24 - Sea

2.3K 153 6
                                    


Der Ausflug neigt sich dem Ende zu und wir haben noch ein wenig Freizeitl für uns. Unseren letzten Tag will Taddl nicht im Zimmer verbringen, sondern mit mir, draußen an der frischen Luft. Wir gehen ein wenig spazieren.

„Danke", murmle ich.

„Wofür?", fragt Taddl verwirrt.

„Das du heute mit mir den Tag verbringst, war wirklich cool mal nicht alleine herum zu hängen", sage ich.

„Ja, fande ich auch", lächelt Taddl. „Es gibt etwas, was ich den ganzen Tag machen wollte, aber mich nicht getraut habe. Versteh das bitte nicht falsch", sagt er.

Ich verstehe kein Wort. Doch plötzlich spüre ich seine warme Hand auf meiner, die sich in meine Finger graben und ganz sanft drücken. Ein Lächeln kommt über meine Lippen.

„Wie früher", sage ich mit einem leichten Lächeln.

„Ja, genau daran musste ich auch denken", sagt Taddl vergnügt. Wir gehen Hand in Hand spazieren. Ich spüre Wärme und Vollkommenheit. Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr er mir die letzten fünf Jahre gefehlt hat. Er war zwar die ganze Zeit da. Jeden Tag. Aber nicht so. Ich könnte vor Freude gerade weinen, aber ich tue es nicht. Ich will  diesen Moment genießen und nicht mit weinen verbringen.

Wir gehen einen Waldweg entlang spazieren. Es ist so schön ruhig. Keine Menschenseele ist in Sicht. Ich frage mich nur, wie es sein wird, wenn alles wieder beim Alten ist. Werden wir uns öfters treffen? Werden wir in der Schule miteinander reden? Oder ignorieren wir uns den ganzen Tag? Das Risiko ist zu hoch, dass es nicht so schön sein wird, wie es jetzt ist. Deshalb versuche ich diesen Tag umso mehr zu genießen. Vielleicht ist es ja unser letzter. Ich hoffe, er dauert ewig.

Wir kommen an einem Teich an und lassen uns dort nieder. Er lässt meine Hand wieder los und ich spüre ein wenig Traurigkeit.

„Ardy?", sagt Taddl ruhig.

„Ja?", frage ich so tief wie möglich um ihn nach zu äffen. Ein kleines Schmunzeln kommt über seine Lippen.

„Es ist trotzdem vorbei...", sagt er. Er spricht schon wieder in Rätseln.

„Was ist vorbei?", frage ich verwirrt.

„Die Demütigungen. Mach dir keine Sorgen mehr darüber, ich will nur, dass du das weißt ... bevor...", sagt Taddl.

„Ich weiß, danke Taddl."

„Bevor...", sagt Taddl, doch spricht den Satz nicht zu ende.

„Wir wieder nach Hause fahren?", versuche ich seinen Satz zu beenden. Er schüttelt den Kopf und sieht mich an. Er gibt seine Hand auf mein Gesicht und sieht mich an. Er schenkt mir ein belustigstes Lächeln.

„Erschreck dich nicht wieder", sagt er. Doch bevor ich realisiere, was er meint, legt er vorsichtig seine Lippen auf meine. Ich fühle mich wie erstarrt. Passiert das gerade wirklich oder träume ich? Meine Atmung wird schneller und ich spüre eine Gefühlsexplosion von Glück und Freude. Wärme durchfährt meinen ganzen Körper. Ich fühle mich wie in einer Luftblase, wo nur Taddl und ich gefangen sind und ich hoffe sie platzt nicht, sie platzt nie. Ich will, dass dieser Moment nicht endet. Dieser Kuss ist so schön. Taddl küsst wirklich gut. Es ist so aufregend und neu. Der Kuss wird immer leidenschaftlicher. Taddl drückt mich sanft nach hinten, dass ich am Boden liege, unsere Lippen entfernen sich keine Sekunde lang. Unsere Zungen fühlen sich an wie im Einklang. Meine Hände haben auf Taddls Hals Platz gefunden und ich würde ihn am liebsten noch näher spüren.

Langsam lösen wir uns von dem Kuss und ich sehne Taddl an. Er blickt auf mich herab und wandert von einem Auge zum Anderen. Seine wunderschönen blauen Augen, sind gerade nur auf mich gerichtet. Er schenkt mir ein Lächeln und ich lächle zurück.

„Bitte übergib dich nicht wieder", grinst Taddl. Ich schubse ihn gespielt weg.

„Du bist echt unromantisch", sage ich und setze mich wieder auf. Taddl zieht eine Augenbraue in die Höhe.

„Hättest du es lieber romantischer?", fragt er. „Mit mir?"

Ich... Er jetzt realisiere ich was gerade passiert ist. Ich habe Taddl geküsst und er mich. Aber es war kein einfacher Kuss. Er war richtig leidenschaftlich und intensiv. Ich .... Ich habe einen Jungen geküsst. Ich wusste nicht, dass mir das jemals passieren wird. Aber was heißt das jetzt? Hat es mir gefallen? Ich weiß es nicht. Eigentlich schon. Aber was hat mir gefallen? Das es Taddl war? Das es ein Junge war? Oder hat mir einfach nur das ‚Küssen' gefallen?

„Ardy?", fragt Taddl. „Alles klar bei dir?"

Sein Blick ist nicht mehr so selbstischer und frech wie davor. Taddl wirkt auch gerade unsicher. Ich würde ihm gerne ein Lächeln schenken um ihn zu zeigen, dass alles gut ist. Aber ich kann es nicht.

„Ich ... ich weiß es nicht", antworte ich. Taddls Blick senkt sich. Habe ich etwas Falsches gesagt? Er seufzt und legt danach geschickt einen Arm um mich und drückt mich zu sich. Es fühlt sich immer noch nicht falsch an. Warum nicht? Warum fühlt es sich nicht falsch an? Es sollte sich doch falsch anfühlen.

Wir starren gemeinsam auf den See und schweigen uns an. Ich blicke auf meine Armbanduhr um zu sehen, wann wir nach Hause müssen. Wir sollten langsam los. Tanja kommt mir wieder in den Sinn, wir haben uns heute den ganzen Tag noch nicht gehört. Was wird sie denken, wenn ich ihr das erzähle? Werde ich ihr das erzählen? Ist das überhaupt von Bedeutung?

Messages (Tardy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt