kapitel 50 • broken

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Luca POV

Max ließ es sich in den letzten Wochen ziemlich gut gehen. Anfangs wo es mir wirklich verdammt schlecht ging, und ich in einer Art Loch fest saß, kümmere er sich verdammt liebevoll um mich. Aber nachdem ich auf Snapchat Videos sah, wo er mit Freunden und schönen Mädchen seiner Jahrgangsstufe feiern war, begann sich die Wut in mir aufzustauen. Jetzt wo ich ihn am meisten brauchte, genoss er sein Leben in vollen Zügen. Gesehen haben wir uns zuletzt vor einer Woche und ich war ehrlich gesagt auch zu stolz um mich bei ihm zu melden. Die Community merkte natürlich sofort, wenn nicht genügen Mauz Bilder auf Instagram, Mauz Tweets über Twitter oder Videos in den wir kuschelten auf Snapchat posteten. Dementsprechend wurde ich auch überall zugespamt, und auf Max' Profilen sah es nicht großartig anders aus.

Max hatte sein Abi bestanden, und morgen war die Verleihung. Natürlich hatte er mich schon Wochen zuvor eingeladen, und ich hatte mich schon darauf eingestellt, morgen zu kommen. Ich müsste wahrscheinlich früher gehen, da ich einen Termin beim Jugendamt wegen Luisa habe. Irgendwann musste mein Vater Unterhalt zahlen, ob er will oder nicht. Zur Zeit konnte ich meine Familie mit meinem Geld über Wasser halten. Als YouTube Partner verdient man.. naja, sagen wir es so; man verdient wirklich nicht schlecht. Deswegen klappte dass auch vorerst, aber eine langanhaltende Lösung würde es nicht sein. Aber solange meine Mutter aus ihrer Depression wegen meinen Vater, da nicht rauskommt und nicht arbeiten gehen will, muss das wohl die einzige funktionierende Option sein. Luisa war noch immer bei meiner Großmutter. Manchmal habe ich sie von der Schule abgeholt, aber das war selten der Fall. Die Ballettschule rief mittlerweile im Wochentakt an, und wenn sie diesen Monat nicht mehr auftaucht, ist sie raus. Und zwar endgültig. Ich wusste wie wichtig Luisa das Ballett war. Ich wusste aber auch, dass meine Ersparnisse da komplett drauf gehen müssten, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen- zudem ich selbst nicht genug habe. Meine Gedanken waren rund um die Uhr meiner Familie gewidmet. Wie schnell sich doch das Blatt wenden konnte. Und alles nur wegen meiner Beziehung zu Max.

Klar wollte ich schon längst ausgezogen sein, aber jetzt war nun mal eine schlechte Chance dazu. Luisa sollte nächste Woche wieder zurück kommen und dann wollte ich sie wieder zum Ballett schicken. Damit sie wenigstens etwas Ablenkung hat.

Es klingelte an der Tür, und da ich wusste, dass meine Mutter nicht aus ihrem Schlafzimmer rausgehen würde, musste ich wohl gehen. "Hey Luca", Max drückte mir einen liebevollen, aber dennoch kurzen Kuss auf den Mund, den ich nur so halbwegs erwiderte, immerhin war ich noch sauer. Also wich ich ein bisschen zurück, lehnte mich mit verschränkten Armen vor der Brust gegen den Türrahmen und fragte ihn, was er will.

Er sah mich etwas verwundert und irgendwie auch verletzt an. "Ich wollte vielleicht meinen Freund besuchen? Hab ich was falsch gemacht?", fragte er. Ich starrte ihn einfach nur an. Irgendwie konnte ich überhaupt nichts sagen. Es ging nicht. "Wenn du wegen irgendeiner Kleinigkeit sauer auf mich bist, dann komme ich wieder wenn du dich eingekriegt hast", murmelte er und stopfte nervös seine Hände in seine Hosentasche. Ich zog meine Augenbraue hoch und schaute ihn fassungslos an. "Ist das dein Ernst? Denkst du ich bin grundlos von dir angepisst?"

Luca, bleib ruhig. Er ist dein Freund. Du liebst ihn. Raste nicht schon wieder aus.

"Ich habe dir erzählt wie schlecht es geht und was ich für Probleme hier zuhause habe. Mein Vater hasst mich weil ich eine Beziehung mit dir habe, und du denkst an nichts als mit deinen Freunden feiern zu gehen?" warf ich ihm vor. "Achso, jetzt bin ich Schuld daran, dass dein Vater euch sitzen lassen hat?" Autsch, das tat weh. "Mach doch Schluss, wenn es dir so unangenehm ist, das gleiche Geschlecht zu lieben", meinte er wütend. "Das habe ich doch gar nicht gesagt, wieso verdrehst du mir die Worte im Mund? Es ging um was ganz anderes!" Meine Stimme erhob sich immer ein bisschen mehr und mittlerweile hatte ich Angst dass die Nachbarn was mitkriegen, obwohl in unserer Straße eigentlich nie was los war. "Weil ich feiern war? Ist das echt dein Grund? Spinnst du eigentlich? Ich habe mein Abi bestanden, ich bin fertig mit der Schule und ich darf nicht feiern gehen, weil du dann schon wieder Eifersüchtig wirst?" "Ich habe nicht gesagt, dass du nicht feiern gehen darfst, sondern dass ich es mies von dir finde, dass du das lieber tust, als mir beizustehen", schrie ich und war kurz davor die Tür zuzuschlagen, weil ich keine Lust mehr auf Max hatte.

"Dann könnte ich genauso sagen dass es mies ist, dass du dich ein Scheiss darum kümmerst, dass ich mein Abi hab", keifte er. "Wahrscheinlich hast du sogar vergessen dass morgen die Verleihung der Zeugnisse ist, weil du ja nur an dich denkst."

Unsere Küche war zum Glück die Tür rechts direkt neben der Haustür, weswegen ich nach Max' Aussage reinlief um den Rosenstrauß den ich für den morgigen Tag für ihn gekauft hatte, zu holen. Er tropfte noch, da ich ihn aus der Vase rausholte, aber es interessierte mich nicht. Ich stampfte zurück zur Haustür und hielt Max den Strauß hin. "Nein, ich habe deinen Tag nicht vergessen."

Sprachlos sah er die roten Rosen an. Es tat weh mich mit Max zu streiten, immerhin liebe ich ihn. Mir stiegen schon die Tränen hoch, aber das sollte er nicht sehen. "Nimm ihn einfach und verschwinde", bat ich leise mit zittriger Stimme. Er schaute zu mir hoch, doch durch meine verschwommene Sicht, konnte ich seinen Blick nicht definieren. Bevor ich noch irgendwas sagen konnte, war er gegangen.

Ohne die Rosen.
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mauz || wir beide Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt