Kapitel 8

256 33 0
                                    


Das Klopfen an meiner Zimmer Tür, begleitet mit der harmonischen Stimme meiner Mutter weckte mich am nächsten Morgen. Ich setzte mich langsam auf, mein Nacken schmerzte höllisch von der nicht empfehlenden Schlafposition die ich diese Nacht einnahm, kurz nachdem ich eingeschlafen war, auf der Fensterbank. Die Kamera lag noch in der selben Position wie ich sie abgelegt hatte in meinem Schoß. Ich nahm sie in meine Hand und legte sie nachdem ich auf gestanden war auf die Fensterbank. Schlafbetrunken schlürfte ich zu meinem Kleiderschrank und wählte Schulalltägliche Kleidung aus. Eine dunkelblaue Jeans, ein weißes Top und darüber einen grauen Pulli. Außerhalb meines Zimmer hörte ich schon die hektischen Schritte meiner Schwester, wie sie von Zimmer zu Zimmer lief , so wie jeden Morgen in fürchterlicher Panik. Mein Bruder hin gegen war das genaue Gegenteil. 3 Minuten unter der Dusche, 1 fürs Haare stylen, Klamotten an und fertig. Mein Vater war ähnlich wie mein Bruder, meine Mutter ähnlich wie meine Schwester. Und ich? Ja ich war der sonder fall, die goldene Mitte, obwohl ich hier er von der schwarzen Mitte reden würde.

Angezogen lief ich aus dem Zimmer, die Treppe runter, wobei mich meine Schwester fast umrannte, auf den Weg in die Küche, wo ich meine Eltern und meinen Bruder vorfand. Ich setzte mich gegenüber meinen Bruder, der vertieft in seine Cornflakes war. Ich starrte ihn an. Die Sätze seiner 15-jährigen Gestalt wiederholten sich in meinem Kopf. Tat er es damals wirklich aus Fürsorge? Wollte er vielleicht aber auch einfach nicht, dass ich Freunde habe und somit keine Chance habe ihn zu blamieren? Verdeckte er diese Tatsache vielleicht extra hinter dieser Rede, um nicht als Herzloser Mensch dazu stehen. War er, mein großer Bruder, wirklich zu sowas fähig, seine eigene kleine Schwester so zu hinter gehen? Beides ergab Sinn für mich, doch tendieren tat ich eher fürs Zweitere. Rum, Beliebtheit sorgt bei den Menschen für Druck. Sie wollen perfekt sein, alles richtig machen und bloß nicht verhindert werden durch kleinere Sachen. Vielleicht stand mein Bruder damals unter enormen Druck und wusste sich nicht anders zu helfen, als dafür zu sorgen, dass niemand mit seiner jüngsten Schwester zu reden, damit diese keine Chance hätte irgendetwas zu erzählen, was ihn schaden könnte. Vielleiht trieb ihn auch irgendeine Geschichte dazu, die ihm wer erzählte. Es könnte alles sein, was ihn dazu brachte, und ich würde es mit Sicherheit nie erfahren. Fragen könnte ich ihn nicht einfach, dass würde ich mich nicht trauen. Am Ende würde er es vielleicht sogar abschreiten diese Rede gehalten zu haben, er würde mich nur noch mehr verletzten.

Meine Schwester betrat 10 Minuten später, die ich damit verbrachte meinen Bruder anzustarren, die Küche, perfekt gestylt. Ihre Haare lockig über die Schulter gelegt, Schminke umrandete ihr Gesicht, brachten ihre Augen noch mehr zum strahlen, als vorher. Elegant mit Feder leichten Schritten lief sie auf den Tisch zu, zog den links neben mir stehenden Stuhl zurück und setzte sich wie eine Hoheit auf den Stuhl. Die Servierte faltete sie auseinander, legte sie auf ihren Schoß zurecht. Meine Mutter stellte ihr ihren morgendlichen Tee vor die Nase, den meine Schwester sofort genüsslich trank. Sie stellte die Tasse nach zwei drei Schlucken wieder ab und piekte mit der Gabel das erste Apfelstück aus ihrem Obstsalat. Man könnte schon fast sagen, das die Ernährung meiner Schwester zu 99% aus Obst besteht, während das Essen meines Bruder meistens Fett beinhaltete, Nährstoffe die ihn kräftigten. Beide hatten sie den guten Stoffwechsel aus der Familie meines Vaters geerbt, während ich zu dem meiner Mutter tendierte. Ich konnte nicht einfach Kiloweise Süßigkeiten essen, bis zum Umfallen, ohne dabei am Ende doppelt so viel zu wiegen. Ich aß generell weniger, aus dem einzigen Grund um neben meiner gertenschlangen Schwester nicht auszusehen wie ein Kartoffelsack, um meine Familie nicht noch mehr zu enttäuschen.

Während ich meine Schwester betrachtete, ließ sich meine Mutter auch auf einem Stuhl nieder, neben meinem Bruder. Mit einem Kaffee in der Hand faltete sie eine Zeitschrift, wie jeden Morgen eine Mode Zeitschrift, auseinander und began sie zu lesen. Keiner sprach und nur das Schmatzen meines Bruder, das Schlürfen meiner Mutter und das um falten der Zeitschrift war zu hören. Ab und zu ein kleiner Huster meiner Schwester.

Um 7:30 brachen wir Geschwister dann auf in die Schule. Mein Bruder ließ sich auf dem Fahrersitz nieder, meine Schwester daneben. Ich nahm Platz auf einem der drei Rücksitze. Mein Bruder startete sein Auto, brauste in maximaler Geschwindigkeit durch die Stadt und hielt schließlich mit quietschenden Autoreifen auf dem Parkplatz. Das Gefühl irgendwann bei so einer Autofahrt noch ums Leben zu kommen breitete sich wieder in mir aus, das Zittern merkte ich erst als ich die Tür öffnete und ausstieg. Meine Beine kraftlos, kurz vorm zusammen brechen.

Meine Geschwister liefen sofort zu ihren Freunden, riefen mir noch schnell zu wann ich am Auto sein solle. Ich nickte ihnen kaum merklich zu und machte mich dann selber auf den Weg ins Gebäude. Eine angenehme Wärme umhüllte meinen Körper, als ich die Eingangstür auf drückte. Mit dem Rucksack auf den Schultern, die Hände ein meiner Jeans vergraben lief ich zu meinen Klassenraum. Die Hälfte meiner Mitschüler war schon in der Klasse, verteilt in jeder Ecke. Die Zicken meiner Klasse, die vorne am Lehrerpult saßen, unterhielten sich über irgendeine Modenshow. Amanda, die so gesagte Anführerin meiner Klasse zeigte Stolz ihre lackierten Nägel, alle außen rumstehende starrten eifersüchtig auf diese. Die sportlichen in unserer Klasse und sowas wie die Clowns prügelten sich teilweise in der linken Ecke oder warfen sic von Ecke zu Ecke einen Football. Die Streber saßen brav an ihren Plätzen, vertieft in irgendwelche Bücher.

Ich ließ mich leise um keine Aufmerksamkeit zu erregen auf meinem Platz nieder, obwohl ich auch mit einem Presslufthammer auftauchen könnte und keiner würde reagieren so war es eben, jeden Morgen, nur heute fühlte es sich irgendwie erdrückender an. Vielleicht lag es daran, dass ich genau wusste wieso keiner reagierte. Aus Angst vor meinem Bruder freundete sich niemand mit mir an, nahm mich niemand war. Ich wusste nicht ob ich mich irgendwie freuen sollte, dass es nicht unbedingt an mir liegt, sondern an den Machtwörtern meines Bruder liegt, dass mich niemand wahr nimmt. Ich konnte mir aber auch nicht wirklich vorstellen dass sie alle echt noch von dieser Rede wissen, sich jeder an sie erinnern kann. Vielleicht war es die ersten Monate so, und ist dann vielleicht einfach zur Angewohnheit geworden, mich zu ignorieren.

Videodiary // #Wattys2016  #VorreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt