Traum

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Die langen weißen Finger krallten sich ein, rissen im Sand herum und fanden keinen Halt, immer und immer wieder.

Gekrümmt vor Schmerz war sein angespannter Körper, eingerollt und verkrampft.

Schwer und dumpf war sein Kopf, voll und voller Blitze.

Hey Phili...

Annie? Annie?

Ja...

Du; du; ANNIE!

Du hast mich vermisst...

Annie!

Hast du.

Ja, Annie, ich...

Du hast.

Ich...oh Annie...

Gib nicht auf.

Aber... Aber Annie, wieso sollte ich denn nicht aufgeben?

Denk nach, Phili. Du weißt, deine Zeit wird kommen- früh genug.
Sieh dir die Welt an! Bereise sie, lerne sie kennen, bevor du dich verabschieden musst.

Nie wieder. Nie wieder werde ich etwas kennenlernen, etwas bereisen, etwas entdecken - und womöglich,ganz vielleicht sogar lieben lernen.
Es ist nur Schmerz; man wird die Welt irgendwann verlieren, einfach für immer, aber die Liebe wird sich umkehren und sich in dich reinfressen.
Annie, DU warst meine Welt!

Aber...

Ich liebe dich! Und du hast mich kaputt gemacht.

Aber Phili...ich liebe dich doch auch!

Wieso? Wieso bist du dann gegangen?
Wieso hast du mich alleine gelassen?
Annie! WIESO?

Es...es tut mir leid. Ich; du wirst es nicht verstehen...

A;

Aber vertrau mir- vertrau mir ein letztes Mal. Geh nicht, Renn keinem Mädchen hinterher was dich so verletzt hat.

Nein! Nein.. Ich ... Annie... Ich... Wie? Ich.. Du... Annie...nicht,ich...

Es tut mir so leid- ich werde dich immer,immer lieben. Phili, du bist das kostbarste was ich noch habe- bitte, für mich.

Annie bleib! Bleib bei mir! Annieeeeeeeeeeeeeeee...!

Schweißgebadet schreckte Philip hoch.
Tränenüberströmt. Heftig atmend. Blass. Mit weit aufgerissenen Augen.
Es war ein Traum, nur ein Traum, doch es war als stünde Annie hier, bei ihm in der dunklen Höhle, und sie entglitt ihm doch wie eine Hand voll Wasser.

Die Nacht war lang, lang und schwarz und leise und überwältigend,
Wäre das Meeresrauschen nicht gewesen, wäre die Nacht nicht erkennbar sondern als Tod getarnt.
Aber es war eine Nacht, eine normale Nacht, und als sich am nächsten Tag das Farbenspiel des Himmels wiederholte, hatte der grünäugige Fetzen Leere einen Entschluss gefasst:
Er würde Taby suchen gehen, was er eigentlich auch schon die ganze Zeit hätte tun sollen.
Wieso, keine Ahnung, aber wahrscheinlich war es das Lechzen nach einer Antwort.

Wieso hat sie sich getötet?

Wieso, ich liebe sie doch!

Wieso darf ich nicht zu ihr?

Was, was zum Teufel ist mit mir los?

Philip ging die Küste entlang, immer der Sonne entgegen, den Blick starr nach vorne gerichtet. 482,483,484...

Sein Blick wanderte in regelmäßigen Abständen in Richtung Inselmitte- irgendwann müssten die Holzpfade kommen. 485,486,487,488...

Die letzten Tage, an denen er fast nichts zu sich genommen hatte zogen an ihm. 489,490,491...

Sein Magen war leer, aber nicht so leer wie sein Kopf voll war.492,493,494...

Die Hitze lastete auf seinen Schultern und die Trauer so tief in seinem Herzen. 495,496,497...

Schweiß perlte an den zarten Stirn- Äderchen hinunter und vermischte sich  mit den Tränen der Anstrengung. 498,499...

Hitze,Hunger,Durst,Kopf,Trauer,
Erschöpfung,Fragen.

500.

Alles wurde schwarz.

Lebenswert - der letzte Punkt | #wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt