Kapitel 31

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Mit einem verschwommenen Blick schaute ich auf meine zerstörten Verbände, welche im Gang verteilt lagen, sowie auf meine beiden Krücken, welche man nicht mehr als Krücken bezeichnen konnte.

Seed ließ mir keine Zeit zum reagieren als er zu Ende geredet hatte und griff mich sofort an. Ich konnte noch rechtzeitig eine Krücke schützend vor mich halten als sie mir auch schon brutal aus der Hand gerissen wurde und total verdellte auf den Boden ein paar Meter weiter landete. So ähnlich passierte es auch mit der anderen Krücke bis ich mich nur noch an der Wand halten konnte um nicht umzufallen. Doch das störte Seed nicht. Er griff mich abermals an und zerkratzte mich völlig bis meine Verbände von meiner Haut vielen und meine Klamotten nur noch als Fetzten an mir herunter hingen. Daraufhin brach ich zitternd und schwach auf dem Boden zusammen. Die Kälte umhüllte mich, während ich verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Doch es gab nur einen Ausweg und zwischen ihm und mir gab es ein großes Problem, welches ich nicht so schnell loswurde oder umgehen konnte. Seed stand zwischen der Tür, welche einen Griff hatte, im Gegensatz zu der Tür, an der ich mich lehnte, und mir, welche zu schwach war um aufzustehen.

Verängstlicht und hyperventilierend beobachtete ich Seed, welcher still vor mir stand und mich mit einem abwartenden Blick anstarrte. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, geschweigenden, was ich in dem Moment denken sollte. Meine Gedanken kreisten nur um eine Sache und zwar, von hier zu verschwinden mit Lily, aber wie sollte ich es schaffen, wenn ich schon am Anfang scheitere?

Ich atmete einmal tief ein und aus und schloss für ein paar Sekunden meine Augen bevor ich mit einem festentschlossenen Blick zu Seed aufschaute. Es ist ein Spiel. Also spiele es auch wie ein Spiel. Wie ein Computerspiel., dachte ich und stieß mich vom Boden ab. Meine plötzliche Reaktion verunsicherte meinem Gegner etwas, aber er konnte sich schnell fassen und versuchte mich ebenfalls an zu greifen. Doch ich versuchte so gut es ging auszuweichen, trotz meiner Schmerzen in meinen Beinen, welche mich wieder auf den Boden ziehen wollten, aber ich hielt stand und sprintete an Seed vorbei. Jedoch sah ich seinen Angriff von hinten nicht kommen, als er mich mit seinen Klauen am Rücken erfasste und mich quer durch den Raum schleuderte. Doch es war für meinen Vorteil, da ich näher an den Ausgang gelangte, auch wenn ich mit Schmerzen zahlen musste.

Seed bemerkte meinen Vorteil und versuchte mich davon abzuhalten zur Tür zu gelangen, was ihn jedoch nicht gelang. Da ich unter Schmerzestränen mir eine Krücke schnappte und sie mit zitternden Händen fest hielt. Der Schmerz, welchen ich unterschätzt hatte, wurde immer Stärker und ich drohte unter ihm zusammen zu brechen, aber ich hielt mich mit wackelnden Beinen gerade und mit einem zielgerichteten Blick schaute ich auf die Tür.

Ich rannte immer weiter den Gang entlang und kam mit jedem Stück der Tür ein bisschen näher. In der Zeit in der ich rannte, fühlte sich alles um mich an als würde die Zeit stehen bleiben bis Seed in meinem Blickfeld auftauchte und die Zeit schneller wurde. Er überholte mich und versuchte wieder nach mir auszuholen, doch ich parierte den Schlag etwas ungeschickt mit der verdellten Krücke. Meine Beine gaben unter mir etwas nach, sodass ich in einer eingeknickten Position dastand, vor mir Seed, welcher an meiner Krücke zog. Verzweifelt klammerte ich mich an ihr. Doch Seed zog immer stärker an ihr bis er sie mir aus der Hand riss. Ein stechender Schmerz durchfuhr meine Hand, als die Oberfläche von der Krücke an meiner Haut entlang schrapte. Ich versuchte so schnell wie es ging die Krücke los zu lassen, aber durch den Schwung stolperte ich etwas nach vorne und bekam Seeds Gesicht in meinen Bauch gerammt.

Erschrocken und unter Schmerzen schrie ich laut auf und landete wieder auf den Boden. Der Aufprall drückte nicht gerade sanft die Luft aus meiner Lunge und mit weit offenen Augen schaute ich zur Decke hoch.

»Seeds Opfer ist aber langweilig. «, konnte ich von Seed hören, mit einem leicht enttäuschten Unterton. Hat er... Hat er gerade gesagt, dass ich langweilig bin?!, fragte ich mich außer mir. Geschockt blickte ich zu Seed, welcher sich in dem Moment auf mich stürzen wollte und mir den letzten Gnadenstoß geben wollte. Ohne groß nach zudenken, schloss ich meine Augen und entspannte mich, während ich darauf wartete in die vertraute Schwärze zufallen und dieses Mal für immer. Doch das einzige was ich spürte, war klebrig und warm. Verwirrt und neugierig lauschte ich und versuchte herauszufinden ob ich tot war oder nicht. Doch ich vermutete, dass jemand anderes gestorben war und nicht ich. Dies bestätigte sich auch, als ich zwei bekannte Stimmen hörte, welche ich in diesem Moment nicht hören wollte.

»Hab ich dir nicht gesagt, dass du sie los werden solltest als du die Informationen hattest?! «, fauchte ein Mädchen wahrscheinlich eine andere Gestalt an. Diese Stimme vom Mädchen kam mir bekannt vor. Ich wusste, dass ich mich mit ihr verbündet hatte um Jeff endgültig loszuwerden, aber ich wusste auch, dass sie mich auch loswerden wollte und mir nicht das Leben schenken wollte. Doch ich hätte gedacht, dass sie es selber machen würde und nicht jemand anderes beauftragen würde, jedoch wusste ich, ohne dass sich die Person preisgeben musste, wen sie meinte und dies bestätigte sich kurz darauf auch.

»Du hast mir nichts zu sagen und mach es doch beim nächsten Mal selber, wenn du sicher gehen willst, dass sie tot ist. «, meinte eine Stimme von einem Junge leicht angepisst. Durch ihre Stimmen konnte ich ausfindig machen, wo sich die beiden befanden. Da Lius Stimme relativ nah an meinem Ohr war, wusste ich, dass er sich direkt neben mich gestellt hatte, beziehungsweise hingekniet hatte. Im Gegensatz zu Jane, welche ein paar Meter weiter von uns entfernt war, jedoch sich auf zu bewegte, da leise Schritte näher kamen, welche nur von hohen Absatzschuhen stammen konnten.

»Ja, das muss ich wahrscheinlich auch beim nächsten Mal, aber wenn sie schon hier ist, dann können wir sie ja auch benutzen um Jeff anzulocken, wenn er sich auch wirklich hier aufhält.«, meinte Jane leicht genervt und die Schritte verstummten, nachdem ich meine Hand in einer anderen Hand wieder fand.

»Und wie willst du das anstellen? Sie ist doch eh bewusstlos und kann sich eh nicht mehr bewegen. Dein geplanter Unfall hat ihr doch fast alle Knochen brechen lassen. «, meinte Liu leicht besorgt. Ihr geplanter Unfall? Von was redet er da? War nicht Jeff daran schuld? Warum sagt Liu jetzt, dass Jane daran schuld hatte? Was geht hier vor? War das Spiel nicht von Jeff? Spielt er nicht mit mir? Hat Jane das Spiel erfunden? Spielt sie es mit mir nur dass sie behauptet, dass es Jeff war? Verwirrt kreisten immer mehr Gedanken in meinem Kopf herum, jedoch versuchte ich ihr Gespräch weiter zu lauschen, was mir auch etwas gelang.

»Also weißt du davon? Dass ich der ihr Auto manipuliert hatte, auch wenn ich es mir sparen konnte, da sie ihn ja doch selber verursacht hatte. «, meinte Jane gelassen und ich konnte einen stechenden Blick auf mir spüren, welcher mich sofort an meine Schmerzen erinnerte, die sich auch sofort meldeten. Zischend zog ich die Luft ein und wurde ungewollt von einer Welle aus Schmerz überrollt. Mein Körper fing an zu zittern und zu zucken, während er sich versuchte dagegen zu wehren sich einzurollen. Tränen stiegen in meine Augen, welche ich schweratmend unterdrückte. Am Rande bekam ich mit, wie jemand mir sanft über die Stirn strich und ich mich unter der Berührung etwas entspannte.

»Scheinbar ist die Kleine doch nicht bewusstlos. Ich frag mich nur, wie viel sie mitbekommen hat. «, meinte Jane mit einem leichten nachdenklichen Ton. Vorsichtig öffnete ich meine Augen bis ich Jane erblickte, welche mich durch ihre ausdruckslose Maske anschaute. Langsam kam sie auf mich zugeschritten, während ich mich unbewusst an Liu klammerte und versuchte den Schmerz zu unterdrücken.

»Aber um ehrlich zu sein, ist es mir eh egal... Ich weiß eh schon, dass du nicht lange überleben wirst. Für dich hab ich mir nämlich etwas Besonderes ausgedacht. «, meinte sie mit einem verspielten Ton und ich konnte vor meinem inneren Auge sehen, wie sie mich hinterlistig angrinste. »Aber bevor es soweit ist, müssen wir erst mal Jeff finden. Also steh auf, du Nichtsnutz. « Damit drehte sie sich bromt um und lief zur Tür, zu welcher ich gelangen wollte bevor die Beiden auftauchten. Kurz warf sie einen Blick über ihre Schulter zu Liu und mir bevor sie durch die Tür schritt und ehe ich reagieren konnte hob mich Liu halb hoch, sodass ich mit meinen eigenen Füßen auf dem Boden stehen konnte. Leicht ziehend und leicht schiebend gingen wir beide zur Tür und versuchten Jane einzuholen, welche schon um die nächste Ecke bog.

»Es tut mir leid, dass du in dem allen hier auch mit verwickelt bist. «, nuschelte Liu vor sich hin und starrte mit seinen leuchtend grünen Augen Löcher in die Luft.

»Muss es dir doch nicht, schließlich kannst du nichts dafür. «, versuchte ich unter Schmerzen eine feste Stimme zu haben. Liu warf mir kurz einen ausdruckslosen Blick zu bevor er sich wieder nach vorne wandte.

»Ich weiß, aber das hier wird nicht so Enden wie du es dir erhoffst. «




Lied: What the Hell von B.A.P


Sleep, my BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt