dreizehn [Cara's View]

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Eine Mitte fünfzig jährige Frau kam die Treppen des kleinen Hotels hinunter. Ihre Augen scannten den neben mir stehenden Iron. Ich trat einen Schritt zur Seite. Ihr Mund wurde durch ihre Hand bedeckt und ihr gesamtes Erscheinen sah sehr gepflegt aus. Iron bewegte sich nicht und starrte nur in ihre Richtung. Ich hörte wie er schniefte. Er weinte. Langsam und aufmerksam kam seine Mutter auf ihn zu.
"Es...Iron es tut mir so leid." Ihre Augen waren ebenfalls mit Tränen gefüllt. Sie schloss ihn in den Arm, doch er blieb stehen und gab ihr keine Antwort. Keine einzige Reaktion.
"Wieso...w-wieso bist du gegangen? Wieso hast du mich alleine gelassen?"

"Ich kann das alles erklären. Es war nicht ohne Grund. Und wäre ich nicht so naiv gewesen, hätte ich dich mitgenommen." Sie bat uns in einen kleinen Raum in welchem wir ungestört waren.
"Und du bist....?" Die Frau reichte mir die Hand und ich nahm sie entgegen, während ich ihr antwortete.
"Cara...Cara Roth. Ich bin die...Begleitung ihres Sohnes." informierte ich lächelnd.
"Schön. Mein Name ist Lydia Jannsen." sagte sie und warf Iron einen vielsagenenden Blick zu. Er schüttelte prompt seinen Kopf. Sie ließ meine Hand los und setzte sich auf einen der im Raum stehenden Stühle. Der Raum war mit Teppich ausgelegt und mit Holz verkleidet. Ich setzte mich neben Iron auf einen Stuhl. Sie fing an zu erzählen, was passiert war.
"Ich musste weg...Er hat mich geschlagen. Er hatte dich unter Kontrolle. Was hätte ich tun sollen? Wenn ich dich nur einmal angefasst habe, dann hat er mich geschlagen. Ich konnte nicht anders. Ich bin weg und habe es geschafft meinen Jugendtraum zu erfüllen. Ein kleines Hotel in Paris. Hier habe ich auch meinen jetzigen Mann kennengelernt. Mathéo. Erst dann hat mein Leben wirklich angefangen. Ich konnte das tun was ich wollte und wurde nicht unter Druck gesetzt. Das erste Mal war ich Frei. Richtig Frei. Und jetzt? Ich bin selbstständig. Ich lebe mitten in Paris, habe mein eigenes Unternehmen und einen Lebensparter. Wenn ich jetzt noch meinen Sohn hätte wäre alles perfekt." Ich hörte nur zu und beobachtete Iron. Gespannt schaute er sie an und lehnte sich nach vorne, was Offenheit signalisierte.
"Ich war alleine."stotterte er und zuckte mit den Schultern.
"Hier bin ich." Seine Mutter wischte sich eine herunterlaufende Träne hinunter und stand dann auf.
"In meiner Wohnung ist kein Platz für weitere zwei Personen. Mitten in Paris ist die Miete sehr hoch. Ich könnte euch aber ein hier ein Zimmer geben. Zimmer 12 sollte heute Abend frei werden." bot sie an. Ich warf Iron einen zusagenden Blick zu und er nickte.
"Ihr habt kein Problem euch ein Zimmer zu teilen oder?" hackte sie nach.
"Mussten wir schoneinmal." antwortete ihr Sohn lächelnd.
"Die Arbeit ruft. Ich würde euch heute Abend gerne einladen." sagte sie. Dann ging sie aus dem Zimmer und wir folgten ihr. Gerade als wir rausgehen wollten, rief Lydia Iron nocheinmal. Ich blieb draußen stehen und zog meine Jacke enger an mich. Ihm wurde ein Umschlag hinzugesteckt. Mit einem großen Lächeln und fröhlich kam er hinaus.
"Komm." meinte er und zog mich mit sich. So wie immer in letzter Zeit.
"Was ist los? Wohin gehen wir?" wollte ich die ganze Zeit wissen. Doch er antwortete nicht und wir liefen durch die Straßen von Paris. Irgendwann waren wir in einer Einkaufsmeile angekommen und er steuerte ein hochwertiges Geschäft an.
"Iron! Das ist viel zu teuer." Ermahnte ich. Doch er ließ sich nicht stören.
"Such dir ein Kleid!" Sagte er und lief zu den Abendkleidern. Sie waren nach Farben sortiert und ich begab mich direkt zu den helleren Kleidungsstücken.
"Was ist hiermit?" fragte Iron. Er hielt ein dunkelblaues Kleid in der Hand. Das Dekoltee wird, wenn man es anzieht mit einem transparenten Stoff überdeckt und an der Taille ist es mit kleinen silbernen Glitzersteinchen verziert. Ich nickte und suchte mir noch ein zweites. Dieses war aus der beigen Abteilung und schön tailliert. Träger waren keine vorhanden. Ich nahm beide in die Hand und begab mich in Richtung Umkleidekabine. Dort probierte ich beide an und präsentierte sie ihm. Letztendlich entschied ich mich für das beige. Iron zog sich einen schwarzen, Smoking an. Er stand ihm erstaunlich gut. Mir war nicht klar, woher seine Mutter oder er das Geld hatte.

Es dämmerte schon, als wir wieder am Hotel ankamen. José, der Sekretär welcher vorne an der Rezeption saß, übergab uns den Schlüssel. Unser Zimmer war nicht das besonderste, aber ich fand es wunderschön! Nun bereiteten wir uns für das Abendessen mit seiner Mutter vor.

HighlandboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt