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Jessie an meiner rechten Seite, Delaney an meiner linken Seite und Victoria hinter mir. Mit langen Schritten durchquerten wir die Eingangshalle und suchten nach dem Hörsaal, in dem jetzt unser Vortrag gehalten werden musste. ,,Oh man....ich habe so kein Bock", seufzte Jessie und fuhr sich gelangweilt durch das braune Haar. Ich grinste sie schräg an. ,,Komm schon Babe. Wir haben dafür so lange gelernt", meinte ich und öffnete die Tür. Unser Professor sah uns vorwurfsvoll an. ,,Aha. Das sind Sie ja", sagte er sauer und bat uns nach vorne.

Unser Vortrag war super und als es zur Pause klingelte, verließen alle den Raum. Alle, außer ich. ,,Warum seit ihr zu spät gekommen?", fragte Nikolai mich und räumte seine Tasche ein. ,,Wir sind immer zu spät", antwortete ich ihm und stand auf. Langsam lief ich auf ihn zu und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auszudrücken. Schnell packte er mich am Hinterkopf und zog mich an den blonden Haaren näher an sich. ,,Mhm...du riechst mal wieder unwiderstehlich", murmelte er und grinste mich an. ,,Genauso wie du", gab ich zurück. Als sich die Tür öffnete, sprang ich sofort einige Schritte zurück. ,,Nicolai...wir müssen los", sagte Frau Duncan und als sie mich sah, sah sie peinlich berührt auf den Boden. Mein Gott diese Frau musste eindeutig ihr Selbstbewusstsein steigern. ,,Ich bin gleich da Agatha. Warte noch. Ich muss was mit Miss Jelen klären", meinte Nicolai und Frau Duncan verließ den Raum. ,,Was hast du heute noch vor?", fragte mein Professor. ,,Mhm..eigentlich dachte ich, wir treffen uns heute bei mir", murmelte ich und küsste ihn wieder kurz. ,,Ich habe heute keine Zeit Arielle. Aber am Wochenende", sagte Nikolai und sah mich entschuldigend an. ,,Ist okay. Dann am Wochenende", meinte ich und verließ winkend den Hörsaal. ,,Arielle...man wo warst du?", fragte Viktoria mich keuchend und strich sich eine, vom Schweiß verklebte, rote Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Bei Nikolai", antwortete ich und grinste schräg.
Auf dem Pausenhof setzte ich mich neben Delaney, die sofort auf mich einredete:,, Freust du dich auch so auf die Studienfahrt? Ich freue mich auf jeden Fall. Und dann bin ich endlich mal in Spanien. Da wollte ich schon immer hin." Ich schüttelte amüsiert den Kopf. ,,Ja, ich freue mich auch. Glaub mir. Endlich können Nicolai und ich etwas zusammen unternehmen", raunte ich verträumt. ,,Ich komme irgendwie immer noch nicht damit klar, dass du mit unserem Professor zusammen bist", murmelte Jessie und biss in ihren Apfel. ,,Er ist halt süß. Und außerdem habe ich ihn nicht als Lehrer kennengelernt, sondern im Schwimmbad. Na ja...da war er mein Schwimmlehrer, aber das zählt nicht. Er hat mich so ausgelacht, als er erfahren hat, dass ich Arielle Jelen heiße. Wie die aus dem Disney Film?', hatte er gelacht. Oh man....Und ich weiß noch, wie er ausgerastete ist, als er gesehen hat, dass ich seine Schülerin bin", erzählte ich leise und begann Delaney's schwarzes Haar zu flechten. Das tat ich immer, wenn ich vor mich hin träumte. ,,Arielle hör auf", maulte sie und zog mir ihr Haar aus den Händen. Kopfschüttelnd beobachtete ich die anderen Schüler. Viele saßen auf den Bänken und genossen das schöne Wetter. Ich konnte sie verstehen. Endlich war es mal wieder schön. ,,Leute...die nächste Vorlesung beginnt", sagte Victoria und lief schon wieder los. Sie war die Jüngste von uns, weil sie eine Menge an Klassen übersprungen hatte und deswegen wollte die kleine Streberin immer pünktlich zu allen Vorlesungen kommen. Aber wir liebten sie so wie sie war.

Mitten in der Vorlesung bekam ich eine SMS von Nicolai alias Professor Venti. Seine Eltern kamen aus Italien, was der Grund für seinen Nachnamen war. Ich werde morgen um achtzehn Uhr bei dir erscheinen ;-) schrieb er und ich schrieb lächelnd zurück. Ich freue mich schon. Kann es jetzt kaum noch erwarten. Ich liebe dich <3
,,Du solltest dich konzentrieren",meinte Victoria und stieß mir ihren Ellenbogen in die Rippen. ,,Autsch...Fick dich Tori", fluchte ich und hielt mir die Hand an die Seite. ,,Wollen Sie uns etwas mitteilen Miss Jelen?", fragte unser Biologie Professor. ,,Ja...nein...alles okay", stotterte ich überfordert. ,,Ich denke, Sie werden heute um sechzehn Uhr bei Professor Venti nachsitzen", meinte er und begann wieder zu sprechen. Ich rollte genervt mit den Augen und sah zu der rothaarigen Hexe neben mir. ,,Könntest du mir später bitte deine Aufzeichnungen geben?", fragte ich sie. Victoria sah mich an, seufzte und nickte dann. ,,Ja, natürlich. Aber pass das nächste Mal einfach besser auf", flüsterte sie und ich nickt ergeben.
Am Nachmittag betrat ich den Saal, in dem ich bei Venti nachsitzen sollte. ,,Ach Arielle. Was hast du jetzt schon wieder angestellt?", fragte er mich und zog die Augenbraue hoch. ,,Meine beste Freundin etwas zu laut beleidigt", antwortete ich Nikolai und setzte mich auf einen Stuhl. Mein dunkelblonder sexy Professor schritt auf mich zu und zog mich in seine Arme. ,,Mhm...vielleicht sollte ich dich bestrafen", hauchte er und ich bekam eine Gänsehaut. Als er meinen Nacken küsste, war es um mich geschehen und ich stöhnte laut auf. ,,Schhht...man", grinste Nikolai und lief zu seiner Tasche. ,,So, du schreibst jetzt den ganzen Text in schön Schrift ab. Und wenn du fertig bist, dann kannst du gehen", erklärte er und reichte mir einen Zettel, der Doppelseitig beschriftet war. ,,Du willst mich verarschen", keuchte ich erschrocken. ,,Also erstmal duzt man seine Lehrer nicht und außerdem beleidigt man sie nicht", sagte Professor Venti und grinste mich boshaft an. ,,Da bekommen Sie am Wochenende zurück. Morgen Professor wünschen Sie sich, dass Sie nie geboren wurden?", murmelte ich und begann den Text abzuschreiben. Da ich aber ein Mädchen war, das nicht damit gesegnet war, schön zu schreiben, musste ich den Text mindestens fünf Mal neu anfangen. Nach fast zwei Stunden war ich dann fertig und reichte Nikolai den Text. ,,Bis dann", zischte ich sauer und funkelte ihn böse an. Mein super heißer Professor zog mich in seine Arme und sah mich entschuldigend an. Reue blitzte in seinen Augen auf und ich hatte ihm sofort verziehen. Sanft küsste ich seine Lippen und hauchte ihm entgegen:,, Wir sehen uns." Dann machte ich mich auf den Weg in meine Wohnung, wo mein Hund Dobble auf mich warten würde. Und das tat er. Als ich die Tür aufschloss, sprang er mir entgegen und ich kippte nach hinten. Lachend kraulte ich den Labrador hinter den Ohren. ,,Ah...meine Schwester ist zu Hause", hörte ich eine Stimme. ,,Yannis", fauchte ich und war sofort auf den Beinen. ,,Warum gleich so sauer Schwesterchen? Es ist doch alles gut. Ich dachte, ich besuche dich mal. Wir haben uns solange nicht mehr gesehen", meinte er und grinste dreckig. ,,Du stinkst nach Rauch und Alkohol", raunte ich ihm zu und lief an ihm vorbei, um mir einen Kaffee zu kochen. ,,Und du bist nett wie eh und je", gab er zurück und ließ sich auf das Sofa fallen, welches ein knackendes Geräusch von sich gab. ,,Was willst du hier?", fragte ich ihn sauer und setzte mich ihm gegenüber auf einen Sessel. ,,Ich brauche Geld. Ich habe hohe Schulden bei einem alten Bekannten", antwortete er, als sei es das Normalste der Welt. ,,Und warum glaubst du, dass ich es dir geben würde?" ,,Als ob ich es möchte, dass du es mir besorgst", lachte er. ,,Ich denke du solltest gehen Yannis. Du weißt genau, wie ich es meinte", zischte ich und stand auf. Mein Bruder erhob sich ebenfalls und funkelte mich wütend an. Angeekelt starrte ich auf seinen dicken Bauch, der unter seinem Pullover heraus hing, als er aufgestanden war. Schnaufend ließ ich mich wieder auf den Sessel sinken und mein 'Schoßhündchen' sprang auf meinen Schoß. ,,Also. Warum glaubst du, würde ich dir Geld geben?", fragte ich erneut. ,,Weil ich dein Bruder bin", antwortete er. ,,Das hat dich aber sonst auch nie interessiert. Für dich war ich immer nur Abschaum. Das schwarze Schaf", erklärte ich und sah in seine grauen Augen. Sein langes, fettiges Haar, fiel ihm in die Augen und er sah gequält auf den Boden. ,,Ich werde gehen", meinte er, erhob sich und lief zur Tür. ,,Dad hat mich immer gezwungen. Er mochte dich nicht, also durfte ich dich auch nicht mögen", sagte er noch und verließ dann meine Wohnung. Seufzend sah ich ihm kurz hinterher und begann dann meinen Kaffee zu trinken.

Lighters - Scars ForeverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt