Kapitel I - Schwestern

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Lächelnd sah Lydia sich auf der lichtdurchfluteten Lichtung um. Sie befand sich mitten im tiefsten Wald, das weiche Gras strich sanft an ihren nackten Füßen entlang. Hin und wieder blitzten ein paar Blaue Moonblumen auf der Wiese auf. Ein paar ebenfalls Blaue, leuchtende Schmetterlinge flogen hin und wieder um Lydia herum. Einer landete sanft auf ihrer ausgestreckten Hand. Lächelnd beobachtete sie wie er dort eine Weile saß und sich dann wieder mit sanften Flügelschlägen in den Himmel begab. Der Wind wehte sanft durch Lydias Rot- Orangene Haare, die ihr in sanften Wellen über die Schultern fielen. Das Hellblaue Kleid das knapp bis über ihre Knie ging passte farblich perfekt zu ihren hellgrauen Augen. Diese leuchteten auf als sie den Wasserfall entdeckten der auf einmal ein Stück weit entfernt von ihr zu sehen war. Er war sehr klein und fiel direkt an einer steinwand hinab in einen kleinen Teich. Über den Teich schwang sich eine kleine Brücke direkt auf den Wasserfall zu. Langsam ging Lydia darauf zu. War da irgendetwas hinter den Wassermassen? Lydia ging immer weiter, als würde eine unsichtbare Macht sie anziehen. Langsam streckte Lydia ihre Hand aus. Kurz bevor sie das klare, fast silberne Wasser berührte erkannte sie das sich tatsächlich etwas dahinter befand. Es war eine Tür. Lydia strengte ihre Augen noch mehr an. Auf den ersten Blick erschien es Lydia als bestünde die Tür komplett aus fließendem Wasser. Doch auf den zweiten Blick erkannte sie das es bloß ein Besonderes Muster war. Die Tür war in vielen verschiedenen Blautönen so bemahlt worden das es aussah als würde Wasser daran herabfließen. Der Griff der Tür jedoch war mit einer feinen Eisschicht überzogen. Neugierig trat Lydia einen Schritt vor. Einen Moment fiel das glitzernde warme Wasser auf sie hinab, doch als sie sich hinter dem Wasserfall auf dem Steinboden wiederfand war sie trotzdem vollkommen trocken. Das verwirrte sie etwas, doch sie dachte nicht weiter darüber nach. Nun streckte sie wieder die Hand nach der Tür aus. Grade als ihre Finger sich auf den kalten Türgriff legten hörte sie ein leises Klopfen. Irritiert sah sie sich um. Es passte nicht zu dem sonst so friedlichen Vogelzwitschern und wasserplätchern das sie bis grade umgeben hatte. Da war es wieder! Das klopfen. Diesmal etwas lauter. Als Lydia sich wieder umdrehte war die Tür bereits verblasst. Genau wie alles andere um sie herum plötzlich an Farbe verlor. Als das klopfen das nächste mal erklang öffnete Lydia endgültig die Augen.


Einen Moment sah Lydia sich verwirrt um. Dann gewöhnten ihre Augen sich an die Dunkelheit und sie erkannte ihr Zimmer im Internat. Momentan hatte sie es für sich alleine, da Lydias Zimmergenossin, Mara vor ein paar Wochen einen schweren Reitunfall gehabt hatte, nun lag sie im Koma. Lydia hatte sie sehr gemocht und nun besuchte sie sie jeden Tag. Es war einsam hier ohne sie. Sie war die einzige Freundin gewesen die Lydia Auf Dem Internat Schloss Lilian gehabt hatte. Ein erneutes Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Seufzend strich Lydia sich eine gekringelte Haarsträhne aus der Stirn und klappte die weiche, dunkelblaue Decke zur Seite. Sie schlüpfte in ihre Blauen Plüschpantoffeln und schlurfte Müde in Richtung Tür. Im Schloss gab es viele Geheimgänge durch die man bestens hin und her schleichen konnte ohne vom strengen Hausmeister erwischt zu werden. Lydia und Julia benutzten die Gänge regelmäßig um sich zu unerlaubten Zeiten zu treffen. Kaum hatte Lydia die Klinke hinab gedrückt stürmte ihre Zwillingsschwester auch schon an ihr vorbei. "Wurde aber auch Zeit!" maulte sie. "Tut mir leid! Andere Leute schlafen nachts!" Genervt Schloss Lydia die Tür wieder hinter Julia. Diese grinste sie bloß an und schmiss sich auf Lydias Himmelbett aus dunklem Holz. Sie Schnippste einmal mit dem Finger und schon brannten alle Fackeln an den Wänden. Julia liebte es vor ihr mit ihren Zauberkräften anzugeben. Dabei vergaß sie immer wieder das Lydia auch welche hatte. Seufzend setzte Lydia sich neben ihre Schwester aufs Bett und sah sie fragend an.

"Ich hatte wieder einen total seltsammen Traum!" begann Julia zu erzählen. "Da war überall Feuer und ein Mann... Oder ein Junge, Ich konnte ihn nicht erkennen, hat mich verfolgt. Dann stand plötzlich wieder die Tür, komplett aus Feuer, direkt vor mir. Ich wollte hindurchgehen um Mich zu retten, dann bin Ich aufgewacht weil ich aus dem Bett gefallen bin." Den letzten Satz sagte sie leicht zerknirscht. Nun sah Julia Lydia auffordernd an. Seufzend begann Lydia ebenfalls von ihrem Traum zu erzählen. "Ich stand auf einer Wiese. Alles war wunderschön, dann war da ein Wasserfall und dahinter die Tür die so aussieht als bestünde sie aus Wasser. Genau wie in den letzten Wochen auch schon! Wir müssen endlich hindurchgehen bevor wir aufwachen!" Lydia warf Julia einen Vorwurfsvollen Blick zu, nur wegen ihr war sie aufgewacht. Julia nickte leicht schuld bewusst. "Aber vielleicht sollten wir uns erstmal auf die Suche nach unsereren richtigen Eltern konzentrieren." Lydia Strich sich erneut eine gekringelte Locke aus dem Gesicht und hoffte das Julia nicht bemerkte wie traurig sie das Thema machte. Sie kam immer noch nicht damit klar das ihre Eltern sie tatsächlich einfach weggeben hatten, aber noch weniger kam sie damit klar Das Grace und Ben - ihre Eltern - nicht ihre Eltern waren. Ihr ganzes Leben hatten sie ihr nichts gesagt. Lydia hatte sie seit dem Tag nicht mehr gesehen an dem sie es erfahren hatte. Sie hatte ihren Eltern einen wütenden und verletzten Brief geschrieben Und die letzten Ferien bei Julia verbracht. Julia hatte von klein auf von ihrer Adoption gewusst. Deshalb hatte sie sich auch auf die Suche nach Lydia gemacht. Schließlich war sie in das Waisenhaus das sie vermittelt hatte eingebrochen und hatte die Unterlagen dort durchwült bis sie gefunden hatte was sie gesucht hatte. Als Julia, eines der fiesen, beliebten Mädchen in der Achten Klasse dann vor der schüchternen Streberin Lydia gestanden hatte und ihr eröffnet hatte das sie ihre Schwester war hatte Lydia angefangen lauthals zu lachen. Das kann nicht sein hatte sie gedacht. Die beiden waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Julia hatte blonde Haare, Lydia rot bis orangene. Julia war eine gemein und frech und sehr beliebt während Lydia eine schüchterne, strebsamme Einzelgängerin war. Doch irgendwann hatte sie es akzeptiert und ihre Schwester lieben gelernt. Doch das war noch nicht alles. Beide hatten schon immer besondere Kräfte gehabt. Julia hatte oft schmerzhafte Visionen die ihr Einblicke in die Zukunft gewährten. Diese waren aber Meißtens wirr und unzusammenhanglos. Man musste oft tagelang über ihre Bedeutung rätseln. Während Lydia anhand der farbenfrohen Auren die sie um Menschen sah deren wahres Ich sah. Sie sah den Charakter der Menschen, sah wie sie sich fühlten und ob sie die Wahrheit sagten. Ausserdem hatten beide Schwestern die Fähigkeit jeweils ein Element zu beherschen. Lydia beherrschte das Element Wasser und Julia Feuer. Wie konnte es sein das es sowas wie magische Kräfte gab? Die einzigen die ihnen das sagen konnten waren ihre leiblichen Eltern, daher mussten Die Schwestern sie finden. Julia legte ihr vorsichtig eine Hand auf den Arm und holte sie so in die Realität zurück. "Wir werden sie finden! Und wir werden sie zur Rede stellen!" Die Entschlossenheit mit der sie das sagte gab Lydia neuen Mut. Sie sah auf und lächelte leicht. Immerhin eine Person würde ihr für immer bleiben: Ihre Schwester.

Elementarix - Lydia {Silber Fanfiction} #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt