Past

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"Oah, Fuck.", stöhnte ich und richtete mich auf. Um mich herum lagen überall schlafende Menschen. 

Wo war die scheiß Küche? 

Ich stand auf,  kletterte über die Menschen, hoffte auf keinen rauf zutreten und lief in eine Richtung, in der Hoffnung dort wäre die Küche.

Ich sah in jeden einzelnen Raum, und stoppte irgendwann vor einer geschlossenen Tür und horchte. Die einzig vertraute Stimme die ich hörte, war die von Leon. Wenigstens eine.

Ich öffnete die Tür, trat ein und schloss sie wieder. 

"Jess, richtig?", fragte mich der Typ, der gegenüber von Leon stand. Ich kannte ihn irgendwoher. Ich glaube, ihm gehörte das Haus. Und sein Name war komisch. Wie hieß er noch gleich?

"Äh, C-Ceil? Oder nein-", er unterbrach mich lachend. "Ciel." 

"Nah dran. Habt ihr vielleicht Aspirin?", fragte ich und lief auf die beiden zu und bei jedem Schritt hörte man den Absatz meiner Schuhe. Shit, waren die unbequem. Warum hatte ich die angezogen? Und was war eigentlich gestern passiert?

"Ja, klar.", sagte er und hielt mir eine Tablette hin, und ein Glas Wasser. "Danke, Ciel."

"Ich muss dann mal gehen. Alle verscheuchen und so.", sagte Ciel. "Ihr solltet auch mal gehen." 

Ich sah ihm noch hinterher, bis er die Tür hinter sich schloss und sah dann Leon an. "Alsooo. Hab ich gestern irgendwas peinliches gemacht?" 

"Weißt du gar nichts mehr?", fragte er vorsichtig. "Du hast z.B versucht dein Oberteil auszuziehen." 

"Gott, was hab' ich mir dabei gedacht.", ich hielt mir die Hand vor den Kopf. "Hab ich's getan?"

"Nope, konnte dich davon abhalten. Aber hast du keine Ahnung mehr was mit Kyle passiert ist?", fragte er.

Ich versuchte mich echt zu erinnern, aber es klappte nicht. Ich konnte mich nur daran erinnern, dass ich nachdem Leon mich davon bewahrt hat mein Oberteil auszuziehen, noch mehr getrunken hatte.

"Was ist denn passiert?", fragte ich, doch da kam schon jemand in die Küche rein. 

"Hey Lea.", sagte Leon und reichte ihr eine Tablette und ein Glas Wasser.

"Danke Leon. Warum hab' ich gestern denn so viel getrunken? Ich trinke nie.", sagte sie und hielt sich den Kopf. 

Als Leon mich dann ansah, fühlte ich mich irgendwie schuldig. Aber wieso? 

"Was ist?", fragte ich, doch er räusperte sich nur. "Du und Kyle, ihr habt euch geküsst." 

Ich spuckte das Wasser, dass ich kurz davor trinken wollte, aus und sah Leon geschockt an. Das hatte ich nicht wirklich getan, oder? 

"Bitte sag, dass das ein dummer Witz ist.", ich durfte das nicht getan haben. 

Er verdrehte nur genervt seine Augen und überreichte mir sein Handy. Ich drückte auf den Play-Button und sah ein Video von einer betrunkenen Jess und einem Kyle, die sich küssen. Ich wollte das Handy schon wieder zurück geben doch er hielt mich davon ab. "Sieh es bis zum Ende an." 

Das hatte Kyle nicht echt, oder? Dieser mieser kleine Bastard. Wir hatten einen Schwur. 

*Flashback*

"Ich bin wieder Zuhause, Dad.", rief ich durchs Haus. Es war eigenartig still hier. Es war nie so still hier. 

"Zieh deine Schuhe bitte aus.", sagte ich zu Kyle und zog meine selber aus. 

Dann lief ich die Treppen hoch und sah mich um. Das Bad war abgeschlossen, also war er wohl dadrin. "Dad? Bist du im Bad?" 

"Ja, ich komme gleich raus.", rief er hektisch. Was war los mit ihm? 

"Autsch.", hörte ich leise aus dem Bad. 

"Alles ok?", fragte ich und sah Kyle verwirrt an. Was war nur los dadrin?

"Alles bestens. Ich bin nur ausgerutscht.", sagte er und ich beließ es dabei. 

"Hunger?", fragte ich Kyle, der sofort begeistert nickte. 

Also ging ich nach unten, und er folgte mir. Nachdem wir dann gegessen hatten, war mein Vater immer noch nichts aus dem Bad gekommen. 

"Ich sehe mal nach ihm.", sagte ich und lief wieder hoch. "Dad? Dad?", fragte ich und klopfte. Keine Antwort. "DAD? Ich komme gleich rein, wenn du nicht aufmachst." 

Als keine Antwort kam, nahm ich den Zweitschlüssel des Bades und schloss die Tür auf. Und dort lag er. Auf dem dreckigen Boden, blutverschmiert und neben ihm eine Rasierklinge. "Dad? Fuck, dad?" Ich rannte auf ihn zu und fing an zu heulen. Warum hatte er das getan? 

"KYLE", schrie ich und er kam sofort hochgerannt. "RUF EINEN KRANKENWAGEN." 

Er stand in der Tür und starrte mich nur hilflos und geschockt an. "RUF EINEN SCHEIß KRANKENWAGEN." 

**

Er lebte. Er hatte seinen Selbstmordversuch überlebt. 

"Dad, warum hast du das getan?", fragte ich heulend, doch er starrte mich nur hasserfüllt an. 

Und dann kamen die Männer im weißen Kittel. "Wir weisen sie in die Psychiatrie ein."

Als sie ihn mitnahmen drehte er sich ein letzes mal zu mir um. "Du bist Schuld am Tot deiner Mutter. Du bist Schuld an meinem Selbstmordversuch. Du bist Schuld an allem. Ich hoffe du wirst jemanden lieben wie ich deine Mutter geliebt habe und ich hoffe dann stirbt er einfach. Vor deinen Augen. Ich hasse dich, Jess." 

**

"Jess, alles wird wieder gut.", versuchte Kyle mir einzureden. 

"Halt die Fresse, Kyle.", rief ich wütend und zerschmetterte das nächste Glas. 

Als nächstes nahm ich die Vase, die meiner Mutter so viel bedeutete in die Hand, und noch bevor ich diese auf den Boden schmeißen konnte hielt Kyle mich fest.

"Das bringt nichts. Und du wirst es irgendwann bereuen.", sagte er und stellte sie ab. 

Dann sah ich Kyle in die Augen. Und er mir. Er kam mir näher und legte seine Lippen sanft auf meine. 

Ich erwiderte den Kuss, doch stieß ihn nach einer Zeit weg. "Fuck, Kyle was war das? D-das darf nie wieder passieren, ok? Ich darf dich nicht als Freund verlieren. Versprich mir, dass keiner von uns sich in den anderen verliebt und dass das was gerade passiert ist nie wieder passiert, bitte." 

"Hey, es tut mir leid.Ich weiß nicht was gerade passiert ist und warum, aber es wird nicht mehr wieder passieren, versprochen. Und keiner von uns verliebt sich in den anderen, das ist absurd. Wir sind wie Geschwister.", er nahm mich in den Arm und streichte mir beruhigend über den Rücken. 

*Flashback Ende*

"Woher hast du das Video?", fragte ich Leon. 

Er sah mich nur schweigend an. 

"Leon. Sag es mir.", knurrte ich, und knirschte mit den Zähnen.  

"Ich glaub das ist mein Stichwort zu gehen.", sagte Lea und wollte schon gehen, doch ich hielt sie am arm fest. "Du warst es, oder?" 

Lea konnte mich nicht einmal richtig ansehen, sondern starrte nur schuldbewusst auf den Boden. 

Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch das hatte bei mir noch nie so richtig geklappt. "Ach, weißt du was? Ist mir egal. Kyle kann mir eh gestohlen bleiben." 

Ich drehte mich genervt um, und versuchte es, wie so alles andere auch, zu verdrängen. "Leon? Kann ich kurz meine Sachen bei dir abholen?" 

"Äh, klar. Komm mit.", sagte er und lief vor. Ich lief ihm nur schweigend hinterher und drehte mich noch ein letzes mal zu Lea. "Du brauchst übrigens wegen mir kein schlechtes Gewissen haben. Aber halt dich trotzdem in nächster Zeit lieber von mir fern." 



Ach, fuck it || KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt