Langsam aber sicher wurde mir das ganze ein wenig unheimlich. Vorsichtig näherte ich mich der schwarzen Masse und riss ein Stück aus dem Plastikmüllsack heraus um die Masse von der Klinke zu wischen. Ich steckte sie mir in die Hosentasche und ging aus der Garage hinaus, ohne weiter eine Miene zu verziehen. Mr. Anderson war wieder auf der Veranda eingenickt und Lucas saß auf seinem Schoß. Noch wusste ich nicht, wie ich die schwarze Masse im Schuppen in die Situation einordnen konnte und auch sollte, aber es würde eine Erklärung geben. Auch wenn ich diese vielleicht gar nicht wissen wollte, was ich aber erst im Nachhinein feststellen würde. Leider.
Molly Anderson kam auf mich zu, auf einen Gehstock gestützt und mir einem Sandwich in der Hand. "So, Max. Eine kleine Pause hast du dir nun aber wirklich verdient. Du arbeitest ja wie ein Maulesel im Kohleschacht.", das Sandwich entgegennehmend und mich bedankend, ließ ich mich ins frisch gemähte Gras nieder. Es roch einfach wunderbar. So frisch. Nach Leben. Das Sandwich kauend und das einen kühlen Eistee in der Hand, den mir Mrs. Anderson nachträgliche gebracht hatte, entspannte ich mich ein wenig von der Arbeit und kam ins grübeln. Mrs. Anderson war eine alte Frau und Mr. Anderson ein noch älterer Mann. Was könnten sie mit der schwarzen Masse zu tun haben... Oder war es einfach Zufall, dass genau an diesem Ort etwas davon auftauchte? Aber dass kam mir am unwahrscheinlichsten vor. Einen Zufall wie diesen konnte es nicht geben, zumindest nicht in einer so kleinen Stadt, bei so alten Leuten, die nur zum einkaufen oder zum Tanztee aus dem Haus gingen (außer Acht ließ ich jetzt einfach die Arztbesuchen von Mrs. Anderson). Keiner der beiden würde einen so grausamen Mord begehen können, dafür waren sie zu alt und zu schwach. Selbst wenn sie versuchen würden jemanden im Schlaf mit einem Kissen zu ersticken, würden sie wahrscheinlich kläglich scheitern, weil sich der umzubringende einfach umdrehen würde und die beiden wie zwei Fliegen wo sich wedeln würde. Ich war ratlos. Aber natürlich konnte ich auch nicht fragen, denn wie sollte ich erklären, dass ich mich unerlaubter Weise an einen Tatort geschlichen hatte und ihn in sofern verändert hatte, dass ich ein mögliches Beweisstück entwendet hatte. So gutmütig die beiden alten Leute auch waren, grundehrlich waren sie auch und würden fordern, dass ich mein Vergehen der Polizei gestand. Eine kleine Zwickmühle Tat sich auf. Mir blieb wohl nur die Möglichkeit selbst auf eine Erklärung zu stoßen, wie auch immer ich dies anstellen sollte.
Ich wischte mir mit dem Handrücken über den Mund und die Stirn, packte meinen Handschuhe und dass Geschirr, brachte eben dieses zur Veranda und zog die Handschuhe über. Die Masse in der Tasche fing ich an den Grasabschnitt in die Säcke zu füllen und hinter dem Schuppen zu schleppen. Während der Arbeit machte ich mir so meine Gedanken, wie dieses Zeug in den Schuppen gekommen sein konnte. Um in den Schuppen zu kommen, brauchte man einen alten, rostigen, schweren Schlüsselbund, den die Andersons bei sich in einer gesonderten Küchenschublade lagerten. An ihm waren mehrere Schlüssel für die Schlösser am Schuppen. Einer für die Fenster, klein und schmucklos. Zwei für die Türen, größer und schwer als die anderen. Die Schlösser waren zwar alt, aber nicht ohne die Schlüssel zu öffnen, da sie Mechanismen und Riegel schon abgenutzt und verrostet waren. Demzufolge musste wohl oder übel jemand, um in den Schuppen zu kommen, erst ins Haus hinein, den Schlüssel entwenden und dann in den Schuppen. Unmöglich, dass sich jemand genau diesen Aufwand machen würde. Oder doch nicht? War es vielleicht gar kein Fremder gewesen... Aber es war eigentlich nicht möglich, dass Mr. oder Mrs. Anderson auch nur einen Fuß in die Nähe des Tatortes setzen würden. Oder doch?
Was... Oder wer auch immer im Schuppen die zähe Masse zurückgelassen hatte, war irgendwie herein gekommen und musste im Schuppen auch etwas gesucht, gefunden oder vielleicht versteckt haben. Zumindest würde er oder es nicht einfach so in einen Schuppen einbrechen, um dann nichts zu tun. Dass schien mir doch etwas sehr suspekt. Aber es wäre bestimmt zu auffällig, wenn ich genau jetzt am Tag im Schuppen der Andersons herumschnüffeln würde, auf der Suche nach... Ja. Nach was eigentlich.
Meine Schultern sackten zusammen und ich ließ den Kopf hängen. Was sollte ich den finden, wenn ich noch nicht einmal konkret wusste, was ich denn suchte? Und was erhoffte ich mir zu finden?! Das fehlende Auge? Ein Organ? Blut? Etwas der Masse, die ich schon an der Türklinke gefunden hatte? Wie dumm ich doch manchmal war. Ich schlug mir gegen den Kopf und murmelte ein paar Beschimpfungen vor mich hin, bis ich mich beruhigt hatte. Meine arme brannten vom schleppen der Säcke und langsam aber sicher ermüdete mein Körper richtig. Der Schweiß ronn mir die Wirbelsäule herunter und als ich mich für mein törichtes Denken genug "bestraft" hatte mit harter, für einen jungen Körper viel zu schneller Arbeit. Ich holte mir den Schlüssel von Mr. Anderson und schloss alle Geräte weg. Gerade als ich gehen wollte, blieb mein Schuh an etwas hängen und ich geriet ins taumeln, schleuderte zu Boden und landete genau mit dem Knie in etwas, was sich anfühlte wie eine zerkleinerte Nacktschnecke. Klebrig, schleimig und einfach nur ekelhaft. Ich richtete mich langsam auf und dachte, jetzt müsse ich eine Schnecke begraben, doch die Masse war schwarz. Pechschwarz und klebrig. In diesem Moment stand Mrs. Anderson in der Tür und sah mich besorgt an. "Jungchen. Ist alles in Ordnung?", ich schaute sie an und setzte ein Lächeln aller Zahnpasta-Werbung auf, "Ähm, ja natürlich. Mein, ehm, Schnürsenkel war auf... Ich räum auf und... Schließ dann ab." Die alte Frau nickte und ging.
Mein Herz raste und mein Kopf spielte verrückt. Aufräumen würde ich. Jetzt. Aber abschließen? Nein. Heute Nacht würde ich wiederkommen und suchen. Nach der Masse. Ganz bestimmt. Komme was wolle.
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Eigentlich wollte ich dass nicht machen.... Aber.... Egal :) danke für die, wenn auch noch kleine, Readgemeinde! Ich würde gerne ein wenig Feedback bekommen, egal ob durch Kommentare oder Mails!
Empfehlt mich gern weiter, wenn euch die Geschichte gefällt :) und entschuldigt, dass ich 1. so lange nicht geupdated habe und 2. das Kapitel so kurz ist. Das nächste wird länger :) versprochen!

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Dead Days
Misteri / ThrillerWas wäre, wenn dein Leben sich einfach ändert. Von jetzt auf gleich, als wenn jemand einen Lichtschalter umkippt und ihr von eurer hellen, heilen Welt in eine ungewisse Dunkelheit voller Angst und Schrecken kommt? Ich konnte mir so eine Welt bis vor...