Nefes - Und die erste Lüge beginnt.

Kapitel 9 - Stolz auf dich.

Und da lag ich, in meinem Bett nach einem verdammt schrecklichen Abend. Wer hätte gedacht das mein Wochenende so aussehen würde? Am Samstag hatte ich so viel Spaß wie seit langem nicht mehr, und mein Sonntag? Tja, so einen schrecklichen Abend hatte ich auch schon seit langem nicht mehr. Was eine Ironie dachte ich mir.

Eines was ich aber immer wieder merkte, wenn ich nach Hause kam war, dass mich all meine Sorgen wieder einholten. Wenn ich mit Asli Zeit verbrachte, half sie mir alles zu vergessen. Es war so, als ob ich eine kurze Auszeit von meinem Leben nahm, als würden all diese negativen Erinnerungen nach hinten gedrängt werden ; in die letzte Ecke, wo ich sie nicht mehr wahrnehmen konnte. Aber wenn ich wieder zu Hause war, schlichen sie sich aus ihren Ecken und meldeten sich plötzlich um sich bemerkbar zu machen, dass sie nicht verschwinden würden, ganz im Gegenteil, sie waren eine Art Kletten die man nicht los wurde.

In diesen zwei Jahren, hatte ich zwar gelernt mit diesen Gefühlen umzugehen, jedoch das größte was ich lernte war ; Das alles schlechte mit dir, in deiner Seele verankert ist. Auch wenn du es so sehr willst, du kannst ihnen nicht entfliehen.

Plötzlich vibrierte mein Handy, worauf ich mich aufrichtete und danach griff. Ich dachte Asli hätte mir eine Nachricht geschickt, um darüber zu quatschen wie toll ihr Abend und das kennenlernen mit Emir verlaufen ist. Aber sie war es nicht, es war meine Mutter. Ich klickte auf die Nachricht und ließ es, worauf ich Lächelnd die Decke zur Seite schob und mein Zimmer verließ.

'Ich würde gerne kuscheln!' sagte ich lächelnd und schloss die Tür hinter mir, bevor ich mich zu meiner Mum ins Bett kuschelte. Ich umarmte sie von hinten, worauf sie meine Hände fest um ihre schloss. Ich hatte eine tolle Verbindung zu meiner Mutter, wir waren wie Freunde. Und da ich keine Schwester hatte, nahm sie auch diese Rolle ein. 'Wie war dein Wochenende?' fragte sie leicht müde.

Ich überlegte ob ich ihr wirklich alles erzählen sollte und ob es eine gute Idee gewesen wäre, ihr zu erzählen mit zwei Jungs in einem Haus gewesen zu sein. Immerhin konnte sie das, wie fast alle türkischen Mütter, ganz schnell falsch interpretieren. Natürlich würde ich ihr das mit dem Alkohol niemals erzählen, sie würde mir die Beine brechen, wenn sie davon etwas mitbekommen sollte. Klar ich war schon 17, aber in ihren Augen immer noch ein Kind.

Früher hätte ich gedacht, mit 17 wäre ich erwachsen und könne alles tun was ich wolle. Tja, dann kam meine Mutter ins Spiel. Klar, ich mache zwar trotzdem was ich möchte, ohne das sie etwas davon mitbekommt, jedoch werde ich anscheinend immer noch ein Kind in ihren Augen bleiben, trotz meiner 17 Jahre.

Nach dem ich ein wenig überlegte, entschloss ich, ihr die Sache mit dem kennenlernen von Enes' älteren Bruders zu erzählen. 'Also.. Der Samstag verlief eigentlich ganz normal. Wir haben ein paar Horrorfilme geschaut, Popcorn gegessen, gelacht und so weiter, ebend die typischen Mädchen Dinge.' Hust! Klar doch! dachte ich mir nebenbei.

Wie bereits erwähnt, genau wie das umgehen mit den Gefühlen, hatte ich auch das lügen in den letzten zwei Jahren perfektioniert, was mir manchmal so einiges erleichterte. Ja, ich weiß, es ist keine tolle Eigenschaft bla bla bla. Aber so bin ich nun mal.

'Wie auch immer, der Tag darauf war etwas komplizierter. Asli sollte den älteren Bruder von Enes zum ersten mal kennenlernen. Du weißt, bisher kennt sie noch nicht wirklich jemanden aus seiner Famile, deshalb war sie auch so aufgeregt. Und plötzlich meinte Enes am Telefon, dass sie zu ihr, zum Abendessen kommen würden.' erzählte ich, worauf sie sich schlagartig zu mir umdrehte und mich mit einem finsteren Blick anschaute. 'Kizim, ist das dein Ernst? Hab ich die zu Asli geschickt, damit ihr mit zwei Jungs euren Spaß haben könnt?' fing sie sofort an zu schimpfen.