Kapitel 3

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JTK

Diese drei Buchstaben gingen mir, seit meiner Entdeckung, nicht mehr aus dem Kopf. Also machte ich mich, nachdem Mike und ich wieder zurück in seinem Büro waren, an den zwei Leichen zu schaffen und begutachtete ihre Arme. Bei dem Mann erkannte ich sofort die drei Buchstaben, welche sich am Handgelenk befanden. Jedoch war es bei der Frau schwerer zu erkennen, wo sich die drei Buchstaben befanden, da die Frau mehr zugerichtet war als ihr Mann. Mike dagegen machte sich an der Leiche vom Mädchen zu schaffen.

»Yes! «, kam es von mir als ich die drei Buchstaben an der Unterseite der Hand fand. Mike drehte sich augenblicklich zu mir um.

»Was ist? Was hast du gefunden? «, fragte er und kam zu mir um sich die Stelle anzusehen auf der ich zeigte.

»Die Initialen vom Mörder. Jeder der drei Leichen hat sie. Beim Mädchen befinden sie sich am Arm, bei dem Mann am Handgelenk und bei der Frau hier. «, erzählte ich ihm meine Entdeckung und nahm dabei meine rote Nerdbrille ab. Mike nahm die Hand der Frau und musterte die drei Buchstaben.

»Weißt du auch schon, was sie bedeuten? «, fragte er mich und ich beantwortete seine Frage mit einem Kopfschütteln. Nicht direkt. Ich habe eine Vermutung, aber ich glaube ich sollte zuvor mit meiner Freundin darüber reden, denn sie könnte es mir eher bestätigen., dachte ich als ich ins Büro ging. Mike blieb bei den Leichen und schaute sich immer noch die drei Buchstaben an, während ich mich daran zu schaffen machte, den ganzen Papierkram aufzuräumen.

Eigentlich wollte ich mithelfen die Leiche des Mädchen aufzuschneiden, aber Mike sagte, dass er es lieber alleine machen wollte, also muss ich mir irgendwie eine andere Beschäftigung suchen und da ich jetzt nachgeprüft hatte, dass alle die gleichen Buchstaben haben, hab ich jetzt nichts mehr zu tun außer... Den Papierkram aufzuräumen.

Ich atmete einmal tiefdurch bevor ich mir ein paar leere Ordner schnappte und einen Teil des Papierkrams. Dann fing ich an alle Blätter zu sortieren. Die meisten Blätter waren alte Rechnungen, die entweder bezahlt wurden, teils bezahlt wurden oder noch nicht. Die Rechnungen, die noch nicht oder teils bezahlt wurden, legte ich auf einen Stapel zusammen während ich die anderen nach Datum und Art der Rechnung sortierte. Der Stapel sortierter Blätter wuchs und das Blattchaos auf dem Schreibtisch schrumpfte mit der Zeit.

In der zwischen Zeit war es auch schon sechs Uhr und Mike verabschiedete sich, da er noch etwas vorhatte. Ich dagegen sortierte, wie die paar Stunden zuvor, immer noch die ganzen Blätter.

Als ich schließlich fertig war stand ich auf und achtete darauf, dass ich nicht zu viel Wind verursache, denn sonst müsste ich alles wieder von Anfang an machen. Ich lief aus dem kleinen Büro raus, an den Leichen vorbei zur Tür und machte sie vorsichtig auf. Alles war still und dunkel im Gang, der an der Tür angrenzte. Ich tastete an der kalten Wand entlang zum Lichtschalter, der sich rechts neben der Tür befand, und betätigte ihn. Das Licht an der Decke fing an erst zu flimmern, bevor es den ganzen Gang in helles Licht erleuchten ließ.

Ich lief ein Stück den Gang entlang bevor ich neben einer Tür anhielt, auf der WC drauf stand. Ich drückte die Klinke runter und schlüpfte durch den Spalt in das Klo. Als ich schließlich fertig war wusch ich mir meine Hände und ging wieder aus dem Klo raus. Als ich im Gang trat blieb ich wie angewurzelt stehen und schaute mich mit wachsamen Augen um.

Wieso ist das Licht aus?, fragte ich mich und lauschte nach irgendwelchen Geräuschen, aber nichts Außergewöhnliches drang an mein Ohr. Soweit ich weiß geht das Licht nicht automatisch aus, also muss hier irgendwer noch sein. Vielleicht war Mike es, der kurz nochmal kam und dann das Licht ausgemacht hatte, aber wieso sollte er das Licht aus machen? Er weiß doch, dass ich noch da bin und wieso sollte er überhaupt noch mal hierher kommen?

Ich bewegte mich so leise wie möglich zum Büro zurück und tastete dabei mit der rechten Hand die kalte Wand ab. Als ich schließlich vor der Tür stehen blieb, lauschte ich noch mal, aber wieder hörte ich nichts Auffälliges. Also drückte ich die Klinke runter und trat in das dunkle Zimmer. Ich griff nach dem Lichtschalter und betätigte ihn. Als das Licht anging blickte ich mich im Raum um, aber alles war so wie ich es liegen gelassen hatte. Vielleicht gab es einen kuren Stromausfall, aber dann wäre doch auch das Licht im Klo ausgegangen... Oder hier ist wirklich Jemand. Bei dem Gedanken lief es mir Kalt dem Rücken runter und meine Nackenhaare stellten sich auf. Jedoch versuchte ich die Angst zu unterdrücken und ging mit schweren Schritten ins Büro. Die Blätter lagen zum Glück immer noch sortiert auf dem Boden, sodass ich nur noch alles in die Ordner einheften konnte und die Ordner beschriften konnte. Als ich damit fertig war nahm ich mir eine Glassichthülle und legte alle noch nicht bezahlten und teils bezahlten Rechnungen darein, alle nach dem Datum sortiert, und legte sie auf Mikes Platz. Die Ordner stellte ich in eins der leeren Regale, die direkt neben der Tür standen. Morgen werde ich Mike fragen, wohin er sie will.

Kurz streckte ich mich bevor ich meine Tasche mir schnappte, die auf meinem Schreibtischstuhl stand, und das Licht im Büro ausschaltete. Nun stand ich bei den Leichen, die abgedeckt auf den Tischen lagen und wollte gerade zur Tür gehen als das Licht anfing zu flackern. Verwundert blickte ich hoch zur Lampe und verharrte für den Moment in der Position bevor ich mich wieder fasste und einen Schritt nach vorne machte. Plötzlich ging das Licht aus und ich stand in der völligen Dunkelheit. Ich bewegte mich keinen Zentimeter und versuchte mein Zittern unter Kontrolle zu bekommen, aber ich schaffte es nicht und als ich jemanden direkt neben meinem linken Ohr atmen höre stockte mein Atem und mein Herz machte einen Satz. Alles in mir schrie, dass ich rennen sollte, aber nichts gehorchte auf die Schreie, nur meine Tränen. Sie bahnten sich langsam einen Weg von meinem Auge über die Wange runter zum Boden.

So schnell wie der Atemzug kam verschwand er auch und das Licht ging wieder an. Ich stand immer noch an der gleichen Stelle, neben dem letzten Tisch, und rührte mich nicht. Mein Blick war stur gerade ausgerichtet und mein Atem ging immer noch schneller. Ich wollte meinen Blick nicht zur Seite drehen. Ich wollte sein Werk mir nicht anschauen, aber meine Neugierde war zu groß. Sie verdrängte meine Angst und ließ meinen Kopf nach links bewegen. Wie in Zeitlupe ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern bis er an der linken Wand ankam. Als ich sein Werk sah breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen aus. Es fühlte sich an als hätte er sich umgedreht und alles versuchte wieder rauszukommen. Jedoch hielt ich den Würgereiz stand und rannte so schnell ich konnte aus dem Raum. Ich erwischte noch den Lichtschalter bevor ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ und zum Ausgang rannte. Mein Atem ging immer noch schneller und mein Herz pochte gegen meine Brust, so als wöllte es jede Sekunde rausspringen.

Mein Blick war nur auf den Ausgang gerichtet, aber meine Aufmerksamkeit war auf die schnellen Schritte hinter mir gerichtet. Sie kamen immer näher, aber ich kam dem Ausgang auch immer näher. Schließlich riss ich die Tür auf und rannte auf den Parkplatz.

Es war schon dunkel draußen und es standen nur noch vereinzelt Autos auf dem Parkplatz. Doch zu meiner Enttäuschung standen keine Personen hier auf dem Parkplatz. Ich war alleine mit meinem Verfolger.

Immer noch von den Schritten verfolgt rannte ich zu meinem Auto. Doch bevor ich ankam stürzte ich auf den Boden und als ich mich wieder aufrichten wollte, wurde ich wieder auf den Boden gedrückt.

»Hat dir mein Werk nicht gefallen? «, drang eine raue Stimme an mein Ohr und bei dem Klang der Stimme verkrampfte sich mein Herz. Der Besitzer der Stimme drehte mich gewaltsam um und ich schaute gegen meinen Willen in zwei eisblaue Augen, die mich sofort in ihren Bann zogen.



Lied: Take Flight (Orchester Version) ~ Lindsey Striling


Sleep, my BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt