Asshole

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2. Asshole

"Was hast'n jetzt?", fragte Kyle mich in der 2. Pause.

"Mathe.", sagte ich gleichgültig. Mathe konnte ich eigentlich ganz gut. So wie jeder aus meiner Familie. und so wie jedes andere Fach auch, wie schon gesagt.

"Schwänzen?", fragte er und zog an seiner Kippe, bevor er sie mir reichte. Es war seine letzte, also mussten wir sie teilen.

"Wohin?", fragte ich, nahm einen großen Zug und hustete dann.

"Keine Ahnung. Stadt oder so?", fragte er und sah mich hoffnungsvoll an.

"Sorry, nächstes Mal.", passte ich, weil ich einfach keine Lust hatte mit ihm in die Stadt zu gehen oder sonst irgendwo ausserhalb der Schule meine Zeit mit ihm zu verschwenden. Außerdem hatte ich noch nie wirklich geschwänzt. Klar, ich kam öfters zu spät, aber das zählte ja nicht zu Schwänzen.

Er nickte nur, und senkte seinen Kopf. Die restliche Pause schwiegen wir nur und rauchten die Zigarette zu ende.

"Bye Kyle.", sagte ich und ging in das Schulgebäude rein.

**

Nach der Schule ging ich, wie jedes mal Arbeiten.

Ich jobbte in einem kleinem Cafe, wo nicht allzu viele Jugendliche kommen, dafür aber ziemlich viele alte Leute. Die nervten zum Glück nicht. Mein Chef war sogar ganz locker.

"Mr. Hemmings.", nickte ich meinem Chef zu, als ich ankam.

Er lächelte mir fröhlich zu. "Wie oft noch, nenn mich bitte Luke."

"Okay, Luke.", sagte ich lächelnd. Doch das lächeln traf meine Augen nicht. Das tat es seit dem tot meiner Mutter schon nicht mehr.

"Heute ist nicht so viel los.", sagte er. "Und ich muss heute früher weg, also machen wir schon um 6 zu."

"Okay.", sagte ich und ging in den Hinterraum, um meine Schürze und Namensschild anzuziehen. Ich hasste diese Schürze. Sie war weiß, und ich hasste weiß über alles. Auch einer der Gründe warum ich meinen Vater nicht besuchte.

Ich schob die Gedanken beiseite und ging wieder aus den Hinterraum raus, und sah wie gerade ein paar Jugendliche das kleine Cafe betraten.

Schüler aus der Buckswood School. Unsere Schulen hassten sich. Was hieß, ich musste sie auch hassen, oder?

Ich seufzte genervt auf. Ich hasste es arrogante Schüler zu bedienen, und diese waren definitiv arrogant.

Dann sah ich noch wie ein Typ das Cafe betrat und sich zu den Jugendlichen saß. Devin. Ich verdrehte genervt meine Augen. Er war auch auf der Buckswood und ihn kannte ich sogar. Wir sind uns mal begegnet und seit dem hasste ich ihn.

Er hat versucht mich anzuflirten und natürlich ließ ich das nicht auf mir sitzen, doch das störte ihn nicht.

Ich ging auf die arroganten Schüler zu und fragte so freundlich, wie es meiner Meinung nach, möglich war, was sie denn bestellen wollten.

"Ich kenne dich doch.", sagte Devin grinsend, worauf ich nur meine Augen verdrehen konnte.

Damit mein Chef, der ja eigentlich locker war, es aber wohl sehr ernst nahm, wie ich mit meinen Kunden umging, mir nicht noch eine predigt hielt, ignorierte ich diese Aussage um höflich zu bleiben.

"Also, wollt ihr nun was bestellen, oder nicht?", fragte ich nach einer Weile der Stille.

Ein paar zogen scharf die Luft ein und sahen Devin gespannt an. Anscheinend waren sie es nicht gewohnt, dass jemand seine Aussagen ignorierte.

"Eine Cola, bitte.", sagte Devin jedoch nur. Sofort sahen alle verwirrt umher.

Ich verdrehte meine Augen zum zweiten mal, und schrieb es mir auf. "Und die anderen?"

Nachdem alle bestellt hatten, ging ich wieder weg und machte ihre Getränke fertig.

