Slam Poetry

Leben und Tod

Hab' dem letzt die Nachrichten gesehen
Hab' gesehen, wie Menschen Mord begehen
Sich das Leben nehmen
Dem Tod gegenüber stehen
Ihm entgegen gehen
Nicht mehr umdrehen
Und ins Ende sehen

Ich weiß noch, deine erste Frage
Ob ich die Hausaufgaben habe
Weil du sie vergessen hast

Ich sah auf zu dir
In dein Gesicht
Deine Augen trafen mich
Und es war Liebe auf den ersten Blick.

Du warst so groß und so stark
Ich war schüchtern in deiner Gegenwart
Und eines Tages kamst du zu mir,
fragtest lässig "wie geht es dir?"
fragtest echt nach meinem Namen
Wolltest mehr von mir erfahren
Mochtest mich
Sehr sogar
Die Zeit verging
So fast ein Jahr
Ich fragte dich
"Sind wir jetzt ein Paar?"
Und wie im Traum
Sagtest du "Ja"

Zusammen waren wir frei
waren die Helden unserer Zeit
Haben Kämpfe ausgefochten
Mal gewonnen
Mal verloren
Sind gefallen
Und aufgestanden
Haben nicht aufgegeben
Haben gedacht es geht nicht mehr
Trotzdem weiter gemacht
Zusammen Tränen gelacht
Und in der sternenlosen Nacht
Über das Leben nachgedacht.

Wir waren unsterblich
Waren grenzenlos frei
Nichts war unmöglich
Für dich und mich
Nur wir zwei
Regierten die Welt.

Hab' dem letzt die Nachrichten gesehen
Hab' gesehen, wie Menschen sich verlieben
Sich ihr Leben schenken
Lernen zu fliegen
Lächelnd und tanzend
Das Leben genießen

Doch wir sind im keinen Märchenbuch
Wir sind im echten Leben und so
kam es, wie es kommen muss

Du warst auf den Weg zu mir
Dein Blick auf die Straße fixiert
Du warst ein guter Fahrer, keine Frage
Doch du hattest keine Chance
Auszuweichen, dich zu retten.

Reifen quietschen auf Asphalt
Ein lauter Knall
Alles hell
Alles schrill
Alles schnell
Und dann vorbei

Für mich brach die Welt zusammen
Niemand hat mich aufgefangen
Habe wochenlang geweint
Hab mich mit Alkohol
Vom Schmerz befreit
Hab gedacht es geht vorbei
Ging es nicht
Mein Herz war tot
Du hast es mitgenommen
Als du mich verlassen hast.

Ich hab wochenlang geschrien
Hab keinen Sinn gesehen
Du warst weg
Wo sollte ich hin?
Allein
In dieser grauen Welt
Du hast die Farben mitgenommen.
Als du mich verlassen hast.

Von außen wurde ich totenstill
Doch in mir schrie ich nur nach dir
Mit jedem Schnitt
In meinen Armen
Mit jeden Schritt
An schlechten Tagen
Mit jedem Albtraum
Und jeder Träne
Jeder noch so kleinen Sehne jeder Zelle meines Körpers.
Mit jedem Stern am Himmelszelt
Mit jeder Blume auf dieser Welt.
In allem sah ich dein Gesicht
Deine Liebe, dein Lächeln.
Dich.

Ich sah nur noch einen Weg
Der schmale Steg
Am Randstreifen der Autobahnbrücke
Unter mir das farblose nichts
Licht
das sich auf den Dächern
der Autos bricht

'Hier bist du von mir gegang'
Dachte ich,
bevor ich sprang
Und noch während dem Fall
Spürte ich dich hier
Direkt neben mir
Wie du wieder meine Hand hältst
Mich an lächelst
Und mich nicht los lässt

Da war kein Schmerz,
als ich aufkam
Nur deine warme Gegenwart
Und ich war nicht mehr allein
Das letzte, was ich sah
Warst du
Dann schlug ich für immer
Meine Augen zu

Hab' dem letzt die Nachrichten gesehen
Hab' gesehen, wie ein Mädchen Suizid begeht
Auf der Brücke steht
Und springt
Sich das Leben nimmt
Dem Tod gegenüber steht
Ihm entgegen geht
Nicht mehr umdreht
Und ohne Furcht
ins Ende sieht.