Ich richtete mich schweißgebadet in Mias Bett auf (ich hatte wieder bei ihr übernachtet) und schaute mich geschockt um.
Was war denn das?
Ich erinnerte mich noch allzu gut an das aus dem Nichts erschienene schwarze Loch unter meinen Füßen, in das ich schreiend hineingefallen war.
Auch Mia war aufgewacht, sie stand auf und setzte sich zu mir auf das Bett.
"Tut mir Leid, ich habe vergessen dich zu warnen... Wenn jemand aufwacht und du gerade in dessen Traum bist, dann kollabiert dieser und du wirst in die Dunkelheit gezogen.", erklärte mir Mia keuchend.
"Ach, dass passiert also öfters?", fragte ich erschrocken und wischte mir mit meiner Hand über die Stirn.
"Ja, aber man gewöhnt sich daran!", meinte Mia lächelnd und half mir vom Bett.
Wir hätten zwar noch locker eine Stunde schlafen können, aber keine von uns beiden würde einschlafen können.
Nach einem provisorischen Frühstück um fünf Uhr morgens setzten wir uns auf eine Sofaecke im Wohnzimmer und besprachen die Traumsache und unser Vorgehen der nächsten Tage noch einmal genauer.
Ich sollte die nächsten Nächte mich erst einüben und einen ersten Versuch des Ausspionierens bei Henry wagen, denn erst wenn ich bei ihm nicht auffliege, macht unser Plan überhaupt Sinn.
Wieder fuhren wir mit dem coolen Tandemfahrrad zur Schule und wurden fast von einem rasenden Pennyboardfahrer umgestoßen.
Dieser drehte sich nicht einmal um, aber ich wunderte mich auch nicht.
Es war Milo, der entspannt weiterfuhr und vor dem Schultor von seinem Pennyboard heruntersprang, welches mit einem lässigen Tritt in seine Hand sprang.
Er wurde schon von seinen Kumpels begrüßt, die ihn in einer Horde umringten und ihn zum Sieg von gestern gratulierten.
Er aber drehte sich noch einmal in unsere Richtung und sah sofort in meine Augen.
Ich sag in ihnen seine Angespanntheit und Ärger.
Aber auch auf irgendeine Weise Schmerz.
Och, hatte er also das Juckpulver zu spüren bekommen?
Es war aber eine andere Art von Schmerz... etwas tiefgründigeres...
"Hey, pass auf, sonst fahren wir noch gegen den Pfosten!", riss mich Mia aus meinen Gedanken und bremste kurz vor dem Schulzaun.
Sie schnipste mit ihren Fingern vor meinem Gesicht, als ich nicht vom Rad steigen wollte.
"Vergiss nicht, er ist nicht nett, er ist ein Arsch!", erinnerte sie mich noch einmal und schloss das Fahrrad an den dazugehörigen Ständer.
Wir hatten jetzt Kunst, ich liebte Kunst.
Nicht die Theorie, die ich größtenteils an meiner alten Schule vor einigen Jahren hatte, nein, mich interessierte der praktische Teil, egal welcher.
Aber besonders mochte ich das Zeichnen.
Es lag mir irgendwie im Blut, auch meine Mutter mochte es und konnte es sehr gut.
Mit voller Begeisterung setzte ich mich an einen Tisch zu Mia und lächelte sie an.
"Warum bist du so glücklich?", fragte mich Mia neugierig und legte ihren Kopf schief.
"Ach, ich mag dieses Fach einfach!", meinte ich fröhlich und legte mein riesiges Mäppchen auf den Tisch, welches mit allen möglichen Buntstiften gefüllt war.
DU LIEST GERADE
Schlüssel zu den Träumen
Teen FictionAls die 15-jährige Vanille mit ihrer Familie nach London zieht, lernt sie neue Freunde kennen, mit denen sie zusammen die dunklen Geheimnisse des Träumens lüftet. Denn Träumen ist nicht so langweilig und harmlos, wie ihr denkt, denn wer weiß, wie ma...