Mit einem Ohren betäubenden Quietschen öffnete sich die versteckte Tür unter der Treppe, die in den Dach Boden führte. Vorsichtig öffnete ich sie weiter und steckte meinen Kopf hinein. Ich blickte ins Stock dunkle. Langsam tastete ich mich durch den Raum, auf der Suche nach einem Licht Schalter. Die leisen verärgerten Stimmen meiner Familie waren zu hören. Mein linker Arm tastete die Wand entlang und berührte dabei ein kleines Quadrat. Ein Lichtschalter. Ich betätigte ihn und blinzelte erstmal stark, als mir das grelle Licht direkt in die Augen schien. Die Augen zusammen gekniffen versuchte ich mich an das Licht zu gewöhnen. Schwarze kleine Punkte verdeckten meine Sicht. Nach einiger Zeit öffnete ich meine Augen ganz und erstarrte erstmal, als ich den Raum genau sah.Die Wände waren in einem zarten Mandarinen Orange bestrichen, sämtliche Fotos schmückten sie. Ich trat näher an die Foto wand heran und erstarrte zum zweiten mal in Folge. Auf den Fotos waren sämtliche Familien Mitglieder.
Mein Vater in seiner Jugend, meine Tante bei ihrem ersten Foto Shooting. Daneben meine Schwester bei ihrem ersten. Meine Mutter während sie lachend auf der Couch saß. Kindheitsfotos, wie Hochzeitsfotos. Aus allen möglichen Jahren, von allen möglichen Personen. Während ich die Bilder betrachtete, wie meine Tante, mein Vater, Oma und Opa lachten, spielten, aßen, fiel mir jedes mal das zärtliche, versteckte Mädchen im Hintergrund auf. Meine Tante Klara. Ihre schwarzen Haare verdeckten ihr Gesicht, doch konnte man trotzdem den traurigen Gesichtsausdruck aus machen. Niemand schien sie zu bemerken, niemand schien sie wahr zu nehmen.
Tränen sammelten sich in meinen Augen. Alles verwirrte mich. Der Tod meiner Tante, das Verhalten meiner Familie, das Haus, diese Fotos. Ihr Satz schwirrte wieder in meinen Gedanken:
<< Du musst dich selber bekämpfen,
um zu siegen>>
Ich ließ mich langsam auf den Boden sinken, hielt mir den Kopf, der mächtig pochte. Immer wieder widerholte sich der Satz. Ihre Stimme schwebte in meinen Ohren. Die Augen drückte ich fest zusammen. Ich wollte es nicht mehr hören, nicht ihre verwirrende Worte, nicht ihre zarte leise Stimme. Meine Arme umschlossen meine Knie, wie ein Baby wiegte ich mich hin und her, flüsterte mir selber beruhigende Worte zu, in der Hoffnung die Stimme zu überdecken.
Minuten vergingen in denen ich nur da saß und vor mich hin wimmerte. Meine Familie hörte man klagen, fluchen, lachen. Niemand kam und sah nach mir. Wahrscheinlich war ihnen noch nicht mal aufgefallen, dass ich fort war. Und selbst wenn interessierte es niemanden. Die Tränen versiegelten langsam, die Stimme hatte aufgehört. Mit meinem Handrücken wischte ich mir die Nassen Wangen trocken. Mit zittrigen Händen stützen ich mich an der Wand ab und zog mich langsam auf die Beine. Einen kurzen Augenblick stand ich einfach nur da, bevor ich meine Beine zum weiter gehen aufforderte. Meine roten unterlaufenen Augen inspizierten den Raum weiter.In der linken Ecke entdeckte ich ein Bett. Ich trat näher heran. Es war ein altes Holz Bett. Eine Weiße Bettdecke bedeckte die Matratze, das passende Kissen lag oberhalb des Bettes. Ich legte mich langsam auf das Bett mit dem Rücken und schloss die Augen. Hier schlief also meine Tante, Jahre lang. Meine Augen öffnete sich wieder und starrten an die Decke, blickten in einen Sternenhimmel. Die Decke zeichnete den klaren Sternenhimmel, den Sternenhimmel den wir jedes Jahr am selben Tag, um die selbe Uhrzeit betrachteten. Ein Spruch, in geschwungener Schrift zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
<< Du musst dich selber bekämpfen,
um zu siegen>>
Er verfolgte mich regelrecht. Überall tauchte er auf, verwirrte mich immer wider aufs neue, entflammte aber auch Neugierde. Neugierde auf die geheime Bedeutung hinter dieses Satzes. Ich drehte mich auf die Seite und spürte plötzlich etwas unter mir. Sofort setzte ich mich auf und hob die Bettdecke an. Eine Kamera, Videokamera um genau zu sein lag dort. Ein Zettel klebte an ihm. Sollte ich oder sollte ich lieber nicht. Wollte ich riskieren, noch mehr unbeantwortete Fragen zu entdecken oder sollte ich riskieren vielleicht auch welche beantwortet zu bekommen. Ich entschied mich fürs zweite und nahm unsicher die Silberne Kamera in die Hand. Mit kraftlosen Händen entfernte ich den Zettel und las ihn.
Mia Clarkson
<<Geheimnisse sind da, um gelüftet zu werden.
Doch manchmal steckt hinter dem Geheimnis etwas, was alles ändern könnte
Rückgängig kannst du es dann nicht mehr machen, egal wie sehr du es dir wünscht.
Bist du bereit Risiko ein zu gehen?
Dann starte die Kamera >>
Sie stellte mich vor die unmittelbare Aufgabe. Starten und das Risiko ein gehen, oder aus lassen. Einfach diesen Raum zu verlassen, mit unbeantworteten Fragen und einem Satz, der mich zu tiefst verwirrte. Ich wollte das Geheimnis um sie lüften, wollte endlich wissen was sie mir sagen wollte. Wählte Option eins und öffnete nahm die Kamera in die Hand. Da kalte Metall umschlossen meine Finger. Ich drückte langsam den <On> Knopf, das Hauptmenü startete. Ich atmete einmal tief ein und aus und drückte dann auf Play, mit dem hinter Gedanken, vielleicht gerade den größten Fehler meines Lebens zu begehen.
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Videodiary // #Wattys2016 #Vorreiter
General Fiction,,Du musst dich selber bekämpfen, um zu siegen'' Es waren ihre letzten Worte an ihre jüngste Nichte Mia, bevor sie in der Dunkelheit verschwand, für immer. Zurück ließ sie Mia, verwirrt, mit den Gedanken an die Worte ihrer mysteriösen Tante. Zurück...