7 - Rang 6

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Auf einem weißen, frisch bezogenem Bett wache ich auf. In frischem Nachthemd und gewaschenen Haaren. Das Zimmer schaut ganz so wie Sonjas Zimmer aus und ich glaube, dass es sogar ihres ist. Ich stehe langsam auf und schaue mich um. Der Holzkasten, der Stuhl, der Tisch, das Bett alles von Sonja ist noch auf der genau selben Stelle. Sogar, ihre in die Wand gekrizelten Striche sind da, nur sie nicht. Durch festes Überlegen, was passiert ist fällt mir wieder die Szene mit Sonja am Flur ein. Eine kalte Schauer läuft mir über den Rücken und ich atme sehr schwer. Wo ist Sonja? Durch einen lauten Türknall werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein großer blonder Mann steht vor der Tür und sagt mit tiefer Stimme:

"Na Zuckerpüpchen auch schon wach? Gefällt dir dein neues Aussehen? Schön sich wieder sauber zu fühlen, stimmst?"

Verängstigt schaue ich ihn an. Diese Stimme. Ich kenne sie. Mit großen Augen muster ich ihn und sage nichts. Woher kommt mir nur diese Stimme so bekannt vor? Und schon dämmert es mir:

"Es ist 17 Uhr Schätzchen. Da du nicht zu mir wolltest, werde ich jetzt fest in dir kommen."

Das ist er. Der Mann, der Sonja am Flur vergewaltigt und sich über sie lustig gemacht hat.
Wut steigt in mir auf und ich schlage meine Hände zu Fäusten. Mit Flammen in den Augen schaue ich dieses Schwein weiterhin an und überlege mir auf ihn los zu gehen. Er schaut mich mit einem provokanten Lächeln an und sagt:

"Keine Sorge Süße deiner Freundin geht es gut. Sie will es doch auch immer. Glaub mir ihr gefällt es genau so wie mir. Komm jetzt, wir haben dich nicht um sonst so frisch gemacht."

Hat er gerade gesagt es gefällt ihr genauso?! Hat ergerade gesagt sie will es auch?! Hat er gerade gesagt ihr geht es gut?! Mein Köper bebt und ich würde ihm an liebsten ein Messer in die Brust stehen.
Er kommt in das Zimmer rein und packt mich kopfüber auf seine Schulter. Kreischend und auf ihn schlagend schreie ich, dass er mich loslassen soll. Vergeblich. Der große mit Muskeln überzogene Mann ignoriert meine wahrscheinlich harmlosen Schläge und trägt mich hinaus. HINAUS. Ich höre kurz auf und blicke auf. Meine Augen tun wegen dem so hellen Tageslicht weh. Ich muss sie zu kneifen. Nachdem sie sich wieder an Tageslicht angewöhnt haben und sich meine Lungen wieder mit frischer Luft gefüllt haben, öffne ich sie.

Viele Mädchen stehen in Reihen und spielen verschiedene Spiele. Träume ich? Es schaut so aus, als würden sie etwas feiern. Als wären sie auf einem Rummelplatz. Er stellt mich auf den Boden auf und sagt zu mir:
"Deine Aufgabe ist es bei der Station 'Renn um dein Leben' jeder Gewinnerin einen Stempel zu geben. Kapiert? Wehe du rührst dich von der Stelle."
Ich nicke verständigt und schaue mich um. Meine Station ist die größte und von den Männern am meisten besuchte.

Das ist ein Traum. Das kann nur ein Traum sein. Ich kneife mich jetzt und bin dann mit Sonja wieder in diesem Raum. Ganz einfach.
Ich zwicke mich am Oberarm so fest ich kann, doch es geschieht nichts. Mein Gott das ist kein Traum. Was ist das? Spielen wir jetzt alle Freunde? Ich schaue verwirrt um mich und sehe viele alte Männer und sehr viele junge Mädchen in weißen Nachthemden, die bei den verschiedensten Stationen entweder "spielen" oder Stempel verteilen. Jedes Mädchen hat etwas frisches an und sieht gepflegt aus. Wie ich. Das einzige was sie von mir unterscheidet ist, dass allen ein Körperteil fehlt und sie verstümmelt sind. Mädchen spielen ohne Finger, Armen, Füßen, Beinen oder wie Sonja, Augen.
Sonja!
Ich schaue wieder schnell um mich um und entdecke sie. Da! Sie steht hinter einer kleinen Tür auf der Rennbahn und wartet gemeinsam mit 9 weiteren Spielerinnen auf das Schusszeichen um los zu laufen. Ich will ganz schnell zu ihr, doch ein anderer Mann verweist mich drohend darauf hin bei meiner Station zu bleiben. Verängstigt entsteide ich sicherheitshalber hier zu bleiben und das Rennen von hier aus zu beobachten.
Um die Rennbahn sind viele Männer versammelt, die die Mädchen anfeuern. Sehr viele halten Geld und manche Zettel auf denen Nummern stehen in der Hand und schreien auf die nicht viel ahnenden, hilflosen Mädchen zu. Wetten. Sie wetten. Ich habe mal sowas ähnliches im bei Pferderennen im Fernseher gesehen.
Wut steigt wieder in mir auf und ich habe das Gefühl zu zerplatzen. Solche Widerlinge!
Der Startschuss fällt, die kleinen Türen öffnen sich und die 10 Mädchen rennen darauf los. Ein Mädchen fällt gleich hinunter, da ihr ein Fuß fehlt. Sie versucht hinauf zu kommen, doch schafft es nicht. Die anderen 9 sind schon um einiges weiter und alle wissen, dass sie keine Chance hat irgendeine von ihnen zu überholen. Auf dem Boden liegend, versucht sie immer wieder aufzustehen, doch sie schafft es nicht. Man hört nur nich wie ein Schuss gemeinsam mit ihr fällt. Tot. Der Mann, der auf die gewettet hat, hat auf sie von hinten geschossen, da er so und so verlieren würde. Die weiteren 9 Mädchen rennen, ahnungslos weiter, bis eine Axt in die Laufbahn geflogen kommt und ein Mädchen ohne rechtem Arm am Nacken getroffen wird. Tot. Die mittlerweile 8 rennenden Mädchen bekommen jetzt langsam aber doch die Spielregeln mit und rennnen um ihr Leben. Sonja ist auf dem 5. Rang. Ein etwas molliges Mädchen bleibt mitten auf der Rennstecke stehen, da sie vermutlich Herzstehen hat, doch bevor sie weiter rennen kann wird auch schon auf sie geschossen. Mehrmals. Die nächste fällt wegen dem ganzen Stress und der Kraftlosigkeit selbst in den Tod und es sind nur noch 6 im Rennen.
Aus Angst die nächste zu sein beginnen die rennenden Mädchen mit unfairen Mitteln auf höheren Rängen zu kommen. Sonja ist auf Rang 2 aufgestiegen und rennt zielsicher weiter, bis sie ihr von links ein anderes Mädchen ins Gesicht boxt. Sie hat den Schlag nicht kommen sehen, da ihr genau auf dieser Seite das Auge fehlt. Ihre Wunde beginnt stark zu bluten und sie beginnt höllisch zu schreien. Allein durch ihr Geschrei spürt man ihre Schmerzen mit. Mein Herz beginnt zu stechen und ich rücke unauffällig näher zur Rennbahn hin. Sie drückt fest in die Wunde ein, bleibt stehen und das Mädchen hinter ihr übeholt sie. Rang 3.
Sie bleibt weiterhin stehen und ich schreie ganz laut:

"Renn Sonja renn!"

Das nächste Mädchen kommt. Rang 4. Ich schaue zur Männermasse hin uns sehe, wie ein alter Mann sich auf sie fokussiert. Das ist ihr Wetteinlöser. Langsam zieht er aus seiner Jackentasche eine Pistole und lädt sie auf. Nein Gott bitte nicht. Ich drehe mich wieder Richtung Sonja um und sehe wie das nächste Mädchen sie überholt. Rang 5.
Mit ganzer Kraft schreie ich so laut wie noch nie, sodass sich Adern auf meiner Stirn bilden:

"Sonja! Bitte renn! Renn! Bitte..." Mein Gesicht ist ganz rot und mein Geschrei vermischt sich mit Geweine.

Ich schaue wieder in die Richtung des alten Mannes und sehe wie er die Waffe auf sie richtet, sein linkes Auge schließt, fokussiert, zielt und auf den Abzug langsam drückt.

Rang 6.

Wir Werden Uns In Der Hölle Sehen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt