Ich nicke langsam, nachdem ich sein Gesagtes verstehe.
"Jeder, Adina, hast du mich verstanden?", fragt er mich nochmal und sieht mich durchdringlich an.
"Ja. Lass uns hinter."
Meine Stimme zittert, aber nicht mehr aus Angst. Pure Entschlossenheit erfüllt mich, als ich die Toilettentüre öffne und über den leereb Gang laufe.
"Warte, hier, ich habe noch eine Maske für dich", sagt Colin, der hinter mir läuft.
Ich winke ab und schüttele mit dem Kopf.
"Sie sollen mein Gesicht ein letztes Mal sehen, bevor sie elendig verrecken", zische ich wütend.
Colin zögert und packt seine Maske dann schließlich auch zurück in den Rucksack.
Wir erreichen den hinteren Teil der Schule und verstecken uns in einem leeren Klassenzimmer, dessen Tür glücklicherweise offen ist.
Mein Herz pocht und wir warten schweigend auf den Gong.
Leise lacht Colin auf. "Wir könnten Legenden werden, Adina. Wir würden niemals sterben, da unsere Namen noch generationenlang im Gedächtnis der Menschen verankert bleiben würden", träumt er leicht euphorisch und ich lächele zaghaft.
Dann, kurz vor 09:20 ertönt der Gong. Unser Startsignal.
"Lass sie erst in die Halle laufen. Ein paar Minuten."
Ich nicke und betrachte solange die Waffe in meiner Hand.
"Sie ist geladen, hier hast du Munition", meint Colin und drückt sie mir in die Hand. Schnell lasse ich sie in meiner Jackentasche verschwinden.
"Du musst sie immer zuerst entsichern. Das machst du hier", erklärt er mir und zeigt mir dabei, wie ich die Waffe zu halten habe.
Nervös hole ich tief Luft und nicke hastig.
Ich höre die Schüler herumschreien und lachen.
Ein verbittertes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, als ich daran denke, dass das Lachen gleich zu Schreien wird. Sie werden Schreien wollen.
So, wie ich schreien wollte, als alles über mir zusammenbrach.
Ich nähere mich der Tür und lausche.
"Was machen wir, wenn die Polizei kommt?", frage ich leise. Colin schweigt kurz konzentriert und zuckt dann mit den Schultern.
"Jeder Mensch trägt die Verantwortung für seine eigenen Taten. Wir lassen uns abführen", antwortet er schließlich und ich blicke ihn schockiert an.
Der Gedanke, dass meine Eltern mich dann so sehen würden, nach einem Amoklauf, stimmt mich traurig. Jedoch vergesse ich die zweifelnden Gedanken ganz schnell, denn es geht um hier und jetzt.
"Bereit?", fragt mich Colin, und während meine Stimme vor Aufregung ganz zittert und das Adrenalin durch meinen Körper strömt, hört er sich an, als wäre es für ihn eine Sache, die er zweimal täglich erledigte.
Ich nicke langsam. "Bereit", flüstere ich und meine Finger schließen sich noch fester um die kühle Waffe in meiner Hand.
Er zögert kurz, bevor er dann die Türe öffnet und fest entschlossen raus tritt. Die Waffe verdeckt er noch so gut es geht hinter seinem Rücken und ich tue es ihm nach.
Die meisen Schüler befinden sich bereits in der Pausenhalle und der Lärm fühlt sich plötzlich unerträglich an.
Zielsicher läuft Colin die Treppe runter und ich folge ihm. Langsam verwandelte sich meine Angst in Mut und meine Nervösität in unglaublich große Wut.
Ich lasse die Blicke über die Menge gleiten, einige werfen uns bereits spöttische Blicke zurück.
Ray und seine Gruppe haben seit Jahren ihren Stammplatz und genau dort befinden sie sich.
"Hey, guckt mal wer da ist!", höre ich einen Schüler rufen, der sich noch relativ jung anhört, doch kann nicht sagen, wer das ist.
Durch den Ruf werden nun auch Ray und der Rest auf uns aufmerksam. Auch Jade mustert mich nun und sieht mich an, als wäre ich irgendeine Bazille.
Meine Hand beginnt zu pochen, während ich blitzschnell beide Hände mit der Pistole in der rechten ich meine Hoodietasche vorne stecke.
"Ach, die zwei Vollidioten", beginnt Ray. "Traust du dich auch mal wieder zu kommen, Adina? Ehrlich, ich habe selten so eine Pussy wie dich gesehen", spottet er und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Sein grinsendes Gesicht treibt mich zur Weißglut.
"Hast du noch irgendwas zu sagen, Ray?", fragt ihn nun Colin und ich weiß, dass es gleich losgehen wird.
Nun richtet Ray seinen Blick auf ihn und lacht. "Was soll ich dir denn zu sagen haben, du Stück Scheiße? Sei froh, dass du überhaupt mit mir reden darfst."
"Wenn du dir sicher sein willst, dass sie sterben, ziel auf den Kopf, das Gesicht, den Brustbereich und höchstens noch auf die Organe", flüstert mir Colin leise zu und ich nicke verständnisvoll.
Dann hebt er seine Hand und richtet die Waffe auf Ray, der nun verwundert die Hand hochhebt. Ein Raunen geht durch die Menge und einige fangen an zu kreischen. Ich grinse.
"Du kranker Vollidiot, was hast du denn für Gedanken?", fragt Ray verwirrt und lacht verächtlich.
"Das traust du dich doch sowieso nicht, also runter damit", meint er und dreht sich zu seinen Freunden um, die er anlacht.
Genau in diesem Moment drückt Colin ab und die Kugel bohrt sich durch Ray's ekelhaften Körper.
Laute, verzweifelte Schreie ertönen und ich sehe all die schockierten Blicke.
Der zweite Schuss fällt um 09:27 Uhr.
Ray sackt zusammen und dann bricht die Panik aus. Sie fangen an zu rennen, wie verrückt gewordene Hühner in ihren Käfigen und Colin beginnt, in die Menge zu schießen.
Ich ignoriere das Gefühl, dass ich hier etwas verdammt falsches tue und hebe nun ebenfalls meine Waffe an. Mein Visier liegt immer noch auf der Gruppe von Ray, die starr und mit offenem Mund auf Ray hinabsieht und dann anfängt zu flüchten.
"Schieß doch, Adina!", ruft mir Collin zu und ich atme tief ein und aus, bevor ich abdrücke.
Der erste Schuss trifft nichts, weshalb ich nun auf Jade zugehe, die erstarrt, als sie mich bemerkt.
"Adina", flüstert sie leise. "Wir sind doch Freunde."
Völlige Fassungslosigkeit spiegelt sich in ihrem Gesicht und ich lache sie bitter aus. "Wir waren Freunde, bevor du mich verraten hast", zische ich und richte die Waffe auf sie. Ohne weiter nachzudenken, drücke ich ab und treffe.
Sie hält sich die Hand an die Wunde und beginnt zu schreien.
Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und ein gutes Gefühl macht sich in mir breit. Ein erleichtertes, befriedigendes Gefühl.
Ich wende mich ab und fange an, wild zu schießen, während ich nichts mehr aus meiner Umgebung mitbekomme. Menschen fallen um, kreischen und ein kleines Massaker entsteht vor mir. Ein schönes Massaker, denn jeder hier verdient es.
Der letzte Schuss fällt um 09:40 Uhr, als Colin das letzte Mal abdrückt und einen weiteren Kumpel von Ray trifft, der sich unter dem Tisch versteckt.
Dann hören wir die Sirenen und atmen erleichtert aus. Ich sehe ihn an und schließe ihn dann in die Arme, was ihn kurz versteifen lässt.
Die Schüler, die noch im Raum sind, bekommen keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt und die Waffe, die sowieso nachgeladen werden muss, verschwindet in Colins Tasche.
Glücklich sehen wir uns an, während die Sirenen immer näher kommen.
"Es ist vorbei."
Adina und Colin, zwei Teenager, die auf die selbe High School gehen und sich wegen einem dummen Vorfall näher kennenlernen. Eigentlich sollten sie untergehen in der Menge, doch das tun sie nicht. Adina und Colin haben sich gewehrt. Adina und Colin werden nie vergessen werden.
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Short Story"Wir könnten Legenden werden. Wir würden niemals sterben, da unsere Namen noch generationenlang im Gedächtnis der Menschen verankert bleiben würden" -