~Kapitel II~

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Raykou

Sie erhob sich von ihrem Platz, wobei ihr viel zu langes, farbloses Haar ihr wieder einmal in die Augen fiel. "Aber Sir, wir können doch nicht einfach nur auf Verdacht eine ganze Kolonie auslöschen, das widerspricht jedwedem Kodex. Ich berufe mich auf Paragraph sieben des Rankay-Kriegsgesetzes !", sie verschränkte die Arme vor der Brust und war durchaus bereit, eine gehörige Menge Ärger dafür zu kassieren. "Lt. Raykou Villiad... ich verstehe ihre Einwände und würde exakt so handeln, wie sie es gerade tun... allerdings kommt dieser Befehl vom Rat selbst und wir wissen, was mit Leuten geschieht, die Ratsbefehle missachten oder sich dagegen auflehnen... ", Kommandant Vantius hatte noch immer dieses kindische Lesezeichen der drei andren Mitglieder seines Teams, Malek, Suelle, Gren und er waren auf diesem Holographischen Streifen abgebildet. Jeder wusste, was mit ihnen passiert war... Gren und Suelle waren tot, Malek hatte den halben Rat aus Rache daraufhin ausgelöscht und war verschwunden... ihre Mutter Otara hatte man mit einem Platz im Rat zum Schweigen gebracht.

Sie setzte sich wieder hin. Selbst als Tochter einer hohen Adligen und Ratsherrin konnte sie gegen einen Mehrheitsentscheid ausrichten. Dennoch war es ihrer Meinung nach falsch und sie knirschte mit den Zähnen, während sie die Gelben Augen über die Anweisungen und Missionsziele schweifen ließ. Die hellen, relativ symmetrischen Linien in ihrem Gesicht färbten sich rötlich. Sie war verdammt wütend... diese komplette Aktion war falsch von vorne bis hinten und das wusste jeder, der daran teilnehmen würde... sie verließ den Briefingraum und trat der Wache, welche sie stoppen wollte in die Weichteile, ehe sie in Richtung ihres Fahrzeuges ging und dabei so ziemlich jeden, der ihr im Weg stand mit Energie beiseite kickte.

Sie kletterte fluchend in ihren Gerok, ein mittlerweile grauenhaft zerfleddertes und veraltetes Gefährt, das von innen eher an ein privates Zimmer, denn an ein Panzercockpit erinnerte. Da hingen Fotos an den Außenwänden, die Polsterung des Pilotensitzes war durch Kissen ersetzt, die kalte, klinische Beleuchtung war einigen deutlich wärmeren Lampen gewichen und das automatisierte Zielsystem fehlte völlig. Sie hatte sich schon immer deutlich mehr auf ihre eigenen Fähigkeiten verlassen, denn der Technik zu vertrauen. Ihr Schweif schlug unruhig hin und her, eine Angewohnheit, die immer dann besonders auffiel, wenn sie wütend oder aufgeregt war. Sie zog die Uniform aus und schlüpfte in die viel bequemere Pilotenkleidung. "Wenn ich einen Zivilisten verletze... verzeih ich mir das nie... egal ob er nen Feind ist oder nicht" , murmelte sie leise, während der letzte Knopf des Oberteils durch ihre geschickten Hände geschlossen wurde. Sie setzte sich auf ihren Pilotensitz und zog den Kommunikator auf, nur um dann auf ihren Einsatz zu warten. Diesen grauenhaft falschen Einsatz, der ihr Leben für immer verändern sollte...

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