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Ich kann nicht atmen. Die Luft ist zu dick und scheint kaum durch meine Atemwege zu gelangen. Es fühlt sich an als würde ich an der Luft ersticken. Ich ringe nach Luft, versuche zu atmen, aber es funktioniert nicht. Es wird nur noch schlimmer. Es ist keine Luft. Es ist Gas. Das Gas verstopft meine Lungen und es fühlt sich an, als es meine Nase zu kleben würde. Ich rolle mich auf die Seite und versuche mit der Bettdecke die Lust zu filtern. Doch es funktioniert nicht. Das Gas brennt einfach ein Loch in die Decke und dringt wieder durch meinen Mund um ihn zu verstopfen. Ich schaue zu Luke. Ist er schon tot? Warum höre ich nichts von ihm? Kann er mir helfen? Ich will nicht ersticken! Doch Luke liegt nicht in seinem Bett. Sein Bett ist leer. Ich krieche von den Sofa und versuche, ob ich dort besser Luft bekomme. Doch ich krache hart auf den Boden. Durch die fliehende Luft, habe ich mich nicht auffangen können und bin hart auf den Betonboden geknallt. Mein Gesicht tut weh und meine Nase blutet von den Aufschlag. Plötzlich dreht mich etwas wieder auf den Rücken. Es packt hart und groß und lässt mich hart auf den Rücken fallen. Keira. Ich versuche was zu sagen, doch das Gas schnürrt mir weiterhin die Kehle zu, sodass ich nicht reden kann.
"Warum bist du nicht tot?", schreit sie mich an, "du bist nichts wert du hättest streben sollen! Du bist ein Loser!" Sie tritt mich und zieht mich an meinem Shirt hoch.
"Du hast es nicht verdient gerettet zu werden! Du bist nur eine Schande!", erneut tritt sie auf mich. Es trifft mich so hart, sodass ich Blut auf den Boden spucke. Auf einmal kann ein wieder atmen. Das Blut hat meine Atemwege blockiert. Auch plötzlich fängt meine Nase an zu bluten. Sie blutet so stark, dass sich bald mein Shirt dunkelrot färbt.
"Das hast du verdient!", Keira lacht, "du solltest leiden! Weißt was, dass gefällt mir sogar besser, als wenn du Selbstmord begehst!"
"Den so können wir entscheiden, wann du genug gelitten hast!", auf einmal steht meine Mutter neben Keira und lacht.
Erneut spüre ich Würgereiz und muss erneut Blut spucken. Mein ganzer Körper schmerzt. Auf einmal spüre ich starke Schmerzen an meinem linken Arm und sehe wie die Haut aufreißt, als würde jemand mit einem Messer sie aufschneiden. Ich schreie vor Schmerzen.
"Mach, dass es aufhört", flehe ich Keira und meine Mutter an, "bitte!"
Sie lachen nur. Ich spüre einen ungeheuerlichen Schmerz an meinem Bauch und mein Shirt saugt sich weiter mit Blut voll. Ich hebe mein Shirt und sehe eine triefende Wunde an meiner rechten Seite meines Bauches.
"Bitte, hört auf!", schreie ich sie an, "warum tut ihr mir das an?! Macht das es aufhört!"
Keira lacht: "Gut, ich beende deine Schmerzen!"
Mit einem höhnischen Lachen holt sie eine Pistole auf ihrer Hosentasche, zielt auf mich und drückt ab.

Ich schrecke hoch. Die Sonne scheint in Lukes Wohnung. Ein Traum. Es war alles nur ein Traum. Wie jede Nacht. Diese Träume verfolgen mich, seitdem Luke mich gerettet hat. Jede einzelne Nacht. Ich schaue mich um. Luke scheint wohl nicht da zu sein. Wahrscheinlich ist er wieder draußen und holt was zu Essen oder so. Mein Blick fällt auf den Boxsack und dann auf meinen Oberkörper, der immer noch von blauen Flecken und Blutergüssen verziert ist. Ich muss was gegen diese Träume tun. Ich was machen, dass ich mich nicht mehr so schwach fühle. Ich stehe auf und gehe zu dem Boxsack. Ich betrachte ihn und streiche leicht über das kalte Leder. Ich hole langsam aus und schlage fest auf den Boxsack. Gleich spüre ich einen Schmerz durch meinen Körper fahren und muss die Luft anhalten. "Ignorier den Schmerz. Du bist nicht schwach!", rede ich mir zu und erneut schlage ich auf den Boxsack ein. Er bewegt sich kaum, aber dafür muss ich mich wegen der Schmerzen zusammen krümmen.
"Du bist nicht schwach!", wiederhole und diesmal etwas lauter. Diesmal schlage ich mit noch mehr Kraft und versuche den Schmerz so gut wie es geht zu ignorieren. Ich schlage noch stärker und der Boxsack schwangt leicht. Diesmal spüre ich den Schmerz kaum, weil ich mich intensiv auf den Boxsack konzentriere. Ich hole aus und gebe dem Boxsack einen kräftigen Tritt. Es fühlt sich irgendwie gut an, irgendwo seinen Frust rauszulassen und den Schmerz zu ignorieren. Es nicht einfach alles runterzuschlucken. Ich atme tief ein und verpasse dem Ding gleich eine Reihe von Tritten und Schlägen. Dieses Mal schwingt er richtig. Es ist ein befriedigendes Gefühl. Ich wiederhole Schläge und Tritte und merke, wie ich von selbst mehr Kraft rein stecke. Ich kann irgendwie so meinen Kopf freikriegen. Ich habe das Gefühl so meine Gefühle; Wut, Trauer, Enttäuschung richtig rauslassen zu können. Ich verpasse dem Boxsack einem kräftigen Tritt und er schwingt richtig aus.
"Ich bin nicht schwach!", sage ich laut, "nicht mehr! Nicht in diesem Leben!"

A/N: ich freue mich schon so im nächsten Kapitel euch jemanden vorzustellen! Also seid gespannt!
Xx Ju

Disappear | cakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt