09.05.2005- 8:35 Uhr
Ich machte mich auf meine Reise bereit.Meine Sachen waren gepackt. Ich sah mich im Spiegel an und stellte fest,dass mein Gesicht schmaler geworden ist.Kein Wunder bei dem Fraß hier im Gefängnis.Doch es war mir egal wie ich aussah.Mir war es wichtig glücklich zu sein und das war ich vollkommen!Immerhin wusste ich,dass Alex genauso empfand wie ich.Er liebte mich.Ich konnte einfach nicht aufhören an ihn zu denken. Schon seit gestern Abend summte ich ein bestimmtes russisches Liebeslied.Mein Papa sang es mir immer als Schlaflied vor und erzählte mir von der großen Liebe.Vielleicht redete er so oft mit mir darüber weil er sie selber noch nicht gefunden hatte.Das hatte mein Vater alles nicht verdient.Er war für ein besseres Leben bestimmt,doch das kann er jetzt nicht mehr leben.Er ist tot.Der wichtigste Mensch meines Lebens.Ich versuchte mich zu fassen und atmete tief durch bevor aufeinmal alles über mich kam und ich bitterlich anfing zu weinen.Es wurde mir einfach alles zu viel.Ich ging ein paar Schritte zurück und setzte mich nieder auf mein Bett,
um mich zu beruhigen.,,Alles wird gut.In ein paar Stunden bist du hier raus!",versuchte ich mir einzureden. Darauf versuchte ich mich entspannt auf mein Stahlbett,dass mir schon seit Tagen auf die Nerven ging,hinzulegen und es mir gemütlich zu machen.In den letzten Tagen habe ich kaum ein Auge zu bekommen.Jetzt fiel mir wieder der Traum ein,über den ich eigentlich noch mit Alex reden wollte.Und mal wieder wollte ich nicht einschlafen, denn ich hatte Angst das ein zweiter Teil von dem Traum kommen würde.Also setzte ich mich aufrecht hin und starrte die leere Wand gegenüber von mir an. Diese Wand hatte keinen Ausdruck.
Niemand kann sie verletzen.Ein schönes Leben muss das sein,so als Wand.Sie hatte keine Gefühle. Natürlich hatte sie keine Emotionen oder hat jemand schonmal eine Wand weinen gesehen.Echt gruselig was man schon alles denkt,wenn man mal für ein paar Stunden alleine ist und niemanden zum Reden hat.Mein Blick schweifte voller Verzweiflung durch den Raum,bis ich am Fensterbrett stoppte.Denn da lag ein weiße Kreide.Ich nahm sie und hatte ein Ziel vor Augen.Ich brauchte einen Satz,der perfekt zu dieser Einrichtung passte.Wie wär's mit ,,Hölle auf Erden"?So schrieb ich auf russisch
,,Ad na Zemle" an die Wand.Jetzt fühlte ich mich schon viel besser und ich glaube die Wand auch.Plötzlich tauchte ein Mann in Polizistenkleidung vor der Zelle auf und fragte mich:,,Sind sie Kaylen Guyton?Bitte sagen Sie als Beweis das Codewort!"Wollte Alex's Komplitze nicht ein bisschen später kommen?
Verwundert sagte ich zu ihm:,,Ja das bin ich!Wollten sie nicht später kommen und was für ein Codewort?" Der Mann sagte aber fest entschlossen zu mir:,,Alexej müsste ihnen aber einen Zettel mit dem Wort oder Satz übergeben haben!"Erleichternd griff ich in meine Hosentasche,gab ihm den Zettel und entgegnete ihm:,,Sagen sie doch gleich,das sie den Zettel wollen aber trotzdem weiss ich nichts von einem Codewort."Der Mann beachtete mich garnicht und flüsterte kurz zu sich selbst:,,Aha,zu seiner Schwester Beth..." Dann schaute er mich an und entgegnete belehrend zu mir:,,Na hier ist doch der Satz!"
Er zeigte mit seinem Finger auf den Satz ,,Ich liebe dich".Ich lachte ihn an,nickte,nahm meine Sachen und folgte ihm.Nachdem er vor mich gegangen war und wir mit schnellen Schritten den Gang entlang gegangen waren,verfinsterte sich meine Minne.
Es war nur ein Codewort.Das waren nicht seine wahren Gefühle.Und ich hab mir Hoffnungen gemacht,dass auch mal jemand meine Liebe erwiedert.Es hatte sich doch so vertraut angefühlt.Und was war das mit dem Kuss?Warum hatte er das gemacht,wenn er mich nicht liebte!?
,,Kaylen?Du kannst jetzt nicht stehen bleiben.Wir müssen uns beeilen!", erinnerte der Mann mich.Bei jedem Gedanken an ihn blieb ich stehen.Na super.Doch jetzt sollte ich mich erstmal damit beschäftigen sicher aus dem Gebäude rauszukommen.Ich rannte mit meinen Sachen bepackt hinter dem mysteriösen Mann hinter her.Er kannte sich hier anscheinend sehr gut aus.Es waren so viele Gassen und Türen,dass ich sie garnicht zählen konnte und ich den Überblick schnell verlor.Als wir an der letzten Tür ankamen wartete dort ein schwarzgekleideter Mann auf mich. Der Mann,der mich aus der Zelle brachte sah den Mann mit einem finsteren Blick an,als er mich dem anderen Mann übergab.,,Ich überlasse sie dir.Bring sie so schnell wie möglich zu ihm!",flüsterte der Mann.
Zu ihm?Ich sollte doch zu seiner Schwester Beth.Vielleicht gab es noch einen Komplitzen.Ich dachte mir nichts dabei und folgte dem schwarz- gekleideten Mann ins Freie. Ich fühlte mich wie im Himmel,als ich hinaus trat.Weit und breit keine Häuser.Nur die Landschaft,der blaue Himmel,Ich und dieser komische Typ.Ich konnte es kaum fassen,dass ich frei war.Doch ich war auf der Flucht,das durfte ich nicht vergessen!Alex sagte immer, dass ich sehr vorsichtig sein müsste und mich immer absichern soll. Deswegen musste ich einfach diesen Typen fragen:,,Wer sind sie und wo bringen sie mich hin?"Der Mann drehte sich um und antwortete mit finsterer Stimme:,,Das ist doch egal.Mein Auftrag ist es nur dich an einen geheimen Ort zu bringen!"
Was?Das ist doch nie im Leben ein Freund oder Komplitze von Alex. Dieser Mann verunsicherte mich schon die ganze Zeit und mit dieser Aussage immer mehr.Und jetzt setzte dieser unbekannte Mann noch ein höhnisches Lächeln auf,was eine entgültige Warnung war.,,Na los.Gehen wir weiter.Und zwar schnell!",sagte der Mann wütend und wartete bis ich anfing zu laufen.Ich setzte einen Fuß vor den anderen,bis er sich umdrehte.
Das war meine Chance.Ich wusste was ich jetzt tun musste.So drehte ich mich hektisch um und fing an zu laufen.So schnell ich konnte.Ich rannte eine Ewigkeit.Sekunden, Minuten,Stunden.Ich wollte nicht hinter mich schauen,aus Angst,dass er mich gleich schnappen würde.Doch so schnell konnte er mich nicht einholen,denn ich war eine sehr gute Sprinterin und er nur ein kleiner und gruseliger Komplitzenklops,deswegen stellte ich mein Tempo ein.Ich blickte um mich.Niemand.Ich atmete tief durch und versuchte alles von einer guten Seite zu sehen.Doch es war nicht gut!Das war kein Komplitze von Alex,sondern von Kacper.Was mache ich jetzt hier alleine?Zurück zum Gefängnis konnte ich nicht und ich wusste auch nicht wo die nächste Stadt ist.Aber ich musste irgendwohin.Ich ging Richtung Norden,mit der Hoffnung irgendwo Leben zu finden,denn lange könnte ich hier nicht ohne Essen und Trinken aushalten.Ich sah in den Himmel und hoffte,dass das alles bald vorbei sein würde.Ein schönes Leben,wie aus
dem Bilderbuch war es nämlich nicht.Wäre mein Vater jetzt hier,würde er mir sagen,dass ich weiterkämpfen sollte.Einen Versuch war es wert,denn was tut man nicht alles um zu leben...