Kapitel 4 - Supermarkt.

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'Hey Asli!' sagte ich angespannt am Handy in der Hoffnung sie hätte bereits nichts vor, was an einem Samstag Abend sehr unwahrscheinlich wäre. 'Hi süße, was gibt's?' fragte sie mit einem schmatzen, anscheinend frühstückte sie noch. 'Ehm, hast du eigentlich heute was vor?' fragte ich wobei ich sie sofort husten hörte. 'Ist alles okey?' war sie denn etwa krank?

'Nein nein, ich hab mich nur verschluckt, sorry!' gab sie zwischen weiteren Husten von sich. 'Also hab ich das richtig verstanden? Du willst an einem Samstag Abend etwas unternehmen?' fragte sie mit einem schockierten Unterton. Ich nahm es ihr nicht wirklich übel, ich war selbst etwas geschockt über diese Entscheidung, jedoch war ich gezwungen heute Abend rauszugehen, damit meine Mutter keinen Verdacht schöpfte.

'Es ist so, meine Mum meint ich soll öfter raus gehen.' fing ich an zu erzählen als sie mich kurz unterbrach. 'Wobei deine Mutter natürlich zu 100% Recht hat Nefes.' auf diesen Kommentar hätte Asli eigentlich verzichten können, ich verdrehte leicht genervt die Augen, atmete tief ein und aus, und erzählte weiter.

'Wie auch immer. Hast du heute Abend schon was vor?' fragte ich angespannt, ich hoffte ein Nein zu hören. 'Ehm..' Das klingt definitiv danach, dass sie bereits was vor hat. 'Eigentlich wollte ich heute Abend mit Enes und seinem Bruder raus gehen. Du weißt ja, dass die Eltern von Enes getrennt leben und der ältere Bruder vor einigen Jahren nach Stuttgart mit seinem Vater umgezogen ist und nicht hier in Köln wohnt. Ich wollte ihn heute unbedingt kennenlernen, da er schon seit einer Woche in der Stadt ist. Wir wollten zu dritt etwas essen gehen, komm doch einfach mit uns!' schlug sie vor.

Jedoch war ich nicht in der Laune, mich zu Ihnen zu Gesellen, erst recht wollte ich nicht dazwischen stehen, wenn Asli zum ersten mal jemanden aus Enes' Familie kennenlernte. 'Ach schon gut, ich weiß das du seinen Bruder schon ziemlich lange kennenlernen möchtest. Ich möchte nicht dazwischen stehen. Euch viel Spaß!' sagte ich leicht enttäuscht, dass es doch nicht so geklappt hat wie ich es wollte. Jedoch war es nun mal so wie es war, also musste ich mir eine andere Ausrede einfallen lassen um meine Mutter zu beruhigen. Eigentlich hätte ich ihr auch sofort die Wahrheit sagen können, Asli wird heute den älteren Bruder von Enes kennenlernen, sie hat abgesagt, und fertig.

'Warte!' schrie Asli, bevor ich auflegen wollte. 'Ja?' fragte ich irritiert. 'Weißt du was; sein Bruder wird noch etwas länger hier bleiben, also hab ich noch genug Zeit um ihn kennenzulernen. Du hingegen entscheidest dich 1 mal im Jahr raus zugehen, wenn ich diese Chance nicht ausnutzen würde, wäre ich doch blöd!' sagte sie und man konnte deutlich raushören, dass sie am lachen war. Mir bildete sich ebenfalls ein Grinsen auf den Lippen. Das ist meine beste Freundin!

Kein Wunder das ich sie nicht aus meinem Leben ausgeschlossen hatte, sie war die einzige die immer für mich da war, genau so wie jetzt.
Sie ist nicht nur eine Freundin, sie ist schon ein Teil von mir, sie ist wie eine Schwester!

'Danke, danke, danke, dankeeeeee!' schrie ich vor Freude. 'Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht geplant raus zu gehen. Wie wäre es denn wenn ich zu dir komme und wir uns einen schönen Abend machen, ich bring DVD's mit und du machst Popcorn.' schlug ich vor und grinste weiterhin vor mich hin. 'Das klingt gut, komm so gegen 20 Uhr vorbei.' antwortete sie.

Ich lief sofort die Treppen runter zu meiner Mutter und gab ihr Bescheid heute Abend bei Asli zu sein, wahrscheinlich auch zu übernachten falls es zu spät werden sollte.

Um die Zeit zu überbrücken, machte ich mir eine große Tasse Tee und schaute mir noch paar Folgen Teen Wolf an, wonach schon 3 Stunden um waren. Wenn es um diese Serie ging, kam es sehr oft vor, dass ich die Zeit völlig aus den Augen bekam.

Langsam fing ich an mich fertig zu machen. Ich zog mich völlig schlicht an, da wir sowieso nur bei ihr zu Hause chillen wollten, dazu packte ich auch noch meinen Pyjama ein, falls es zu spät werden sollte und ich bei ihr übernachten musste. Schlichte schwarze Jeans, graues Top, schwarze Jeans Jacke und noch etwas Make-Up um nicht auszusehen wie 'ne Leiche. Schon war ich fertig. Die schlichte Nefes.

Ich packte die DVD's in meine Handtasche und merkte, als ich auf die Uhr schaute, dass ich noch eine Stunde Zeit hätte. Also beschloss ich einfach noch kurz in den Supermarkt zu gehen, der nur 15 Minuten zu Fuß entfernt war und ein paar Süßigkeiten zu kaufen für heute Abend.

'Mum, ich mach mich auf den Weg!' schrie ich laut, damit sie mich aus ihrem Zimmer hören konnte und zog mir gleichzeitig meine Schuhe an. 'Pass auf dich auf!' schrie sie zurück und schon zog ich die Tür hinter mir zu.

Die Sonne schien mir ins Gesicht. Schon schloss ich meine Kopfhörer an mein iPhone und fing an mich der Musik hinzugeben. Ich schloss die Augen, atmete tief ein und aus, genoss die Sonne auf meiner Haut und schon bildete sich ein Lächeln in meinem Gesicht. Glücklich - auch wenn man es kaum glauben mag - lief ich die 5 Stufen vor unserem Haus runter und machte mich auf den Weg.

Ich sah eine Horde Mädchen an mir vorbei laufen die so laut lachten, dass ich sie durch meine Kopfhörer hören konnte. War ich denn früher genau so? Dachte ich mir. Auch wenn es unwahrscheinlich klang, vermutlich war ich bzw. meine Mädels und ich schlimmer. Wenn wir durch die Schule, Straßen etc. liefen hörte man uns sogar 100 Meter voraus. Schlagartig bildete sich ein grinsen auf meinem Gesicht, ich hatte damals echt viel Spaß mit den Mädels gehabt, auch wenn sie nie wirklich wahre Freunde waren.

Im Supermarkt angekommen machte ich mich sofort auf den Weg zu der Süßigkeiten Abteilung, 2 Chips, 'ne Menge Schokolade und Kekse würden ausreichen. Bevor ich zur Kasse ging holte ich uns noch 2 Ben & Jerry's Eiscreme. Jetzt hatte ich wirklich alles was ich holen wollte, ging somit zur Kasse und lag alles auf das Band.

'Was wird das denn, hast du vor an einem Zuckerschock zu sterben?' hörte ich plötzlich eine männliche Stimme hinter mir lachend sagen. Lieber Gott bitte nicht! Ich drehte mich schlechtes Gewissens um und wie ich befürchtet hatte; es war der Junge aus der Schule, der mir meine Bücher aus der Hand gestoßen hatte. 'Nicht du schon wieder!' gab ich von mir und drehte genervt meine Augen.

Ich drehte mich wieder um, weil ich an der Reihe war und die Kassiererin die Süßigkeiten über das Band schob. Ich spürte wie er von hinten mit seinem Gesicht ganz nah an mein Ohr kam. 'Verfolgst du mich etwa?' fragte er unverschämt. Ich stieß sofort mein Ellenbogen gegen seinen Bauch damit er sich entfernte, drehte mich blitzschnell um wobei meine langen Haare sein Gesicht trafen, fast schon schlugen. 'Was denkst du dir eigentlich?!' schrie ich ihn an, worauf er nur anfing zu lachen.

Nach dem ich bemerkte viel zu laut gewesen zu sein, schaute ich mich beschämt um und sah das die Kassiererin unser Gespräch gespannt verfolgte. 'Ich kenne ihn gar nicht!' sagte ich der Kassiererin um mich zu verteidigen und holte mein Portmonee raus um zu bezahlen. 'Glauben Sie ihr kein Wort, heimlich steht sie auf mich!' hörte ich ihn der Kassiererin zuflüstern worauf ich laut loslachte. 'Das glaubst du doch wohl selber nicht!' was dachte er sich eigentlich? Gott, ich konnte solche oberflächlichen Jungs gar nicht ab!

Nach dem bezahlen, fing ich sofort an die Sachen in meine Handtasche zu packen. 'Wie du sehen kannst, trage ich die Sachen nicht in der Hand, sondern packe sie in meine Tasche, damit solche unaufmerksamen Personen wie du, es mir nicht aus der Hand schlagen können!' gab ich noch von mir, nahm genervt meine Tasche zur Hand und rief noch einmal Gerizekali bevor ich den Laden verließ.

Nefes - Und die erste Lüge beginnt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt