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Es war Ostersonntag und Enzo und ich begannen den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück und dann mit Eier färben. Seitdem ich ihm meine Liebe gestanden hatte, antwortete er mir nicht. Das einzige was er tat, war, dass er das Licht ausmachte und mir eine Gute Nacht wünschte. Natürlich war ich traurig. So etwas wünscht man sich, glaube ich, eher nicht. Aber ich hatte nichts gesagt. Ich hatte einfach meine Augen geschlossen und hatte versucht zu schlafen. ,,Gehst du neue Eier holen?", fragte er mich. Überrascht sah ich ihn an, dann stemmte ich die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. ,,Ach sprechen wir wieder miteinander?", höhnte ich. Enzo senkte den Blick und seufzte. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sah mich wieder an. ,,Was hast du denn erwartete?" Ich schnaubte und schüttelte den Kopf. ,,Na ja. Etwas mehr als ein Gute Nacht, hätte es wohl gebracht", zischte ich, nahm ihm seinen Geldbeutel ab und verließ das Haus. Vor ein paar Tagen hatte er mir mitgeteilt, dass ich das Haus verlassen dürfe, wenn er es mir erlauben würde. Wie gut, dass heute so ein Tag war. Ich war kurz davor nur noch rot zu sehen. Was bildete sich dieser Arsch eigentlich ein? Wütend stapfte ich zur Bushaltestelle und fuhr in den Ort. Ich wusste nicht wirklich, was Enzo dazu gebracht hatte, mir zu erlauben das Haus zu verlassen, denn ich war mir sicher, dass hier noch mehr Jäger als sonst waren. Sebastian hatte ihnen bestimmt eine Nachricht geschickt, sodass mehr von ihnen angefordert wurden. Natürlich hatte ich Angst, aber ich freute mich auch endlich mal wieder raus zu kommen. ,,Miss? Wollten Sie hier nicht aussteigen?", fragte mich jemand. Verwirrt drehte ich mich um und blickte in blaue Augen. Mein Mund klappte auf und ich versuchte irgendeinen Satz zu bilden, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Die Person vor mir öffnete auch den Mund, schloss ihn aber wieder. Ein paar Sekunden später, starrte ich immer noch in diese blauen Augen. Der Bus war Mittler Weile weiter gefahren, aber es interessierte mich nicht. Plötzlich hielt der Bus und ich fiel gegen ihn. Und dann geschah es. Ich stieß ein spitzen Schrei aus und drückte ihn fest an mich. Auch Nikolai legte seine Arme um mich. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und schluchzte auf. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn noch näher an mich. Wild schlug sein Herz gegen meine Brust und sein Körper bebte durch das Weinen. Arm in Arm standen wir da, bis der Busfahrer uns rausschmiss. Als wir ausgestiegen waren, umarmten wir uns wieder und auch ich begann zu weinen. Zu groß war die Erleichterung. Zu groß war das Glück, dass er weiter gesucht hatte. Zu groß war diese Überraschung, dass all das Hoffen etwas gebracht hatte. Tränen liefen mir über die Wangen. Die Tränen, die ich seit einigen Monaten schon hätte weinen müssen. Nikolai strich sanft über meinen Kopf und versuchte damit mich und sich zu beruhigen. Als die Tränen versiegt waren, schob er mich ein Stück von sich und sah mir in die Augen. Er beugte sich vor, um mich zu küssen, doch ich legte meine Hand auf meinen Mund, sodass seine sanften, weichen Lippen auf meinen Handrücken trafen. ,,Ich...ich kann nicht. Es...ich...es tut mir leid...aber", stotterte ich und hob die Hand, um meinen Nasenrücken zu massieren. Mein Professor seufzte. Dann begann er zu sprechen:,, Ist schon okay. Du...du hast dich verändert. Siehst älter aus. Noch schöner. Noch stärker. Aber was habe ich erwartet? Du läufst hier seit langer Zeit alleine durch die Gegend. Du hast dich alleine durch gekämpft. Jetzt können wir zurück Arielle. Jetzt können wir wieder nach Hause. Und dann kann alles sein, wie es mal war. Es kann wieder ein Uns geben..." Ich unterbrach ihn. ,,Es wird nie wieder ein Uns geben, Nikolai. Da wird nie wieder etwas zwischen uns sein. Wir hätten das ganze nie anfangen sollen. Wir hätten nie ein Date haben sollen, hätten nie zusammen kommen dürfen. Was haben wir uns denn dabei gedacht? Dass das klappen kann? Eine Beziehung zwischen einem Professor und seiner "Schülerin" hätte nie gut gehen können. Es tut mir leid. Aber ich mache Schluss...obwohl man das nicht mal so nennen kann", bevor ich weiter sprechen konnte, begann er wieder zu sprechen. ,,Wieso kann man es nicht so nennen?", fragte er. ,,Gehen wir mal davon aus, dass ich jemanden gefunden habe, den ich überalles liebe. Gehen wir davon aus, dass ich seit langer Zeit bei ihm wohne und er mich vor jemandem gerettet hat...Wie nennt man es dann?", fragte ich und sah auf den Boden. ,,Gehen wir davon aus, dass es so ist. Dann nennt man es Betrügen. Dann hast du mich betrogen. Und dann bringt Schluss machen auch nichts mehr", raunte er heiser und hob mein Kinn an. ,,Gehen wir davon aus, dass du mir die Wahrheit erzählt hast. Gehen wir davon aus, dass du wirklich jemand neuen hast. Dann muss ich damit klar kommen. Aber ich habe dir immer alles Gute gewünscht. Und das wünsche ich dir immer noch. Wie hat Johnny Depp noch so schön gesagt: Wenn du zwei Menschen zur gleichen Zeit liebst, dann entscheide dich für den Zweiten, denn wenn du den Ersten wirklich geliebt hättest, hättest du dich nicht in den Zweiten verliebt. So scheint es ja zu sein. Also geh. Ich werde dich hier lassen, auch wenn es vollkommen verantwortungslos ist. Aber du bist erwachsen. Du weißt, wie du leben willst", meinte er und drehte sich kurz weg. ,,Johnny Depp sagte aber auch: Du kannst deine Augen schließen vor den Dingen, die du nicht sehen willst. Aber du kannst nicht dein Herz vor den Dingen schließen, die du nicht fühlen willst. Also sag mir, wie sehr ich dich verletzte. Sag mir wie dumm ich bin. Sag mir, dass du mich hasst", forderte ich und zog die Augenbrauen zusammen. Was taten wir denn hier? Zitate vo Johnny Depp zitieren, weil uns selbst nichts besseres einfiel? ,,Natürlich tut es mir weh, Arielle. Aber ich kann nichts ändern. Warum sollte ich dich anlügen? Warum sollte ich dir sagen, dass ich dich hasse, wenn ich es nicht tu? Hass ist ein zu großes Wort. Ein zu großes Gefühl. Niemals könnte ich dich hassen. Vielleicht bin ich wütend. Aber nichts außer der Liebe, ist mit Hass zu vergleichen", sagte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. ,,Bleiben wir Freunde?" Ich sah wie er schluckte und wusste, dass ich diese Frage niemals hätte stellen sollen. ,,Oscar Wilde sagte einmal, dass zwischen Männern und Frauen keine Freundschaft möglich ist. Es gibt Leidenschaft, Hass, Liebe, Verehrung aber keine Freundschaft. Oscar Wilde war ein Schriftsteller, der sich von Shakespeare hat beeinflussen lassen. Und wir wissen beide, dass Shakespeare ein sehr weiser Mann war. Somit ist Oscar Wilde es bestimmt auch gewesen. Was ich damit sagen will, ist dass es nicht möglich ist. Wir sehen uns jetzt das letzte Mal. Ich will keine Freundschaft. Lieber liebe ich weiter vor mich hin", antwortete er und zog mich dicht an sich. Unsere Nasenspitzen berührten sich. ,,Ein letzter Kuss." Und schon lagen seine unglaublich perfekten Lippen auf meinen. Unsere Lippen passten zusammen. Schon fast wie ein Schlüssel-Schloss-Prinzip in der Biologie. Übernatürlich langsam bewegten sich seine Lippen auf meinen und ich hatte Angst meine zu bewegen, weil ich sonst seinen Rhythmus durcheinander bringen würde. Seine rechte Hand hielt mein Kinn fest und seine linke lag an meiner Taille. ,,Ich liebe dich Arielle", hauchte er und drehte sich dann um. Ein Schluchzen glitt über meine Lippen, als ich ihm hinterher sah.

Lighters - Scars ForeverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt