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\Stegis Sicht/

Ich spüre, wie mein Shirt durchnässt und er immer weiterweint. Wer hat ihm sowas angetan? Was ist los mit ihm? Ich könnte ihn jetzt fragen, aber ich merke, dass das jetzt der falsche Moment dazu ist. Ich schweige einfach und stehe ihm als Freund bei. Soviel dazu, dass ich ihm heute meine Liebe gestehen könnte, dass würde alles sicherlich nur noch viel schlimmer machen.

Er löst sich von mir um sich die Tränen wegzuwischen. Doch immer wieder strömen welche nach, wie ein nicht endender Fluss, der immer zu fließt. Ich merke, wie unangenehm es ihm sein muss vor mir zu weinen, denn er versucht immer wieder den Tränenfluss zu stoppen, bekommt es schlussendlich dann aber nicht hin und dreht sich einfach von mir weg.

"Tim?" spreche ich ihn vorsichtig an. Er regt sich nicht und brummt etwas, was wie ein "Was ist los?" klang, genauso gut aber auch "Lass mich." heißen könnte. Ich überlege kurz meinen nächsten Schritt. "Was hat 'Sie' gemacht?". Er zuckt und es ist als würde ihm ein kalter Schauer über den Rücken fahren. Er dreht sich nicht um und spuckt nur ein paar Worte zwischen unverständlichem Gemurmel und Schluchzen aus.

\Timbos Sicht/

"Was hat 'Sie' gemacht?".

Bei der Antwort, die sich in meinem Kopf auf diese Frage bildet fährt mir ein Schauen den Rücken runter und ich will wieder in mein Bett. Doch da Stegi nun mal eine Antwort von mir erwartet, versuche ich so gut es geht ihm diese zu geben.

"Also...Sie...Tankstelle...Verlassen...Neuer...Ich allein...Schmerzen...Erinnerung an sie...Nie geliebt...". Mehr bringe ich nicht raus und ich bin Stegi wieder dankbar, dass er nicht nachfragt, was das genau heißt, da ich nicht mehr weiter über dieses Thema reden wollte.

Ich wische mir erneut meine Tränen weg und dieses Mal strömen sogar gar keine mehr nach. Erleichtert drehe ich mich wieder zu Stegi, welcher mich nur mit einem Blick anschaut, der vor Sorge und Mitleid protzt. Ich will aber kein Mitleid. Von niemandem, und erst Recht nicht von meinem besten Freund.

"Kannst du bitte aufhören mich zu bemitleiden?" frage ich ihn, wobei mir erst jetzt auffällt, wie brüchig meine Stimme ist. Er nickt und wechselt das Thema: "Wollen wir was trinken gehen?"

\Stegis Sicht/

Mein bester Freund, meine Liebe, Tim, wurde verlassen und ist wieder zu haben. Eigentlich sollte mich das freuen, doch unter diesen Umständen bin ich einfach nur entsetzt. Ich merke, wie sehr er unter dieser Trennung leidet. Ich will ihn nicht leiden sehen. Er dreht sich wieder zu mir um und ich bekomme ein gerötetes Gesicht mit roten Augen zu sehen. Er tut mir so leid. Ich würde am liebsten jetzt an seiner Stelle sein und all die Schmerzen für ihn ertragen, doch das Leben ist nun mal nicht so, dass man einfach die Position wechseln kann, um einem anderen Schmerzen abzunehmen. Im Gegenteil, es würde dem anderen nur noch mehr weh tun.

"Wollen wir was trinken gehen?" platzt es aus mir raus. Was sage ich da? Er ist gerade ein emotionales Wrack und sollte sich eigentlich nicht mit Alkohol volllaufen lassen, da er dann mit Sicherheit etwas Dummes machen würde.

Ich bereue meinen Vorschlag sehr, denn keine 10 Minuten später hocken wir in der nächstbesten Bar und saufen uns unseren Kummer weg. Er wegen ihr, ich wegen ihm. So geht das solange, bis wir um halb 2 total dicht zu Tim nach Hause torkeln.

"Stexpert" - Eine vage ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt