Ankommen

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"Los aussteigen, Schätzchen. Wir sind da", sagte meine Mam zu mir als wir am Krankenhaus ankamen. Es war so weit; ich musste auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus bleiben. Ganz toll. In die Schule konnte ich auch nicht mehr gehen. Aber ich hatte gehört, dass es hier auch eine Schule gibt. Na super, jetzt hatte ich Krebs und musste mich trotzdem mit Schulkram rumschlagen...

Nach der Anmeldung gab es eine gratis Führung durch das Krankenhaus. Ganz schön groß hier. Mein Zimmer war im dritten Stock; das war die Jugendstation. Hier waren nicht nur Krebspatienten, was mich freute, denn in Selbstmitleid wollte ich nicht auch noch versinken, wenn ich nur Krebskranke um mich herum hatte.

"Falls du noch was brauchst dann ruf mich einfach an oder melde dich bei einem Pfleger ja?", meine Mam war so gestresst, weil sie gleich gehen musste, aber nicht wollte und versuchte ihre Schicht gerade mit einer Kollegin zu tauschen. Sie dachte sie konnte mich nicht alleine hier lassen. "Ja Mama alles gut. Sobald es mir nicht gut geht melde ich mich. Versprochen. Du kannst gehen, ich komm schon alleine klar. Außerdem bin ich irgendwie müde", meinte ich schließlich. Bedrückt schaute sie mich an: "Na gut. Ich komm morgen und dann essen wir zusammen unten in der Kantine ja?" "DU isst, ich muss doch den Fraß von hier essen. Aber wir können trotzdem gehen wenn du willst" "Oh Mist stimmt ja. Tut mir Leid. Okay gut, aber ich muss jetzt wirklich gehen, sonst komme ich zu spät zur Arbeit. Ich liebe dich meine Kleine!", sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging. Beim Gehen rief ich ihr noch hinterher: "Ich liebe dich auch Mama! Bis morgen!". Ich packte anschließend noch meine sieben Sachen aus, die ich von Zuhause mitgebracht hatte. Es waren nicht viele Sachen, aber ich konnte mein Zimmer etwas dekorieren. Ich mochte Dekoration. Mein Zimmer Zuhause war immer super dekoriert gewesen. Passend zu den Jahreszeiten. Mein Lieblingsschlafanzug war auch mitgekommen. Den zog ich an und legte mich in mein Bett. Es war zwar erst halb 6 aber ich war so verdammt müde und schlief sofort ein.

Leo (Leos Sicht):

"Komm schon Jonas! Es ist schon halb vier! Wenn wir nicht schnell auf dem Platz sind, dann sind die anderen schneller und wir können schon wieder nicht Basketball spielen", rief ich Jonas zu, der mal wieder viel zu langsam unterwegs war. Aber dieses Mal waren wir schneller gewesen und gingen mit Alex und Toni Basketball spielen. Um Sechs rief uns eine der Schwestern zum Essen. Es gab, wie fast jede Woche einen ekligen Eintopf. Zwar hieß er immer anders aber er schmeckte immer gleich. Zum Nachtisch, auch wie immer, Früchte Jogurt. Das ging vom Geschmack her sogar. "Ich komm heute nicht mehr zu unserem Treffen, ich will noch was im TV anschauen ja?", sagte ich zu den Jungs. Emma aß nicht mit uns, da sie über das Wochenende nach Hause durfte, weil ihre Mutter Geburtstag hatte. "Ja klar kein Problem, ich will auch früher ins Bett gehen", antwortete Alex mir. "Ach, musst du deinen Schönheitsschlaf halten?", rief Jonas in die Runde. Darauf wusste ich natürlich auch noch etwas zu sagen: "Haha das bringt bei Alex auch nichts mehr!" "Ja ja Jungs ihr wisst schon welchen Part ich in dem Club habe? ICH bin der Hübsche! Und jetzt geh Leo, bevor mir noch was mieses zu deiner Glatze einfällt", konterte er. "Okay du hast gewonnen; dieses Mal", gab ich klein bei und fuhr in Richtung Zimmer. "Hey Leo warte! Ich komm mit. Dann ist mir heute Abend nicht so langweilig", Jonas kam hinter mir her gerollt. Wenn wir uns nicht als Club trafen, traf sich Jonas Abends immer mit Emma. Und Emma schien ihn wirklich zu mögen. Was hatte er, was ich nicht hatte?

Schnell wurde aus dem nebeneinander her fahren ein Wettrennen. Mit quietschenden Reifen rollten wir um die letze Ecke. Ich lag mit gutem Abstand vorne. Doch dann sah ich sie; durch einen kleinen, nicht verschwommenen Schlitz an der Glaswand, die die Zimmer der Patienten von dem Gang trennte. So konnten die Pfleger besser sehen, wie es den Patienten ging. Naja von Privatsphäre kann man dabei gar nicht sprechen. Aber bei den Jugendlichen war das Vorschrift hier. Sie schlief; und sie war wunderschön.


Veröffentlich am: (ca.) 09. März 2016

Club der roten Bänder FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt