Prolog
Ich habe nie an die große Liebe geglaubt. Nie daran, dass ich irgendwann eine eigene Familie haben werde. Und erst recht nicht, all dies so schnell zu bekommen.
Tja, und jetzt sitze ich hier, im Krankenhaus, auf dem Flur, mit Tränen im Gesicht und weiß nicht, was ich machen soll.
Noch mit meinen Gedanken beschäftigt, merkte ich nicht, dass eine Krankenschwester sich direkt vor mich gehockt hatte und mir ein Taschentuch reichte. „Es tut mir sehr leid, was passiert ist, aber du solltest jetzt stark sein. Vor allem für deinen Sohn." Ich sah sie an und wischte mir mit dem Taschentuch die Tränen vom Gesicht.
„Kann ich ihn sehen?", fragte ich. Meine Stimme war leise und mein Hals kratzte vom vielen Weinen. Die Krankenschwester lächelte mich an und nickte mir aufmunternd zu.
Sie führte, mich den Gang entlang, zu der Baby-Station wo die Babys in diesen Brutkästen lagen. Ich wandte mein Gesicht den kleinen Geschöpfen zu und spürte sofort wieder die Tränen in meinen Augen.
„Sie können ruhig zu ihm gehen", sagte sie und gab mir ein Zeichen, dass ich rein gehen sollte.
Mit langsamen Schritten ging ich auf den Kasten zu, in dem mein Sohn lag. Ich konnte es immer noch nicht glauben. ICH WAR SOEBEN VATER GEWORDEN.
Andere in meinem Alter, hätten sich wahrscheinlich davor gefürchtet Vater zu werden, aber ich hatte mich schon an dem Tag gefreut, als Leyla mir sagte, sie sei schwanger. Ich hatte zudem auch die Unterstützung meiner Eltern, und die meiner Freunde.
Momentan waren meine Eltern auf Geschäftsreise. Sie hatten mich, bevor sie gefahren waren, noch gefragt, ob es in meiner Situation okay wäre, wenn sie mich und Leyla zwei Wochen alleine lassen würden. Hätte ich gewusst, dass Leyla und Ich einen Autounfall haben und ich hier und jetzt völlig auf mich allein gestellt war, hätte ich niemals ja gesagt.
Aber wie heißt es so schön: Aus Fehlern lernt man!
Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Doch leider habe ich auch das Wertvollste in meinem Leben verloren, LEYLA.
Sie war gerade im neunten Monat schwanger und wir wollten nur etwas zum Abendessen einkaufen, als ein Auto in uns rein fuhr. Mir ging es soweit gut, doch die Seite, auf der sie saß war komplett zerquetscht. Als ich mich zu ihr umdrehte, war sie schon bewusstlos. Sie hatte ihre Hände schützend auf ihren Bauch gelegt. Sie hat unser kleines Würmchen, wie sie ihn immer nannte, schon die ganze Zeit geliebt und wird es auch immer lieben. Im Krankenhaus konnten die Ärzte nichts mehr für sie tun. Man sagte mir, es sei großes Glück gewesen, dass unser Kind all die überlebt hatte.
Ich sah zu dem kleinen, in Tücher eingewickelten Menschen herunter und da wurde mir klar, Leyla wird immer bei mir sein. Sie wird weiter leben und zwar in unserem Sohn. In unserem kleinen Würmchen.