Der Slug-Klub - Teil 2

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Aus dieser Idee wurde jedoch nichts: Die Gänge waren überfüllt mit Leuten, die nach dem Imbisswagen Ausschau hielten, und mit einem Tarnumhang war absolut kein durch kommen. Harry verstaute ihn mit Bedauern wieder in seiner Tasche - es wäre schön gewesen ihn zu tragen, schon um all das Gegaffe zu vermeiden, dass offenbar seit unserem letzten Gang durch den Zug schlimmer geworden ist. Alle naselang stürzten sich Schüler aus ihren Abteilen, um uns besser anschauen zu können. Die Ausnahme war Cho Chang, sie verschwand schnell in ihrem Abteil, als sie uns, oder wohl eher Harry kommen sah.
Als wir an ihrem Fenster vorbeigingen, sahen wir sie in ein intensives Gespräch mit ihrer Freundin Marietta versunken. Marietta trug eine sehr dicke Schicht Make-up, die das sonderbare Pickelmuster nicht ganz verbarg, das sich immer noch über ihr Gesicht zog. Mit einem leichten Grinsen schob Harry sich vor mir weiter.
Als wir Abteil C erreichten, sahen wir sofort, dass wir nicht die einzigen waren, die Slughorn eingeladen hatte, auch wenn Harry, wie der begeisterte Empfang durch Slughorn vermuten ließ, am sehnlichsten erwartet wurde.
"Harry, mein Junge!", sagte Slughorn und sprang bei seinen Anblick auf, sodass sein großer, in Samt gehüllter Bauch den ganzen restlichen Abteilraum auszufüllen schien. Sein glänzender Glatzkopf und seiner großer silberner Schnurrbart schimmerten so hell im Sonnenlicht wie die Goldknöpfe an seiner Weste. "Schön, dass sie da sind, schön dass sie da sind! Und sie müssen Misses Carter und Mister Longbottom sein!"
Ich lächelte den Mann vor mir an und reichte ihm meine Hand, Neville hingegen nickte nur mit ängstlicher Miene. Auf einen Wink von Slughorn hin setzten wir uns einander gegenüber auf die einzigen drei leeren Plätze, gleich neben der Tür. Ich warfen einen Blick auf die anderen Gäste. Blaise Zabini, ein großer schwarzer Junge aus unserem Jahrgang, mit dem ich befreundet bin, da unsere Familien sich kennen. Auch zwei jungen aus der siebten Klasse waren da, die ich nicht kannte, und neben Slughorn in die Ecke gequetscht, mit einem Gesichtsausdruck, als wüsste sie nicht recht, wie sie eigentlich hier her gekommen war, saß Ginny.
"Nun, Sie kennen hier alle?", fragte Slughorn uns. "Blaise Zabini ist ja in ihrem Jahrgang-"
Zabini lächelte mich an, was ich erwiederte, jedoch ignorierte er Harry und Neville, was sie ihm gleich taten. Gryffindor- und Slytherin-Schüler hassten sich einander grundsätzlich.
"Das hier ist Cormac McLaggen, vielleicht sind sie sich schonmal über den Weg gelaufen -? Nein?"
McLaggen, ein mächtiger, drahthaariger Junge, hob die Hand, Harry und Neville nickten ihm zu, ich lächelte kurz.
"-und das ist Marcus Belby, ich weiß nicht ob-?"
Belby, der dünn und nervös wirkte, zeigte ein gezwungenes Lächeln.
"-und diese reizende Dame sagt, dass sie Sie kennt!"
Ginny Schnitt uns hinter Slughorns Rücken eine Grimasse.
"Wunderbar, das ist höchst erfreulich", sagte Slughorn mit Behagen. "Eine günstige Gelegenheit, Sie alle ein wenig besser kennen zu lernen. Hier, nehmen Sie sich eine Serviette. Ich habe mein eigenes Mittagessen mitgebracht, wie ich mich erinnere, ist der Imbisswagen etwas lakritzzauberstablastig, und der Verdauungstrakt eines armen alten Mannes kommt damit nicht besonders zurecht... Fasan Belby?"
Belby schreckte hoch und nahm etwas entgegen, das wie ein halber kalter Fasan aussah.
"Ich erzählte unserem Jungen Marcus hier, dass ich das Vergnügen hatte, seinen Onkel Damocles zu unterrichten.", sagte Slughorn zu Harry, Neville und mir und reichte nun einen Korb mit Brötchen herum.
"Ein exzellenter Zauberer, exzellent, und sein Merlinsorden war höchst verdient. Sehen Sie Ihren Onkel häufig Marcus?"
Unglücklicherweise hatte Belby gerade einen großen Bissen Fasan im Mund; in seiner Hast, Slughorn zu antworten, schluckte er zu schnell hinunter, wurde puterrot und begann zu würgen.
"Anapneo", sagte Slughorn gelassen und richtete seinen Zauberstab auf Belby, dessen Luftröhre offenbar sofort wieder frei wurde.
"Nicht... nicht allzu häufig, nein.",keuchte Belby mit tränenden Augen.
"Ja, natürlich, ich vermute, er ist sehr beschäftigt.",sagte Slughorn und sah Belby fragend an. "Den Wolfsbann-Trank hat er gewiss nicht ohne ein beträchtliches Maß an Arbeit entwickelt!"
"Ich denk nicht...",sagte Belby, der Anscheinend Angst hatte, einen weiteren Bissen Fasan zu nehmen, ehe er sich war, dass Slughorn mit ihm fertig war. "Ähm... er und mein Dad kommen nicht sehr gut miteinander klar, verstehen Sie, deshalb weiß ich eigentlich nicht viel über..."
Seime Stimme erstarb, während Slughorn ihm ein kühles Lächeln schenkte. Sofort wusste ich, dass es Slughorn nur drum geht, wer gute Kontakte hat.
Stattdessen widmete er sich McLaggen.
"Nun zu Ihnen, Cormac", sagte Slughorn, "zufällig weiß ich, dass sie dich oft mit ihrem Onkel Tiberius treffen, denn er hat ein ganz prächtiges Bild von Ihnen beiden auf der Jagd nach Nogschwänzen, in - war das nicht Norfolk?" Ab da hörte ich nur noch halbherzig zu, da es mir auf den Geist geht wie oberflächlich einige Menschen sind.
Alle die hier waren, kannten prominente Zauberer, außer Ginny.
Zabinis Mutter war für ihre Schönheit bekannt, Nevilles Eltern waren Auroren, die von Bellatrix Lestrange und einigen ihrer Todesser zum Wahnsinn gefoltert wurden. Dann war ich an der Reihe, mich fragte er über meine Eltern im Ministerium aus und als ich ihm sagte, dass ich nicht wirklich viel davon mitbekam, widmete er sich letztendlich Harry.
"Harry Potter! Wo fangen wir an? Ich habe das Gefühl, dass ich nur wenig an der Oberfläche gekratzt habe, als wir uns im Sommer trafen!"
Oh Gott, jetzt geht's los. Die ganze Zeit schwafelt er über die Prophezeiung und sowas. Ginny geht Blaise an, der natürlich mal wieder provozieren musste, typisch Slytherin.
"... Diese sagenhafte Prophezeiung beispielsweise-"
"Wir haben die Prophezeiung nie gehört.",sagte Neville und lief dabei rosa an.
"Das Stimmt.",sagt Ginny nachdrücklich.
"Ginny, Neville und ich, wir waren alle drei auch da, und der ganze Unsinn mit dem Auserwählten kommt nur vom Propheten, der wie immer Sachen erfindet.",füge ich leicht angesäuert hinzu.
"Sie drei waren auch da, tatsächlich?", sagte Slughorn mit großem Interesse und blickte von mir, zu Ginny und dann zu Neville, doch wir blieben stumm wie Fische angesichts seines ermunterden Lächelns. "Ja... nun... es ist wahr, dass der Prophet häufig übertreibt, selbstverständlich...",fuhr Slughorn leicht enttäuscht fort. Er fing an etwas zu erzählen, wobei ich nicht ganz mit kam, doch merkte ich genau, dass er noch nicht mit Harry fertig war. Der Nachmittag im "Slug-Klub" zog sich hin und Harry zeigte mir mehrmals, dass er am liebsten gegangen wäre, doch nicht wusste wie, ohne unhöflich zu sein.
Doch schließlich fuhr der Zug aus einer weiteren breiten Nebelfront in einen roten Sonnenuntergang hinein, und Slughorn sah sich blinzelnd im Zwielicht um.
"Du meine Güte, es ist ja schon dunkel! Ich habe gar nicht bemerkt, dass sie die Lampen angemacht haben! Sie sollten jetzt besser alle gehen und ihre Umhänge anziehen."
Als Zabini sich am Harry vorbei drängelte und mich schnell umarmte, warf er Harry einen gehässigen Blick zu, den Harry noch gehässiger erwiederte. Genervt schob ich Blaise weiter, bis wir vor seinem Abteil waren. "Lia, ich hab noch was für dich, kommst du schnell mit in mein Abteil?", grinst er. Ohne auf eine Antwort zu warten, zog er mich mit in sein Abteil. Entschuldigend sah ich Ginny und Neville an, da Harry aus unerklärlichen Gründen nicht mehr anwesend war. Ich blicke die Leute im Abteil an, die meine Anwesenheit mit einem Schnauben kommentieren.
"Auch schön euch zu sehen, Schlangen.",lächel ich und lasse mich nicht beirren. In mir fließt selber Slytherin Blut, ich bin Teils Gryffindor, teils Slytherin nur überwiegt der Gryffindor Teil. Malfoy, der sich aufgerichtet hatte, legte seinen Kopf wieder auf Pansys Schoß, die seinen Kopf streichelte. Ich sah mich um und für einen Moment bildete ich mir ein Harrys Turnschuh gesehen zu haben, während Zabini und Goyle sich angingen. Zabini setzte sich verärgert auf seinen Platz und sah mich an. "Warum setzt du dich nicht?"
Ich schaue erst auf Malfoys Beine und dann mit hochgezogener Augenbraue in Blaises Gesicht. "Draco, setzt dich normal hin, damit Cecilia sich setzen kann.",forderte er Malfoy auf, der es zu meiner Verwunderung auch tat. Also setzte ich mich neben ihn und konnte seinen Duft aufnehmen. Aftershave und Minze, und auch wenn ich ihn nicht leiden kann, muss ich sagen, dass ich es mag.
"Bitte mach schnell Blaise, nicht dass meine Freunde denken, Malfoy hätte mich abgemurkst.",lache ich und werde fast von Pansys Blicken erdolcht. Ich kann sie nicht ausstehen, so wenig wie sie mich.
Während Pansy mich weiter mit ihren Blicken erdolcht und Malfoy seinen Arm hinter meinen Rücken auf die lehne legte, während er mich komisch ansah, kramte Blaise in seiner Tasche. Nach einigen Sekunden fand er auch schon den Gegenstand, den er dann auf den Tisch legte.
"Hier, meine Mutter weiß wie sehr du Ketten liebst, deswegen hat sie dir eine Kette gekauft, du warst aber nicht in eurem Haus an deinem Geburtstag.",lächelt er und schiebt die Schatulle zu mir.
Ich öffnete die Schatulle und fiel auch schon im nächsten Moment Blaise um den Hals. "Sie ist wunderschön, vielen Dank!" Es ist eine schlichte Silberne Kette mit einem kleinen Anhänger in der Form eines Delfines. Im dritten Jahr mussten wir gegen Dementoren kämpfen und mein Patronus war ein wunderschöner Delfin.
Ich setzte mich wieder auf meinen Sitz und versuchte mir die Kette um zu machen, doch auch nach einigen Versuchen klappte es immer noch nicht. Das schien auch Malfoy zu merken und half mir damit. Kurz lächelte ich ihn an und betrachtete die Kette an meinem Hals. "Ich werde deiner Mutter, sobald wir in Hogwarts sind, einen Dankes Brief schreiben.",lächelte jetzt auch Blaise an, umarmte ihn nochmal und verließ dann das Abteil.
In meinem Abteil zurück, war Harry erneut nicht, was mich wunderte.
"Wo ist Harry?", fragte ich verwirrt und schmiss mich neben Ron, der einen Schokofrosch aß.
"Wir haben in nicht gesehen."
Nach einer Weile des Schweigens kamen die Schulsprecher durch den Zug und sagten uns, dass wir gleich ankommen würden.
Wir zogen uns unsere Umhänge über und steckten die Zauberstäbe in die Umhänge.
Der Zug hielt an und wir stiegen in großen Massen aus. Und es kam wie es nunmal kommen musste, ich verlor meine Freunde in der Masse und fand sie erst wieder als sie in einer der Kutschen saßen, die von einem Thestral gezogen wurde. Ich muss sagen, ich bin nicht stolz darauf, dass ich sie sehen kann. Leider sah ich mit an, wie Sirius starb. Er behandelte mich immer wie seine Tochter, so wie er Harry wie seinen Sohn behandelte, obwohl er nicht mal mit mir verwandt war. Sirius war mir in den letzten beiden Jahren mehr ein Vater, als mein Vater es mir jemals sein wird. Er und ich waren gleich, er war genauso ein Blutsverräter wie ich weil er statt in Slytherin in Gryffindor war. Und jetzt ist er tot. Diese Erkenntnis traf mich erneut wie ein Schlag, deswegen fing ich mitten in der Masse von Hogwarts Schülern an zu weinen.

Secret Love | Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt