Ich wurde immer unruhiger. Doch dann riss ich mich zusammen.
Langsam öffnete meine Mom den Brief und überreichte mir den Inhalt. Es war ein Zettel.
Als ich zu lesen begann kamen mir Tränen in die Augen. Ich konnte nicht mehr. Weinend rannte ich in mein Zimmer. Dort faltete ich ihn wieder auf:Liebe Lucy,
Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Es tut mir einfach nur so unendlich Leid, dass du wegen mir so leiden musst. Ich weiß es ist nicht fair, dass ich abgehaun bin und dich und deine Mom allein gelassen habe. Du warst schon immer eine sehr eigensinnige Tochter. Auch wenn ich dich nie verstanden hab, hab ich dich trotzdem geliebt.
Und das merke dir. Wenn du diesen Brief erhällst werde ich wahrscheinlich schon tot sein. Weine nicht, denn ich bin nie weit weg. Ich wache von oben auf dich. Lebe dein Leben solange du noch jung bist. Du hast noch deine ganze Zukunft vor dir.
Pass auf dich auf.
In Liebe PapaIch konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Warum musste mir alles was ich liebte genommen werden? Alles was mir lieb war, war tot.
Meine beste Freundin.
Und jetzt auch noch mein Dad.
Konnte es denn noch schlimmer werden?
Ich nahm den Brief und legte ihn vorsichtig in meine Tagebuch. Und jetzt? Ich saß auf meinem Bett und starrte in die endlose Leere. Es fühlte sich so an als hätte mein Herz aufgehört zu schlagen. Das Einzige, das zu hören war, war das ticken meines Weckers.》Tick. Tick. Tick. Tick.《
Es klopfte an der Tür. Meine Mutter öffnete sie langsam ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten. Ihr Blick war kalt. Sie roch nach Alkohol. Sie sah mich an und es schien als erwartete sie eine Reaktion von mir. Ich schenkten ihr ein schwaches Lächeln.
Sie kam auf mich zu, packte mich am Arm und zerrte mich in die Höhe. Sie schrie mich an. Sie meinte ich solle aufhören zu weinen. Mein Vater habe es nicht verdient, da er vor seiner Familie weggelaufen war und ein neues Leben angefangen habe. Weil er meine Mutter und mich im Stich gelassen habe.
Als sie meinen Arm wieder losließ sprach sie in einem etwas ruhigeren aber dennoch scharfen Ton: "Das alles wäre nicht passiert, wenn du nie geboren wärst. Du bist ein Schandfleck. Ich will dass du noch heute deine Koffer packst und verschwindest. Mir is egal wo du hingehst oder was mit dir passiert. Wärst du nicht so ein Miststück, wäre dein Vater noch hier. Du bist Schuld das er tot ist. Pack deine Sachen und verschwinde. Ich will dich nie wieder sehen!"
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer meiner Tante. Sie war eine geschäftstüchtige Managerin und fast nie zuhause. Doch ich hatte Glück. Ich erzählte ihr vom Tod meines Dads und dass meine Mom mich rausgeschmissen hatte. Ohne irgendwelche weiteren Erklärungen nahm mich meine Tante bei sich auf. Ich packte schnell die wichtigsten Dinge, die ich brauchte und warf sie in einen Koffer. Dann ging ich runter und wartete am Haupteingang auf meine Tante. Nach kurzer Zeit war sie auch schon da. Sie nickte mir freundlich zu und half mir meinen Koffer im Kofferaum zu verstauen. Wortlos fuhren wir los.
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Engelsrufer
Teen FictionIch habe einmal gehört, dass jedes Ende auch ein Neuangang ist. Ich möchte gern glauben, dass es so ist. Wenn man sein lebenlang nur von allen fertig gemacht wird, kommt irgendwann der Zeitpunkt an dem man sich fragt, wofür man überhaupt noch kämpft...