Kamen sie nur hier hin, um Getränke zu bestellen? Ich meine, das könnten sie auch woanders tun. Se könnten sich z.B. Getränke im Supermarkt kaufen und sich dann an einen stillen Ort setzen, anstatt mich zu nerven.

Nachdem ich ihnen die Getränke gebracht hatte, bediente ich noch andere Leute, bis es dann 6 Uhr war, und meine neuen Erzfeinde die einzigen waren, die noch da waren.

Mein Chef rief mich zu sich.

"Schmeißt du bitte deine Freunde raus? Wir müssen schließen."

Ich zog eine Augenbraue hoch. Freunde? Ich ignorierte das 'Freunde' einfach mal, bevor ich etwas tat, wofür er mich kündigen würde und ging auf den Tisch der Buckswood zu.

"Ihr müsst leider gehen.", das 'leider' betonte ich extra, damit sie merkten, dass es bloß Sarkasmus war. Also das leider war Sarkasmus, der Rest nicht.

"Das entscheiden immer noch wir.", sagte Devin kalt. Ich grinste.

"Oder wir lassen es die Bullen entscheiden.", sagte ich. Devin musterte mich durch dringlich.

"Jungs, wir gehen.", sagte er dann und stand auf. "Das hier ist noch nicht vorbei."

Ich grinste schon wieder. Die gleiche Drohung, wie die von heute Morgen. Süß. Ich freute mich ja schon darauf, dass sie ihre 'Drohung' wahr machten.

"Bye.", sagte ich noch und schubste den letzen schnell raus, damit ich aufräumen und dann gehen konnte.

"Schönen Feierabend.", sagte mein Chef.

Ich tat so, als hätte ich das überhört und drehte mich noch einmal um. "Tschüss, Luke."

Er nickte grinsend. Anscheinend merkte er langsam, wie ich tickte. Dann winkte er mir noch zu und drehte sich weg, was ich ihm gleich tat.

Ich steckte meine Kopfhörer ein und machte mich auf den Weg 'Nachhause'.

Nachhause bedeutete zu meiner Tante. Die ich natürlich über alles liebte. Nicht.

Sie versuchte meine Mutter zu ersetzen, weil sie anscheinend neidisch auf ihre Schwester war. Sie hatte keinen Mann und war unfruchtbar. Trauriges Schicksal, meinte mein Vater immer. Ich würde aber gerne so leben, wie sie. Nur ohne die Göre, die ihr keine Gefühle zeigt. Damit meinte ich btw mich.

Als ich die Haustür hinter mir schloss, hoffte ich, dass Rosie nicht da war. Doch leider meinte es das Schicksal, oder vielleicht auch das Karma schlecht mit mir.

"Jess, Schätzchen.", ich wurde umarmt, von einer fremden Person.

Warum umarmte mich eine alte Frau, im alter von 55? Die ich nicht einmal kannte.

"Du siehst genauso aus wie sie.", die alte Frau wischte sich eine Träne weg. Eww, tränen. Ich musste hier so schnell wie möglich weg, bevor mehr Tränen fallen würden.

"Rosie, fremde. Ich bin müde, ich sollte mich ins Bett legen.", sagte ich, worauf die alte mich verdutzt ansah.

"Fremde? Ich bin deine Oma! Die Mutter deiner Mutter!", rief sie aufgebracht. Upsi.

Vielleicht war es etwas scheiße, dass ich meine eigene Oma nicht wieder erkannte, aber alles was meine Mutter über sie erzählt hatte war negativ und ich hatte sie vielleicht mal ein paar mal gesehen, als mein Gehirn noch nicht weit genug entwickelt war.

"Ich bin müde.", sagte ich und drängte mich an den beiden vorbei. "Man sieht sich?"

Als ich die Treppe rauflief hörte ich ein seufzen, dass nach Rosie klang. Nicht, dass es mich juckte.

"Es ist traurig, was aus ihr geworden ist.", sagte meine Oma. Ich finde es ja nicht traurig. Ich finde es ja gut. Aber naja, jeder hat seine eigene Meinung.

Ich zuckte mit den Schultern und machte meine Zimmertür zu, damit ich mir ihr Gespräch nicht mit anhören musste.

Ach, fuck it || KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt