Prägung?

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Sophie:

Jacob löste sein Versprechen, mich dem Rudel vorzustellen, noch am selben Tag ein. Renesmee begleitete uns auf dem Weg zum Reservat, wohin wir mit zwei Motorrädern fuhren. Zum Glück hatte ich während der langen Zeit den Führerschein gemacht. Es dauerte nicht lange, bis wir ankamen. Das Haus, in dem sich die Wölfe anscheinend immer trafen, sah sehr gemütlich aus. Es hatte irgendwie einen Anblick von Zuhause, welcher in mir etwas Heimweh auslöste. Aber ich konnte mich gar nicht mehr darauf konzentrieren, da schon das Rudel heraus stürmte. Ich hatte das Gefühl, dass sie alle gleich aussahen, wobei lediglich die Haarfarben etwas anders waren. ,,Hi, ich bin Jared.'', stellte sich ein gutgelaunter Werwolf vor. Danach kamen noch gewisse Sam, Leah, Paul, Quil und Embry zu mir und nannten mir ebenfalls ihre Namen. Zum Schluss kam ein etwas kleinerer Junge aus dem Haus, da geschah etwas mit mir, was ich bis heute nicht erklären kann. Ich sah in seine schmalen, braunen Augen und hatte das Gefühl auf seine Seele blicken zu können. Ich wusste, bevor ich überhaupt seinen Namen kannte, dass ich sofort in ihn verliebt war.

Seth:

Auf einmal rissen mich die Stimmen meiner Brüder aus meinem schönen, traumlosen Schlaf. Die Gedanken drehten sich dabei fast nur um ein Mädchen, das neu bei den Cullens ist. Wer konnte das schon sein? Ich zog mir eine Hose über, rieb den Sand aus den Augen und trottete die Treppe hinunter. Als ich vor die Tür zu den Anderen trat, sah ich als erstes dieses Mädchen. Da geschah etwas eigenartiges mit mir. Ich schaute in ihre großen, roten Augen und wollte einfach alles für sie sein. Ein Freund, ein Bruder, ein Beschützer. Diese Augen zogen mich nun anstelle der Schwerkraft an. Es war genauso, wie Jake es mir erklärt hatte. Aber war das wirklich möglich? Eine Prägung zwischen Vampir und Werwolf? Es fühlte sich jedenfalls danach an.

Sophie:

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging, während wir uns ansahen. Auf einmal kam er auf mich zu und mir wurde ganz warm um mein totes, kaltes Herz und es begann in meinem Bauch zu kribbeln. ,,Hey, ich bin Seth.'', erklang seine schöne Stimme. Ich wusste nicht mehr, was ich sagen konnte, bis mir einfiel, dass ich mich vielleicht auch vorstellen sollte. ,,Sophie. Schön dich kennen zulernen. Bist du auch ein Werwolf? Du siehst etwas jünger aus.'' ,,J-Ja.'', stotterte er. ,,Ich habe mich, zusammen mit meiner Schwester Leah, schon sehr früh kurz nach dem Tod meines Vaters verwandelt.'' Er sah bedrückt aus und ich versuchte etwas Aufmunterndes zu sagen. ,,Oh, das tut mir leid. Er schaut sicher von dort oben auf euch herab.'' ,,Ja, da hast du wahrscheinlich Recht.'', sagte er nun etwas lebendiger. Plötzlich merkte ich, dass wir allein vor dem Haus standen und ich die anderen Wölfe hörte, wie sie drinnen irgendwelche Brettspiele spielten. ,,Wollen wir einen Spaziergang zum Strand machen? Aber nur, wenn du willst.'', fragte er mich schüchtern. War das eine Einladung? Ich wurde noch nie nach einem Date gefragt, was auch verständlich ist. ,,Ja, warum nicht?'', gab ich unbeholfen von mir.

Auf dem Weg zum Strand erzählte ich ihm meine Geschichte, wobei er gespannt zuhörte. Seth erzählte mir auch viel über sich und Legenden der Quileute, was ich auch sehr interessant fand. Als wir am Strand ankamen, hielt er auf einmal an und schaute auf das Meer hinaus. ,,Weißt du, eigentlich dürfte ich dir die Legenden gar nicht erzählen. Wir Werwölfe und ihr Vampire sind schon immer Feinde und es hat lange gedauert, dass wir uns heute so gut verstehen.'' Ich wusste nicht, was Seth mit mir machte, aber ich hatte Mühe, mich zu konzentrieren, wenn er so vor mir stand mit seinem braunen muskulösen Oberkörper. Er brachte mich total aus der Fassung, was bei uns Unsterblichen nicht jeder schaffte. ,,Aber du hast sie mir erzählt... Wieso?'' ,,Du hast sicher noch nichts von Prägung gehört, oder?'' Während er das sagte, drehte er sich endlich zu mir um und ich konnte ich seine schönen Augen schauen. ,,Nein, was ist das?'' ,,Wenn du jemanden geprägt bist, ändert sich alles. Es ist wie eine Schwerkraft. Plötzlich wirst du nicht mehr von der Erde angezogen, sondern von ihr. Nichts ist mehr wichtiger, als das Mädchen auf das du geprägt bist.'' Er kam langsam auf mich zu und ich begriff sofort, worauf er hinaus wollte, sagte aber noch nichts, denn ich wollte diesen wunderbaren Moment nicht zerstören. ,,Man würde alles für sie tun und alles für sie sein.'' Nun stand er direkt vor mir und ich spürte seinen Atem auf meiner eiskalten Haut. ,,So ein Gefühl hatte ich bei dir, als ich dich das erste Mal sah. Und ich muss wissen, ob es dir ähnlich ging, da es eine Prägung zwischen Werwolf und Vampir noch nie gegeben hat.'' ,,Ja, es hat noch nie jemand geschafft, mich so aus der Fassung zu bringen außer du. So etwas habe ich noch nie gespürt.'' ,,Ich liebe dich. Es war mehr als Liebe auf den ersten Blick. Empfindest du das gleiche für mich? Du brauchst dich nicht unter Druck zu setzen, lass dir mit deiner Entscheidung Zeit.'' Er war so nett und verständnisvoll und ich wusste sofort wie meine Entscheidung war. ,,Ich brauche keine Zeit. Ich liebe dich auch und ich habe die gleichen Gefühle wie du.'' Unsere Lippen waren nur noch einen Zentimeter voneinander entfernt und ich vergaß die Tatsache, dass er eigentlich einen nicht so angenehmen Geruch hat und meine Beherrschung mir sonst schwer viel. ,,Ich lass dich nie mehr los.'', flüsterte Seth an meinem Gesicht. Und da berührten sich unsere Lippen und ein Feuerwerk der Gefühle breitete sich in mir aus und nun war auch die Tatsache, dass ich ein Vampir war, aus meinen Gedanken verschwunden. Am Anfang war der Kuss vorsichtig gewesen, aber kurze Zeit später wurde er leidenschaftlicher und drängender. Er hiel mich an der Taille fest und drückte mich an sich, wobei ich versuchte mich zu beherrschen. Ich vergrub meine Hände in seinen kurzen, braunen Haaren und genoss diesen wundervollen Moment. Ich hatte mein Zeitgefühl verloren, bis er außer Atem sagte: ,,Wir müssen zurück zu den anderen, sie vermissen uns sicher schon.'' ,,Ja, du hast recht. Wir sollten zurück gehen.'' Er küsste mich noch ein letztes Mal und flüsterte mir ins Ohr: ,,Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.'' ,,Ich dich auch.''

Bis(s) zum WiedersehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt