01. September
Jonas hat mir zum Geburtstag sein Herz geschenkt. Ich liebe es, wenn er so kitschige Sachen sagt.13. September
Diese ständige Entwertung macht mich kaputt, wahrscheinlich auch ihn. Wieder hatte er mich wegen Felix angeschrien, denn die Eifersucht hat ihn erneut eingeholt.16. September
Jonas hat sich heute in der Schule entlassen lassen. So war er früher als ich oder meine ganze Familie da. Zuhause habe ich ihn nirgendwo gefunden, als hätte er nie existiert. Er ist einfach weg. Er ist verschwunden.17. September
Erst jetzt habe ich den Zettel von ihm, der über meinem Schreibtisch hang, bemerkt.
»Dir ging es besser, bevor ich in dein Leben getreten bin. Dir geht es besser ohne mich. Danke, dass ich bei euch wohnen durfte, aber es ist nur zu deinem Besten. Wenn meine Mutter fragt, sag ihr, dass ich sie liebe und dass es mir leid tut. Du und sie werden das nicht verstehen, doch es musste sein. Damit es euch beiden wieder besser geht. Ich will euch das nicht mehr antun. Ich will keine Belastung mehr sein.
Max, ich liebe dich.
Jonas«
Ich liebe dich auch Jonas.18. September
Vielleicht ist er tot, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Jedoch spüre ich, dass er noch irgendwo sein muss.26. September
Jede Nacht bekomme ich Albträume. Schreckliche Albträume, was mit ihm passiert sein könnte. Ich schreie nach ihm, ich weine, ich muss sogar kotzen. Meine Mutter kommt zu mir und rüttelt an meiner Schulter um mich zu wecken. Sie macht mir warme Milch mit Honig und gibt mir Tabletten, dass ich besser einschlafen kann, doch das bringt alles nichts. Lange macht meine Familie das sicher nicht mehr mit.
Ich bin eine Belastung.30. September
Seine Mutter saß heute mit meiner am Küchentisch. Sie hat geweint, gezittert und hatte den Zettel, den Jonas mir geschrieben hat, in der Hand zerdrückt. Ich habe sie gefragt, woher Jonas' Krankheit kommt, denn ich wollte einen Verantwortlichen dafür finden. Sie sagte, es läge an seinem Vater, dass er manchmal ziemlich schwierig sei.
"Warum haben Sie ihn nicht rausgeschmissen?" Sie hat es letzte Woche getan. "Und warum nicht früher?! Er hat Jonas zerstört!"
"Ich liebe Achim. Es, es geht nicht ohne ihn.", weinte sie. "Und Jonas, ihren verdammten Sohn, lieben sie nicht und sehen nur zu, wie er jeden Tag immer mehr dem Borderline verfällt?!"
Noch nie habe ich einen Menschen so sehr angeschrien. Meine Mutter hat gesagt, ich solle nachsichtig sein, denn schließlich habe sie gerade erst ihren Sohn verloren. Doch Jonas ist nicht tot. Er kann und darf nicht tot sein.
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Borderline [BoyxBoy]
Teen Fiction[Triggerwarnung: Borderline, Depression, SVV] Bei der Borderline-Störung handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität und Instabilität von Emotionen und Stimmung, der Identität sowie zwischenmenschlichen Beziehungen charak...