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\Timbos Sicht/

Er nimmt mir seine Tasche ab und ich schlage schwungvoll den Kofferraum zu. Anschließend laufe ich voraus und schließe ein paar Sekunden später die Tür zu meiner Wohnung auf. Drinnen räume ich noch ganz unauffällig ein paar dreckige Klamotten und ein paar leere Flaschen weg. Stegi sitzt derweil auf dem Sofa und lässt wahrscheinlich erstmal die Wohnung auf sich wirken. Er schaut zumindest um sich und sein Gesichtsausdruck ist dabei unbeschreiblich, irgendetwas zwischen einem kleine Jungen, der endlich das Geschenk bekommt, was er schon so lange wollte, und einem verblüften Menschen, der sich etwas ganz Anderes vorgestellt hat.

Ich hocke mich neben ihn. " Und? So wie du dir's vorgestellt hast?" frage ich und breche hiermit das Eis. " Ne, irgendwie total anders, etwas aufgeräumter und einfach anders." Bei dem 'aufgeräumter' schmunzle ich kurz. " Ich habe mir dich auch ganz anders vorgestellt, Stegi. Etwas Erwachsener?". Er schaut mich böse an, doch er kann mir nicht lange böse sein.

\Stegis Sicht/

Wir reden noch lange weiter über einfach alles. Ich erzähle etwas über meine Vorstellungen von ihm, dann er und dann wieder ich. Es ist einfach schön mit ihm zu reden, aber das war es früher auch schon, vor "ihr". Ich will gar nicht erst wissen, wann sie auch noch vorbeikommt. Ich hoffe einfach mal gar nicht mehr.

"Wann kommt eigentlich deine Freundin vorbei?" frage ich ganz unterschwellig. Tims Gesichtsausdruck verändert sich, von glücklich zu tieftraurig. Warum?

"Alles okay, Tim?" Ich merke, wie er mit sich zu kämpfen hat und ich kann nur vermuten warum. "Ähm, wollen wir was zocken? Du hast doch eine Playstation, oder? Also ich habe, glaub ich, Fifa mit. Das könnten wir dann gerne spielen.". Er nickt nur und zeigt zu seinem Fernseher. Ich krame Fifa aus meinem Rucksack und er startet derzeit seine Playstation. Es scheint ihm nach ein paar Runden wieder einigermaßen ok zu gehen, doch ich werde seine Freundin, oder besser gesagt Ex-Freundin nicht ansprechen.

\Timbos Sicht/

"Wann kommt eigentlich deine Freundin vorbei?" fragt er mich, als wäre es das normalste der Welt. Welche Freundin, will ich schon fragen, als "Sie" mir wieder in den Sinn kommt. Direkt kommt all der schmerz in mir wieder hoch. Ich unterdrücke mir die Tränen, doch einen tieftraurigen Gesichtsausdruck kann ich nicht verhindern. Am liebsten würde ich jetzt wieder unter meine Bettdecke und einfach nur Schokolade in mich reinstopfen. Oder mich total betrinken, doch das ist jetzt der falsche Moment! Ich habe hier meinen besten Freund als Gast.

Wir spielen Fifa, weil er das vorgeschlagen hat, da er meinen Gesichtsausdruck bemerkt hat. Ich verstehe zwar nicht, wie mich Fifa jetzt ablenken soll, denn "Sie" schwirrt mir die ganze Zeit durch den Kopf und all die Erinnerungen mit ihr scheinen auf einmal so fern, obwohl viele dieser Erinnerungen nicht einmal eine Woche alt sind.

Das Ganze ist irgendwie total kitschig, wenn man bedenkt, dass ich mich wegen dieser Frau doch so verändert und insgeheim sogar verloren hab. Ich bin ja auch nur ein Mensch, denke ich mir und lasse die Tränen einfach fließen. Ich denke einfach nicht nach und lasse alles strömen. Stegi schaut verwundert, doch er scheint schnell zu verstehen und nimmt mich einfach in den Arm. Er fragt nicht, was los ist, sondern hält mich einfach und ich lasse meine Tränen einfach strömen.

"Stexpert" - Eine vage ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt