5. Kapitel

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Die nächsten Tage und Wochen trafen wir uns immer zusammen mit Zedo bei seiner neuen Wohnung.
Manchmal war auch Zedos Bruder Saman mit dabei.
Ich verstehe mich gut mit den beiden und Juan lern ich auch immer besser kennen und vertraue ihm jetzt zu 100% und er mir auch, denn obwohl immer mal wieder Gerüchte über mich verbreitet werden steht er zu mir und glaubt mir auch das es gelogen ist.
Ich war zwar früher nicht eins der besten Mädchen aber fremd gegangen bin ich niemals und habe es auch nie vor.
Durch Juan hab ich eingesehen das meine Entscheidung gegenüber anderen Jungs nicht gut waren und mir nicht gut getan haben.
Ich leide sehr darunter das nicht jeder wissen darf das ich mit Juan zusammen bin und das sage ich ihm auch oft aber er kann leider nichts daran ändern und die Leute in unserem Alter wissen es fast alle und somit lassen die Jungs mich auch in ruhe.
Juan hatte früher ein paar Schlägereien als er neu nach Oldenburg gekommen ist dadurch kennen ihn viele und haben Respekt vor ihm.
Trotzdem haben noch viele meine Nummer und schreiben mich fast jede Woche an Ich ignoriere sie einfach und meistens geben sie dann auf und lassen mich in ruhe.

Heute ist der 27. Dezember also der 1. Tag nach Weihnachten.
Weihnachten selber hab ich mit meiner Familie gefeiert und es war sehr schön alle einmal wieder zusehen. Das beste war mit meinen Vater zu kochen er kommt aus Bayern und Heiligabend gibt's es bei uns schon seit ich denken kann Knödel und eine Gans in dunkler Rotwein Soße.
Mein Vater darf über Weihnachten zu mir und Melanie (Stiefmutter) nachhause und muss danach wieder ins Krankenhaus er war seit letzer Woche da.
Jetzt mach ich mich auf den Weg zu Zedos Wohnung und dann schenken Juan und ich uns eine Kleinigkeit.
Ich habe für ihn ein Armband von Fossil es ist Dunkelbraun und ziemlich breit ich hoffe ihm gefällt es so wie mir dazu hab ich in der Verpackung einen Brief versteckt in dem steht wie sehr ich ihn liebe und wie dankbar ich ihm bin.
Als ich bei Zedo ankomme werd ich erstmal zu Tode umarmt und geküsst von Juan er hat mich wohl genauso vermisst wie ich ihn es ist echt scheiße wenn man sich nur so selten sieht.
Zedo und Saman sitzen auf dem Sofa und begrüßen mich "cawani bashi - wie gehts" ich antworte "As Bashem- mir geht's gut" Juan hat sich von mir gewünscht irgendwann nur auf kurdisch mit mir zu reden und so hab ich schon ein paar Wörter und Sätze in meinen Notizen vom IPhone gespeichert.
Neben Zedo sitzt Vanessa seine Freundin seit ca. 2 Wochen aber ich mag sie nicht.
Wir tauschen unsere Geschenke aus ich hol Juans Geschenk an mich aus der Tüte und mir fällt eine feine silberne Kette mit einem kleinen Herz Anhänger in die Hände

 Wir tauschen unsere Geschenke aus ich hol Juans Geschenk an mich aus der Tüte und mir fällt eine feine silberne Kette mit einem kleinen Herz Anhänger in die Hände

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Das ist die perfekte Kette für mich sie ist wunderschön und so schlicht genau wie ich es mag.
Dann pack ich den Rest vom Geschenk aus und zum Vorschein kommt ein Parfüm von Playboy es riecht sehr süß aber echt gut.
Ich sehe das er sich grade mein Armband um macht und helfe ihm beim zumachen.
Er nimmt die Verpackung nochmal in die Hände und sieht meinen Brief dazu also lässt er mich kurz aus den Augen und liest den Text am Ende lächelt er und bedankt sich bei mir bevor er mich voller Liebe küsst.
Ich bedanke mich natürlich auch bei ihm und verspreche das iich die Kette jeden Tag tragen werde damit jeder weiss das ich zu ihm gehöre.

Ein paar Tage vor dem 21.1.2013
Mein Vater war auf dem Weg der Besserung und ich fahre grade wieder nachhause ich war bei ihm im Krankenhaus auch wenn ich ihm leider nicht jeden Tag besuche liebe ich ihn über alles und das weiss er auch.
Abends bekommen ich und Melanie einen Anruf vom Krankenhaus seine Werte haben sich zwar erholt aber nicht schnell genug und jetzt muss er in ein künstliches Koma versetzt werden.
Melanie wollte sofort ins Krankenhaus fahren aber ich wusste das ich eh nichts ändern kann und entscheide mich zuhause zu bleiben und morgen zur schule zu gehen.
In der Schule weiss niemand das es so schlimm um meinen Vater steht und ich will auch kein Mitleid von den Leuten.
Die nächsten Tage ändert sich nichts an Papas Zustand und meine Oma, Tanten und Melanie sind die ganze Zeit bei ihm.
Ich besuche ihn wie vorher auch nicht jeden Tag aber immer liegt er gleich da...blass, gelblich (von dem Leberkrebs wird die Haut gelb :/) und mit geschlossenen Augen. Seit gestern (20.1.) hat er auch im Schlaf Schluckauf durch die Medikamente die er bekommt das klingt total schrecklich und ich habe im Gefühl das ich das Geräusch nie wieder aus meinem Kopf bekomme.( Jetzt 3 Jahre später hab ich immernoch Gänsehaut wenn ich Schluck höre) Die Schwestern sagen immernoch das es minimale Chancen gibt das er aufwacht aber ich hab mich schon damit abgefunden, dass er sterben wird.
Am 21. wache ich um ca. 2 Uhr nachts auf weil unser Hund an meiner Zimmertür kratzt als ich zu ihr gehe vergräbt sie den Kopf in meinen Händen.
Ich wusste das etwas nicht stimmt und im nächsten Augenblick klingelt das Haus Telefon " Frau L. Können Sie bitte sofort ins Krankenhaus fahren ihr Vater ist soeben verstorben und zur Abschiednahme lassen wir ihn noch auf seinem Zimmer bis Sie da sind".
Ein Faustschlag in die Magengegend für mich und doch weiss ich tief im Inneren das es besser so ist, dass er jetzt keine Schmerzen mehr hat und bei Gott ist und über mich wacht.
Ich rufe mit zittrigen Händen ein Taxi aber halte meine Tränen zurück der Taxifahrer lässt mich am Seiten Eingang des Klinikums raus den Weg zu seinem Zimmer kenn ich schon in und auswendig und trotzdem fiel mir der Gang nie so schwer wie heute.
Im zimmer schicke ich meine Oma und alle raus ich will einen Moment mit ihm alleine sein der Pfarrer steht neben ihm und sagt zu mir, dass er gesegnet wurde damit verlässt er als letzer den Raum.
Ich fühle mich total unbehaglich, die Stärke und Geborgenheit, die mein Vater sonst ausstrahlt ist fortgegangen und das Krankenhaus Zimmer ist eiskalt. Papas Augen sind geschlossen und so lege ich meine Hand auf seine die über dem Bauch gekreuzt sind und sage ihm ein letztes Mal "Ich liebe dich und es tut mir so leid das du so früh schon gehen musst"

Da es 2 Uhr nachts war als der Anruf aus dem Krankenhaus kam frag ich an der Rezeption nach einem Kaffee und ob ich Zettel als Entschuldigung bekomme da ich vorhabe nicht zur Schule zu gehen.
Immernoch hat keine Träne meine Augen verlassen und ich fühle mich seltsamerweise befreit, da ich weiss mein Papa muss nun nicht mehr leiden.
Um ca. 4 Uhr kann ich mir die Gesichter meiner weinenden Familie nicht mehr angucken und sage Ihnen das ich nachhause und dann doch zur Schule gehe.
Alle sind total geschockt und meine Oma wirft mir vor, dass ich meinen Vater wohl nicht geliebt habe, das war hart aber ich weiss, dass sie einfach traurig ist und nicht nachvollziehen kann, wie ich mit der Trauer umgehe. Somit nehm ich mir das nicht zu Herzen.
Der 1. Bus fährt um 4:20 Uhr zu mir also warte ich kurz an der kühlen und frischen Luft und realisiere langsam das mein Vater wirklich gestorben ist.
Im Bus vibriert mein Handy und von Juan sehe ich "Guten Morgen askim" ich antworte ihm wann er fertig ist und rausgeht zur Arbeit und ob er dann kurz zeit für mich hat.
Er antwortet mit natürlich hab ich zeit was ist denn los? Und das er um 4:45 den Bus nehmen will.
Ich fahr ein paar Haltestellen weiter als zu mir und Lauf in den kaum beleuchteten Weg zu Juans Haus und seh eine große Gestalt auf mich zukommen.
Er hat seine Maler Klamotten an und leuchtet ganz in weiss nur sein schwarzer Bart hebt sich davon ab.
Ich flüchte mich in seine Arme und wäre am liebsten für immer in dieser Umarmung stehen geblieben.
"Was ist los Schatz?" Besorgt mustert Juan mich und ich erklär ihm was passiert ist.
Juan hat ein "leichtes Herz -sagt er immer also viel Empathie " und ihm kommen sofort Tränen in die Augen er guckt mich so voller Mitleid an, so dass ich auch zum ersten mal wirklich mit den Tränen kämpfen muss und schließlich sagt er das es ihm so leid tut und das die beiden sich nicht mal kennen lernen durften. Ich sag zu Juan, dass es langsam zu spät für ihn wird und er den nächsten Bus nehmen soll damit er nicht zu spät zur Arbeit kommt.
Ich muss ihm versichern das es mir wirklich gut geht und ich ihm nicht nur etwas vorspiele und dann lässt er mich alleine. (Im Nachhinein hat er mir erzählt, dass er den Tag garnicht arbeiten konnte weil ihn das so mitgenommen hat. Obwohl er meinen Vater ja nichtmal kannte.

So jetzt mal etwas länger und trauriger. Ich weiss nicht ob man meine Gedanken versteht aber ich war über seinen Tod wirklich nicht traurig sondern eher als wenn ich in der Zeitung oder so lese das irgendwo am anderen Ende der Welt jemand gestorben ist 😳 klingt verrückt aber ist die Wahrheit 😅 naja ich hoffe es gefällt euch und lasst mit gerne Kritik, Kommis und/oder Votes da 😘

Verboten - Kind von einem YezidenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt