Ich wurde der Sonne geweckt. Es kam mir wie reiner Hohn vor, dass sie so schien, obwohl ich alles verloren hatte. Leise beschimpfte ich sie. Wenn jemand mich jetzt gehört hätte, hätte derjenige mich wahrscheinlich für verrückt gehalten, aber sei's drum. Ich gähnte und rieb mir die Augen. Dann kroch ich aus dem Strauch, der, wenn man so drüber nachdachte, eigentlich ein gutes Versteck wäre. Aber als die Deutschen gestern meine kleine Hütte abgebrannt hatten, hielt mich nichts mehr hier. Ich wollte raus aus diesem verdammten Wald, weg vom zerstörten Haus meiner Familie. Ich begann zu laufen. Es war kalt und außerdem noch windig. Meine Zähne klapperten, aber ich ging weiter. Um die Mittagszeit kletterte ich auf einen Baum, schnitt die Rinde weg und schabte das weiße Zeug ab. Etwas davon aß ich, das Übrige steckte ich mir ein. Danach kletterte hinunter und lief weiter. Zwischendurch nahm ich mir etwas Schnee und aß ihn. Ich durfte nicht austrocknen. Als nacheiniger Zeit das Ende des Waldes erreichte, drehte ich mich nochmal um. Wollte ich mein sicheres Versteck, das mir zu Essen gab, wirklich verlassen? Dann dachte ich an meine Eltern und ging hinaus, wanderte die Felder entlang in eine ungewisse Zukunft.
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Die Sonne verschwand langsam. Es war wohl an der Zeit, mir ein Nachtlager zu suchen. Ich sah mich um. Ich stand auf einem Feld, links von mir war ein Wald, rechts weiter Felder. Vorne leuchteten die Lichter eines kleinen Dorfes. Sollte ich das Risiko eingehen? Nein, entschied ich. Ich konnte ja am nächsten Tag das Dorf auskundschaften, aber ich hatte ja sowieso kein Geld, und wer würde mich aufnehmen?
Also ging ich zum Wald. Hier standen hauptsächlich Nadelbäume und der Boden war wie ein Teppich aus dsn herabgefallenen Nadel. Mittlerweile konnte ich kaum noch was sehen und ich hatte immer noch kein Platz für das Nachtlager.
Als ich dann fast nichts mehr sehen konnte, kletterte ich einen Baum hinauf. Er war oben sehr dicht gewachsen und als ich oben war, fror ich nicht mehr so viel. Ich setzte mich auf einen Ast, lehnte mich an den Stamm und schlief ein, den wunderbaren Geruch der Tannennadeln in der Nase.
Ich träumte wieder, aber diesmal nicht von meiner Familie. Meine Freundin starrte mich vorwurfsvoll an. Ich wollte ihr sagen, dass ich sie lieb hatte, dass es mir leidtat, nicht eingegriffen zu haben, als sie starb. Aber ich brachte kein Wort heraus.
'Wieso hast du mich sterben lassen? Wieso hast du mich nicht gerettet?', sagte sie anklagend. Ich hatte einen Klos im Hals. 'I... ich', stotterte ich.
'Du hättest etwas tun sollen!'
'Aber...'
'Du hast den Deutschen geholfen! Du hast mich nicht gerettet! Mörder! Mörder!'Ich wachte auf und keuchte. Tränen vernebelte mir die Sicht. Mörder, Mörder , hallte es in meinem Kopf nach. Ich schüttelte mich. Solche Gedanken konnte ich jetzt nicht zulassen, ich wollte mich nicht ablenken lassen!
Ich kletterte den Baum hinunter, davor hatte ich noch etwas Unterrinde abgeschabt und gegessen.
Dann sah ich mich um. Alles ruhig. Leise, darauf bedacht, kein Geräusch zu machen, lief ich aus dem Wald und auf das Dorf zu. Es war größer, als ich gedacht hatte. Ich ging auf eine kleine Anhöhe und legte mich flach auf den Boden, damit die Bewohner mich nicht sehen konnten. Es herrschte reges Treiben auf dem Dorfplatz. Verkäufer boten ihre Waren an: Kleidung, Kaninchen- beziehungsweise Hasenfleisch umd manch andere Sachen. Plötzlich wurde es still. Die Menschen liefen zur Seite und stellten sich an die Häuserwände. Ich sah, dass deutsche Soldaten einen Mann auf den Dorfplatz trieben, der in ihrer Mitte stand. Er hatte ein Schild um den Hals, aber ich konnte nicht lesen, was darauf stand. Er wurde zu einem Baum geführt, unter dem ein Hocker stand. Ich war verwirrt. Was wollten sie mich einem Hocker? Dann sah ich das Seil, das von einem Ast des Baumes hing.
Oh Gott.
Der Mann stieg auf den Hocker und ein Deutscher legte ihm die Schlinge um den Hals und zog zu. Dann zog ein anderer Soldat ihm den Hocker unter den Füßen weg und der Mann baumelte am Ast. Seine Augen waren, soweit ich sehen konnte, offen und sein Hals merkwürdig abgeknickt. Er war tot.
Mir entfuhr ein kleiner Schrei, bevor ich mir die Hände auf den Mund schlug. Ein Deutscher drehte sich um und starrte mich an. Ich stand auf und rannte, so schnell ich konnte zurück in den Wald.///
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Boah.
Danke.
Ihr seid die Gutesten^-^
(Neue deutsch Grammatik nach unserem Lateinlehrer)
xD
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ON HOLD-Tränenkinder-ON HOLD
Historical FictionEr sah mich an und ich starrte zurück. Dann rappelte ich mich auf und lief tiefer in den Wald hinein, den Schmerz in meinem Bein ignorierend. ------------------------ -Dezember 1941- Lisa lebt mit ihrer Familie auf einem kleinen Bauernhof. Sie führe...