem Auto und Daryl's Motorrad und kamen nun früher als erwartet zurück. Die Fahrt verlief ruhig, kaum einer sagte ein Wort.
Als wir am Gefängnis ankamen, wurde uns das Tor von Michonne geöffnet. Die Beißer an den Zäunen sind schon wieder mehr geworden, wenn das so weiter geht, dann müssten wir uns etwas einfallen lassen, wie wir die Streuner vom Gefängnis fern halten. Wir stiegen alle gemeinsam aus und führten Lucy und Charlotte, die auf der Fahrt eingeschlafen war, in unseren Trakt.
Als wir den Raum betraten, wurden sofort sämtliche Gespräche eingestellt und jeder Blick haftete auf unseren zwei Neuankömmlingen. Ich schüttelte nur kaum merklich den Kopf und führte Lucy und ihre Schwester in eine der noch freien Zellen.
'So, das ist eure Zelle. Ich weiß, nicht das beste, aber wir müssen nehmen was wir bekommen. Ihr könnt euch ein bisschen einrichten, ich hole euch etwas zu essen, ist das okei?', fragte ich, worauf ich ein nicken als Antwort bekam. Ich drehte mich um und wollte aus der Zelle gehen, als ich am Arm zurück gehalten wurde. Als ich zurück schaute, sah Lucy mir fest in die Augen und flüsterte ein: 'Danke '
Darauf schenkte ich ihr nur ein Lächeln und machte mich auf den Weg in unsere provisorische Küche.

Nachdem die beiden gegessen hatten, stellte ich sie jedem vor und führte sie ein wenig herum. Als wir gerade an den Zäunen waren, entdeckte ich Daryl, der dabei war, sein Motorrad zu säubern. Mir huschte ein Lächeln über mein Gesicht und ich nahm mir vor, ihn demnächst zu fragen, ob er mit Motorrad fahren beibringen würde.

Nachdem ich meine Führung beendtet hatte, sagte Lucy mir Bescheid, dass sie und Charly, also Charlotte, nun schlafen gehen würden. Ich nickte nur und wünschte Ihnen eine gute Nacht, bevor ich zu Daryl ging und von hinten meine Arme um seinen muskulösen Oberkörper legte. Er zuckte kurz zusammen, jedoch entspannte er sich schnell wieder, als er bemerkte, dass ich es war.
'Kommst du mit mir in den Wald?', fragte er mich, nachdem er sich zu mir gedreht hatte. Ich nickte ihm nur und somit machten wir uns auf den Weg in den Wald.
Wir liefen schon eine Weile still nebeneinander her als er plötzlich meine Hand nahm und mich hinter sich her zog. 'Komm mit, ich will dir was zeigen', rief er mir zu und fing an zu rennen. Ich lief ihm schmunzelnd hinterher und hielt seine große Hand fest in meiner, die in der seinen unfassbar klein aussah. Nach ein paar Minuten wurde er wieder langsamer und blieb auf einer Lichtung vor einem kleinen Teich stehen, ließ meine Hand aber nicht los. Ich fing an zu lächeln.
'Wow ', flüsterte ich, fasziniert von dem Anblick der sich mir bot. Die untergehende Sonne glitzerte in dem ruhigen Teich, der leichte Wind rauschte durch die Blätter der Bäume. Wenn man hier war, konnte man glatt vergessen, was sich im restlichem Teil der Welt abspielte. Ich war so fasziniert von diesem Ort, sodass ich erst nach einer Weile bemerkte, dass Daryl mich lächelnd von der Seite beobachtete. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und schaute ihm lächelnd in die Augen. Er setzte sich wieder in Bewegung und ließ sich direkt neben dem Teich nieder, ich legte mich neben ihn und schaute in den Himmel. Daryl stützte sich auf seinem Ellenbogen ab, um mich anschauen zu können. Ich sah ihm wieder in die Augen und bemerkte, wie sich sein Gesicht immer mehr auf meins zu bewegte. Mein blick huschte immer wieder zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her, bis er kurz vor meinen Lippen stoppte. Ich hielt es nicht mehr aus, legte meine Hand in seinen Nacken und schloss somit den Abstand zwischen unseren Lippen. Ich schloss meine Augen und blendete meine komplette Außenwelt aus und konzentrierte mich voll und ganz auf seine weichen Lippen, die sich vorsichtig gegen meine bewegten. Meine Hand vergrub sich fast schon automatisch in seinen Haaren und ich merkte, wie er seine freie Hand an meine Wange legte und versuchte, mich somit noch Dichter zu ihm zu ziehen, was aber schon nicht mehr möglich war, zwischen uns passte kein Blatt Papier mehr.
Als wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit lösten, hielt ich meine Augen jedoch weiterhin geschlossen, um das kribbeln auf meinen Lippen noch ein bisschen länger zu genießen. Schließlich öffnete ich sie doch und sah, wie Daryl mich liebevoll anlächelte. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und umarmte ihn fest, so als ob ich ihn nie wieder loslassen wollen würde.

You Tear My World Apart ||Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt