Ich starrte konzentriert einen Buchsbaum an, der sich vor mir befand.
"Nein, so klappt das nicht!", jammerte ich los.
Mein Geduldsvermögen entsprach dem eines Menschen auf Koffeninentzug, weshalb ich wütend herumsprang und mich aufregte.
Ich sollte meine Gedankenkraft auf den Busch vor mir lenken und versuchen, ihm in etwas anderes zu verwandeln, aber es klappte einfach nicht.
"Versuch es doch mal mit geschlossenen Augen.", schlug mir Henry vor.
Er meinte, der Anfang wäre immer schwer.
Eigene Erfahrung.
Ich seufzte und schloss die Augen.
Ich hatte Angst, wieder aufzuwachen, aber das passierte zum Glück nicht.
Ich stellte mir einen stacheligen Kaktus vor und als ich die Augen öffnete, konnte man einige Fortschritte erkennen.
Es war zwar immer noch ein Busch, er hatte aber die Form eines Kaktusses bekommen.
Ich lächelte begeistert und blickte an mir herunter.
Ich versuchte die Farbe meiner Kleidung zu ändern.
Und so wurde aus dem grauen Oberteil ein rotgrünes und die Hose habe ich gegen eine karierte Boxershort ausgetauscht.
Henry, Liv und Mia sahen mich verwundert an.
"Was ist?", fragte ich lächelnd.
"Du trägst Boxershorts?", fragte mich Liv verwundert.
"Ja, ich finde die echt bequem!", meinte ich ehrlich und versuchte, mir Zuckerwatte in meine Hände zu imaginieren.
Es wurde zwar keine Regenbogenzuckerwatte, aber für den ersten Versuch war das mehr als ausreichend.
Henry musste lächeln.
"Nicht einmal ich war so gut wie du bei meinen ersten Versuchen!", meinte er etwas verlegen und fuhr sich durch seine Haare, genauso wie sein Bruder.
"Aber dir hat ja auch keiner geholfen!", meinte dann Mia und blickte zu der alten Frau, die weiterhin mit ihrem Buchsbaum in Form eines komischen Vogels tanzte.
Plötzlich schrie die Frau auf und ließ den Buchsbaum los: Dieser wurde immer dünner, immer mehr Blätter fielen ab und der Stamm wurde mit einer schwebenden Säge abgesägt.
Mia lachte.
"Das ist wohl ihr schlimmster Alptraum, was?", meinte sie dann zu ihrer Schwester, die auch anfing zu lächeln.
"Warst du das Mia?", fragte ich ein wenig erschrocken.
Mir tat die Frau schon irgendwie Leid.
Sie nickte schadenfroh.
Aber wenn sogar Mia auf sie sauer war, dann musste das einen guten Grund haben.
Liv und Henry begannen zu flüstern und nickten dann beide.
"Tut mir Leid Schwesterherz, aber ich und Henry gehen jetzt 'normal' weiterträumen, sonst schlafen wir morgen in der Uni noch ein. Bis morgen dann.", verabschiedeten Liv und Henry sich von uns und liefen durch die Traumtür hinaus.
"Normal schlafen?", fragte ich belustigt.
"Während du luzid träumst, ruht sich dein Körper nicht aus, deswegen darfst du es damit auch nicht übertreiben... Du weißt schon...", meinte Mia und ich ergänzte:
"Ach, deswegen hat Milo so dunkle Augenringe!"
"Du solltest wegen ihm aufpassen... Auch wenn er dir den Schlüssel wiedergegeben hat, heißt das nicht, dass er nicht vielleicht schon die nötigen Informationen damit eingesackt hat.", sagte Mia und betrachtete meine Schlüsselkette.
Ich zog mir über den Kopf und betrachtete sie noch einmal.
Aber der Schlüssel sah anders aus.
Er war glanzloser und hatte die klitzekleine Eingravierung dream on auf der Innenseite der Metallbögen nicht.
"Das... das ist nicht mein Glücksschlüssel...", gab ich entsetzt von mir und reichte ihn Mia.
Sie imaginierte sich eine Lupe in ihre Hand und schaute sich den Schlüssel genauer an.
Brachten Lupen überhaupt etwas in einem Traum?
"Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden... Stell dich hin!", meinte sie zu mir und ich folgte ihren Anweisungen.
Ich hielt den Schlüssel in meiner rechten Hand und sprach die Worte dream on laut und deutlich aus, während meine Augen geschlossen waren.
Als ich meine Augen öffnete, passierte gar nichts.
Ich wusste aber auch nicht, was passieren sollte.
Denn ich war mir schon beim Berühren des Schlüssels sicher, dass es eine Kopie war.
Er fühlte sich einfach so... anders an.
Ich hatte also noch eine Rechnung mit Milo offen...
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Schlüssel zu den Träumen
Teen FictionAls die 15-jährige Vanille mit ihrer Familie nach London zieht, lernt sie neue Freunde kennen, mit denen sie zusammen die dunklen Geheimnisse des Träumens lüftet. Denn Träumen ist nicht so langweilig und harmlos, wie ihr denkt, denn wer weiß, wie ma...