2 - Sonja

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"Komm Keena! Das ist eine tolle Idee! So schlimm wird es nicht sein!" Und schon sind Sonja und ich im See, mitten in der Nacht, mitten im Wald. Es ist sehr kalt und still. Das einzige was zu hören ist, ist Sonja, wie sie im Wasser herum planscht. Ich habe schon von Anfang an ein ungutes Gefühl bei dieser Sache, aber Sonja meint, dass mich die Kälte entspannen würde und ich locker werden würde. "Komm jetzt Keena! Du wirst sehen du wirst das immer machen wollen!" Ich steige also rein und bin nicht ENT- sondern VERspannt. "Diese Kälte bringt mich noch um!" sage ich.
Hätte ich früher gewusst was noch auf mich zukommen wird, hätte ich mir geschwünscht, dass ich aufgrund dieser Kälte schon in diesem See gestorben wäre.

"Was ist los Keena? Du siehst so aus als hättest du ein Geist gesehen. Hahaha. Macht dir das keinen Spaß?" "Psssst", sage ich, während ich mich auf eine Stelle im Wald fokussierte und vertieft versuchte in ihr etwas zu entdecken. Plötzlich höre ich ein Geschrei. Sonja. Ich erwache aus meiner kurzen, aber tiefen Kontentration mit ausgestrecktem Zeigefinger auf diese Stelle zeigend, drehe mich um und sehe nur noch Sonja, wie sie von einer dunklen Gestalt, von ihren langen Haaren, aus dem See rausgezogen wird. Sie hält nur noch kreischend ihre Haare fest und versucht sich durch Gezappel zu wehren. Vergeblich. Von den Haaren schleppend sehe ich nur noch wie sie in den Wald, der sich um den See befindet verschwindet und höre sie noch kreischend rufen "Keena im See ist noch etwas!"
Ich befinde mich am Rand des Sees wie gelehmt und bewege mich nicht. Schaue nur noch starr geradeaus und versuche mein Atem flach zu halten. Ich höre noch Sonja wie sie herum schreit, bis auch sie irgendwann in den Tiefen des Waldes gelangt und verstummt.
Am anderen Ende des Sees sehe ich wie ein paar Luftblasen aufsteigen. Etwas befindet sich wirklich in diesem See. In dem See, in dem ich auch drinnen bin. Ich habe das Verlange aus diesem See zu springen und zu fliehen, aber meine Beine sind wie verankert. Mein Atem wird immer lauter und tiefer, ich habe das Gefühl eingeengt zu sein und nicht mehr atmen zu können. Die Kälte dieses Sees habe ich schon längst vergessen, dieses Etwas im See aber nicht. Ich tue so als wäre nichts da und versuche langsam aus dem See zu kommen und wegzurennen. Meine Augen füllen sich mit Tränen, da ich gerade an Sonja denken muss. Ich will nicht wissen was gerade mit ihr passiert. Ich hätte versuchen müssen sie in irgendeiner Art und Weise zu retten und nicht starr zuzuschauen.

Plötzlich spüre ich, wie sich etwas schwarzes im Wasser bildet. Es packt meinen rechten Zeh ruckartig und zieht mich in die Tiefen dieses Sees. Bevor ich noch Luft schnappen kann, bin ich schon im Wasser. Durch Zucken versuche ich diese Kraft, die mich runter zieht zu überwinden. Vergeblich. Das einzige, was ich spüre ist, wie sich meine Fingernägel in dieses Etwas bohren und ich meine Fingern fest in dieses Etwas reindrücke. Es lässt mich los und ich tauche so schnell wie möglich hoch um nach Luft zu holen.
Es war Haut. Dieses Gefühl, wenn man jemanden zwickt, genau so hat sich das angefühlt. Ich gehe sofort aus dem See hinaus, sehe zwischen meinen Fingernägel Hautstücke hängen und habe das Gefühl gleich zusammen brechen zu müssen. Was war das? WER war das? Mein Gott was geschieht hier?
Ich renne in irgendeine Richtung in den Wald und werde vom Mondschein geleitet, bis ich stehen bleibe. Da ist etwas. Etwas verfolgt mich. Ich drehe mich ruckartig um. Nichts. Langsam drehe ich mich zurück, da ich ein Atmen höre. Ein Blick weiter, als mein Kopf und aufeinmal steht es da und zieht mir schnell einen Sack drüber. Ich schreie und trete, weine und flehe, aber nichts nutzt. Mit einem Tritt in den Magen bringt es mich zum Schweigen. Auf dem Boden, wahrscheinlich in den Tod schleifend höre ich endlich etwas menschliches. Eine Stimme. "Wenn du brav bleibst wird es nicht weh tun."

Wir Werden Uns In Der Hölle Sehen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt