Coffee Notes | Lashton ✔

The last wish

Krebs ist nie wirklich verschwunden. Manchmal wartet er in den hintersten Ecken des Körpers.
Das der Krebs bei Luke einfach weg ist, haben wir beide nie geglaubt.
Man kann sowas überspielen, versuchen nicht drüber nachzudenken und einfach glücklich sein, aber im Endeffekt lauert der Feind direkt hinter einem Berg.
Die Frage ist nur, wann er stark genug ist den Berg zu überwinden und erneut anzugreifen.

Und irgendwann schafft er es und bezwingt den Berg und vernichtet alles was darum herum liegt.

,,Du weißt, dass ich nicht mehr lange habe."

,,Nein, Luke, nein. Hör auf, lass uns nicht über Zeit reden.", sagte ich verzweifelt.

Seufzend strich er sich seine eine graue Strähne hinters Ohr und lächelte mich traurig an. ,,Aber irgendwann muss ich mit dir darüber reden."

,,Wollen wir wirklich an Weihnachten über deinen letzten Willen reden?",murmelte er ärgerlich.
,,Rosalie, Alice und Jasper kommen gleich."

,,Okay", seufzte er. ,, Ich liebe dich."

,,Ich liebe dich.", brummte ich und ließ mich von ihm in seine Arme ziehen.

Ein Klingeln durchbrach die Stille.
,,Ich geh schon.", sagte Luke und ging in Richtung Tür. Währendessen huschte ich in die Küche und nahm die Gans aus dem Ofen. Ich schnitt sie auf und brachte sie in das Esszimmer. Ich zündete noch gerade die Kerzen des Weihnachtsbaumes an, bevor ich in den Flur ging um unseren Besuch zu begrüßen.

,,Hey ihr.",lächelte ich und umarmte Rosalie und Alice aufeinmal. ,,Es freut mich, dass ihr hier seit."

,,Klar doch, Dad. Sonst wird euch doch langweilig irgendwann.",grinste Alice.

Während sie beide ausgelassen mit ihrem anderen Vater redeten begrüßte ich Jasper, Alice Freund.

,,Na, wie ist es in der neuen Praxis?",fragte ich ihn neugierig, als wir ins Esszimmer gingen.

,,Das Gefühl auf eigenen Beinen zu stehen ist überwältigend.",lächelte er und setzte sich neben Alice.

Wir fingen an zu essen und es war eine ausgelassene und feierliche Stimmung. Man konnte sich es vorstellen wie in diesen amerikanischen Vorzeigefamilien.

,,So", sagte Rosalie feierlich. ,, Wir haben ein Geschenk für euch-"

,,Na super, dass kann ja was werden.", unterbrach Luke sie neckend.

,,Ha, ha, ha",sagte sie ironisch und fuhr fort.

,,Ich komm sofort wieder." Sie stand auf und verschwand aus dem Raum.

,,Was habt ihr jetzt schon wieder angestellt?",lachte ich.

,,Es war seine Idee." Sie zeigte auf ihren Freund. ,, Außerdem sollt ihr auf eure alten Tage nochmal in Schwung kommen."

,,Na hör mal, 57 Jahre sind doch noch nicht alt.",meinte ich empört.

,,Ashton Schatz, ich glaub wir haben sie falsch erzogen."

,,Da lässt sich jetzt auch nichts mehr dran ändern.",grinste Alice.

Aufeinmal hörten wir ein kurzes Kratzen und dann kam ein goldenes Fellkneul auf uns zu geschossen.

,,Nicht ernsthaft jetzt oder?", lachte Luke und sah mich an.

Vor uns auf dem Boden saß ein kleiner goldener Hund und sah uns mit großen dunklen Augen an.

Moment, er sah nicht uns an. Sondern die Gans in der Mitte des Tisches. Und da schoss das Fellkneul auf Rosalies Stuhl zu, sprang drauf, sprang auf den Tisch und hetzte auf die Pute zu. Alle Arme streckte sich nach dem Hund aus und Jasper packte ihn.

Nach diesem Vorfall wurde erstmal etwas diskutiert, ob wir das Tier wirklich behalten konnten. Und ja, wir konnten. Feierlich wurde er Felix genannt.

Am Abend verabschiedeten wir die drei und wurden mit Felix, zehn Kilogramm Futter, einem Korb und Hundespielzeug allein gelassen.
Wir hatten ihn beide ins Herz geschlossen, aber besonders Luke, weil er mit Hunden früher großgeworden war.

Als also der Hund im Körbchen und alles wieder sauber war, gingen wir schlafen.

,,Ash?",murmelte Luke.

,,Ja, was ist los?"

,,Schläfst du heute mit mir? Ich weiß nicht wie lange mir noch bleibt.." Er stockte und sah mich an. Ich nickte bloß und presste meine Lippen auf seine.

Es war pure Verzweiflung als er mich berührte. Und ich entgegnete ihr mit Angst. Angst vor dem Ungewissen davor nicht zu wissen wie viel Zeit wir noch hatten, vor der Zukunft.

,,Der Brief liegt auf dem Schreibtisch.", flüsterte er, bevor ich in seinen Armen einschlief.