- KAPITEL 2 -

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"Sind die nicht zu hoch?"
Grayson war an seinem schwarzen Cabrio angelehnt, lässig die Hände in den Hosentaschen und sein Blick prüfend auf meine High-Heels gerichtet.

Ich verdrehte die Augen und stieg in den Beifahrersitz ein.

"Das fragst du mich jeden morgen und jeden morgen versichere ich dir, dass ich damit zurecht komme und das ich nicht umknicken werde."

"Es gibt immer ein erstes mal. Es wird der Tag kommen, an dem du umknickst und..."

"...dir den Fuß verstaucht. Dann musst du ins Krankenhaus und kannst vielleicht nie wieder laufen.", beendete ich genervt den Satz meines großen Bruders.

"Ich weiß, Grayson. Ich weiß. Das hast du bestimmt schon tausend mal gesagt!"

"Ich meine ja nur. Ich will ja nicht, dass meiner kleinen, süßen Schwester etwas passiert.", sagte er und strich über mein Haar.

"Die sind neu geföhnt!", sagte ich und schlug ihm die Hand weg. Grayson lachte und startete den Motor.

"Außerdem bist du bloß ein verdammtes Jahr älter als ich. Du redest ja schon wieder so, als ob ein Jahrzehntel zwischen uns liegen würde."

Bevor wir zur Schule fuhren, fuhren wir noch an Kate's Haus vorbei. Es war über die Jahre eine Art Routine geworden, dass wir zu dritt zur Schule fuhren. Grayson fuhr das Auto, weil er der einzige Volljährige zwischen uns zwei Mädchen war.

"Holland, du siehst wie immer umwerfend aus! Dylan wird Augen machen! Obwohl, was sage ich da, der hat doch immer wie blöd zu dir rüber geguckt. Hoffen wir nur, dass Dylan selbst heute einigermaßen cool aussieht. Ich wette, der Typ trägt wieder eines seiner Flannel-Hemden und diese hässlichen Shorts. Natürlich kombiniert mit dieser... Brille. Ich wette, Scott wird vor Eifersucht ganz rot...", quasselte Kate, kaum dass sie auf dem schwarzen Leder im Auto saß.

Ich hätte ihr zu gerne eine mit meiner Prada Tasche übergezogen.

Wie oft sollte ich ihr noch sagen, dass intime Gespräche nicht neben Grayson geführt werden durften?

"Dylan? Dylan 'Schulnerd' O'Brien?", fragte Grayson auch schon.

"Ja, genau der. Aber glaub mir, der Schulnerd wird er nicht mehr sein, dank der fabelhaften Holland und mir!"

Zu spät gab ich meiner Freundin dass Halt-den-Mund-Zeichen und schon war Grayson in unser 'Plan' eingeweiht.

"Bist du dir sicher, dass du das machen willst?", fragte Grayson und sah mich besorgt an.

Ich warf Kate einen tödlichen Blick zu. Sie senkte schuldbewusst den Kopf und schaute auf ihre Hände.

"Ich meine, Dylan ist auch nur ein Mensch. Mit echten Gefühlen.", zählte Grayson weiter auf.

"Das war ich mir im klaren, lieber Bruder, der alles besser weiß. Und hättest du mir das jetzt nicht gesagt, hätte ich gedacht, Dylan sei kein Lebewesen.", sagte ich spöttisch und schaute aus dem Fenster. Ich hatte keine Lust, mich darüber mit ihm zu unterhalten.

"Ich finde das nicht in Ordnung."

Ich verdrehte die Augen. Wenn Grayson so weitermachte, dann bekam ich schlimmstenfalls doch noch Schuldgefühle mit dem "Armen, armen Dylan".

Zum Glück dauerte die Fahrt von unserem Haus bis zur Schule nicht sehr lange, sodass wir kurz darauf auf dem Schulparkplatz anhielten.

Ich schnallte mich schnell ab und stieg aus, bevor Grayson noch mehr von seinen neunmalklugen Meinungen erzählen konnte.

"Holland, warte!", rief Kate mir hinterher und stökelte mit ihren hohen Sandaletten auf mich zu.

Doch ich verschnellerte meine Schritte und betrat das Gebäude, ohne nach hinten zu sehen.

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